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Kölner Rapper bringen kalifornische HipHop-Stimmung nach Deutschland

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Mit dem Album "Das dritte Auge" meldet sich am kommenden Montag das Kölner Trio "Die Firma" wieder zu Wort. Darauf transportieren die Rapper kalifornische HipHop-Partystimmung nach Deutschland.

Köln (ddp-nrw). Die 16 Stücke spannen einen Bogen von Partynummern über politischen Stellungnahmen bis zu melancholischen Stücken. Die Verse leben von der Dichte der Metaphern und Vergleiche oder erzählen verworrene Geschichten.

"Exquisite Speise wie frische Salate und Zutaten/Steaks, die in der heißen Glut braten/Typen werfen Basketbälle, Ladies bewegen die Fahrgestelle/Zu Beats, die die Boxen sprengen" - mit diesen Versen aus dem Stück "Straßenfest" transportiert das Kölner Trio "Die Firma" auf seinem neuen Album "Das dritte Auge" kalifornische HipHop-Partystimmung nach Köln-Porz. "Das war früher häufig so", sagt der Rapper Def Benski und beschreibt, wie der Text zusammenkam: "Einer hat seine Anlage rausgestellt und das ganze Viertel bewegte sich auf den Punkt zu, von dem die Musik kam."

In den Augen des 29-Jährigen hat Nordrhein-Westfalen und speziell Köln eine große Bedeutung für die Entwicklung des deutschen HipHops. Bevor gereimter Sprechgesang kommerziell erfolgreich wurde, stellte die Domstadt Ende der 80er Jahre den Treffpunkt für Graffiti-Sprayer, Breakdancer und Rapper aus der ganzen Republik dar. Dazu stießen auch Def Benski und MC Tatwaffe, die in den Formationen "Das ÄI-Team", "C.U.S" und "Das Duale System" ihre Rap-Lehrjahre bestritten. 1996 planten die beiden dann, gemeinsam ein Album mit verschiedenen Produzenten aufzunehmen.

Erste Anlaufstation war Daniel Sluga alias Fader Gladiator, der sich zu der Zeit auf der Suche nach einer neuen Crew befand. Das Stück "Todeskuss" geriet so zum Testlauf der Firma. Anschließend bastelten die drei zwei Jahre lang an ihrem gemeinsamen Nenner, der dann "Spiel des Lebens/Spiel des Todes" hieß. "Dieses Album war damals viel komplexer und schwerer als der bisherige Standard. Deshalb lehnten es die großen Plattenfirmen ab", berichtet Benski. Folglich kratzte Fader Gladiator sein letztes Geld zusammen, um das eigene Label "La Cosa Mia" zu gründen und das Debüt zu veröffentlichen.

"Wir waren dann viel auf HipHop-Jams unterwegs, und das Album hat sich ganz gut herumgesprochen", sagt Benski. Angesichts der für diese Verhältnisse unglaublichen Zahl von 30 000 verkauften Platten wurden die großen Firmen plötzlich wach. Entsprechend stieg das Nachfolgealbum "Das zweite Kapitel" auf Platz acht in die deutschen Albumcharts ein. Das Label "La Cosa Mia" ermöglicht heute weiteren Kölner Rappern wie Nesti oder Gianni eigene Produktionen.

Mit der neuen Platte "Das dritte Auge" meldet sich am Montag "Die Firma" wieder selbst zu Wort. Die 16 Stücke spannen einen Bogen von Partynummern wie "Hör ma" über politische Stellungnahmen wie "Kein Ende in Sicht" bis zu melancholischen Stücken wie "Abschiedsbrief". Mal leben die Verse von der Dichte der Metaphern und Vergleiche, dann wieder erzählen Def Benski und Tatwaffe eine verworrene Geschichte: "Wir sind total filmfanatisch und spinnen deshalb gerne mal eine Verschwörungsstory mit offenem Ende zusammen."

Diese Vielseitigkeit resultiert aus den drei unterschiedlichen Charakteren der "Firma". Fader Gladiator erweist sich als Freund üppiger Arrangements mit Synthesizern, Streichern oder Funk -Einflüssen, während Tatwaffe Experte für die verkopften Texte ist, in denen er etwa seinen Standpunkt zu den Ursachen der Anschläge vom 11. September darlegt. Er hat sich viel mit den Hintergründen der Religionen beschäftigt und auch früher schon auf die Konfliktpunkte hingewiesen.

Benski betrachtet sich nicht als Vokalakrobat, sondern seine Texte kommen aus dem Bauch. So entstand auch "Abschiedsbrief": Den Text habe er in einer einzigen Nacht geschrieben, beschreibt er. "Alles erschien mir so dunkel und abweisend, da hat sich mir der Magen umgedreht, und das kam dabei raus."

Christian Herrendorf
(www.lacosamia.de)
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