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Seit mehr als zwei Jahren wird an einer elf mal elf Meter großen Orgel gebaut. Bis Anfang Mai wird das Instrument nun in der Philharmonie für Westfalen, die im September eröffnen soll, aufgebaut.
Dortmund (ddp-nrw). Die größte Pfeife im neuen Dortmunder Konzerthaus misst knapp sieben Meter. Die kleinste bringt es noch nicht mal auf einen Zentimeter. Beide Modelle zählen zu der "Königin der Instrumente", zu der ersten Konzertorgel in Dortmund überhaupt. Seit mehr als zwei Jahren wird an dem elf mal elf Meter großen Instrument gebaut. Bis Anfang Mai wird das Instrument nun in der Philharmonie für Westfalen, die im September eröffnen soll, aufgebaut.Doch ehe das zwanzig Tonnen schwere Konstrukt aufgestellt wird, musste zunächst ein eigenes Gerüst wachsen. Alleine das bringt es schon auf drei Tonnen Gewicht. Jetzt wird viel Wind gemacht: Die sechs Mitarbeiter des renommierten Orgelbauers Klais installieren die Windladen. Zwölf Meter schraubt sich die Orgelbaustelle in die Höhe. Sind die - natürlich lautlosen - Motoren und die Windkanäle fertig, können die Pfeifen kommen.
Mehr als 5000 Stück werden unter Aufsicht von Josef Pick dann eingebaut und vor allem intoniert. Der Orgelmonteur freut sich schon auf den ersten Ton: "Das ist das Richtfest für jede Orgel." Und zu einem Richtfest gehört auch bei einer Orgel ein Glas Sekt. Dann beginnt die Feinarbeit. "Dafür brauchen wir hier natürlich absolute Ruhe."
Die Stirnfalte von Oberpolier Bodo Weil wird noch ein bisschen tiefer: Absolute Ruhe auf einer Großbaustelle wie dem Dortmunder Konzerthaus ist so eine Sache. "Wir werden das im Bauplan berücksichtigen müssen, aber der ändert sich ja stündlich", sagt er. Die Intonation der romanischen Orgel ist die Geburtsstunde des Klangbilds. "Dann bekommt die Orgel erst ihren Charakter", erläutert Pick.
Dabei muss nicht nur jede einzelne Pfeife klingen - alle Töne müssen im wahrsten Sinne aufeinander abgestimmt werden. Unterstützt wird die Akustik durch zwölf Klangsegel unter der Decke. Sie reflektieren die Schallwellen, die besonders bei Orgeln sehr langsam sind. Wie die Segel gehisst werden, hängt auch vom Konzert ab. Denn die Mammutorgel der westfälischen Philharmonie kann beides: als Soloinstrument den Raum beschallen und sich in das Orchester einfügen.
"Schließlich soll das Instrument für das viele Geld auch arbeiten", sagt Ulrich Hauschild von der Intendantur des Hauses. Für die verschiedenen Klanganforderungen wurden drei spezielle Hochdruckregister eingerichtet, der Winddruck wurde verdoppelt und schafft es auf 180 Millimeter Wassersäule. "Das ist eigentlich ein Windhauch", erläutert Pick. Erreicht wird so ein besonders dynamisches Spektrum. Diese Orgelbauweise war um die Jahrhundertwende üblich, verschwand dann aber.
Für die Dortmunder Orgel wurde dieses Verfahren erstmals wieder in Mitteleuropa eingesetzt. Rund 900 000 Euro kostet das gute Stück, dafür muss sie sich von allen Seiten zeigen. In der Reihe "Orgel Plus" wird sie mit den verschiedensten anderen Instrumenten kombiniert. "Außerdem zeigen wir, dass man auch mit einer Orgel Hip Hop und Jazz spielen kann", sagt Hauschild. Anfang Mai wollen die Orgelbauer ihre Werkzeugkästen wieder einpacken. Dann müssen alle Pfeifen stehen.
(www.konzerthaus-dortmund.de)