Hauptrubrik
Banner Full-Size

Kunst im Rohbau - Palast der Republik mit kulturellem Intermezzo

Autor
Publikationsdatum
Body

Berlin (ddp). Der Palast der Republik am Berliner Schlossplatz lebt wieder. Vor seinem endgültigen Abriss hat sich der zum Rohbau geschrumpfte DDR-Prestigebau mit einem bemerkenswerten kulturellen Zwischenspiel erneut ins Gespräch gebracht. Seit einem Monat gibt es dort unter dem Motto «Volkspalast» ungewöhnliche Kulturevents.

«Jeder Abend war ausverkauft», freut sich Initiatorin Amelie Deuflhard über das große Interesse. Rund 30 000 Besucher haben die «Kunst im Rohbau» bislang genossen. Fast genau 14 Jahre nach der Schließung des asbestbelasteten Gebäudes hatte am 20. August die kulturelle Zwischenphase des Palastes mit 14 unterschiedlichen Eröffnungsritualen begonnen.
Das noch bis 9. November dauernde Kulturintermezzo sei schon jetzt ein «Riesenerfolg», sagt Deuflhard. Der «Volkspalast» sei durch die gesamte Presse gegangen, Fernsehsender aus 20 Ländern hätten darüber berichtet. «Uns geht es nicht um eine Fassadendebatte, sondern darum, was an diesem zentralen, öffentlichen Ort passieren soll», erläutert sie.
Die Kunst- und Kulturevents sind immer eigens auf den geschichtsträchtigen Bau zugeschnitten. Der Raum sei Teil der Arbeit. Oft werde auch das Publikum zum Akteur. Jeder habe eine andere Beziehung zu dem «im Schwebezustand befindlichen Gebäude». Im Publikum seien zufällig vorbeikommende Touristen ebenso wie extra fein gemachte Theatergänger.
«Die Bespielung des Gebäudes hat auch die Diskussion um das Haus wieder entfacht», ist sich Deuflhard sicher. Nach ihrer Meinung sollte angesichts der knappen Finanzen mit dem mehreren Millionen Euro teuren Abbruch des Palastes noch gewartet und über die Bebauung nachgedacht werden. Die geplante grüne Wiese sei «nun wirklich keine Alternative». Die kulturelle Nutzung könne noch über Jahre ausgedehnt werden. Interessenten gebe es genug. Das Gebäude sei bestens geeignet für Ausstellungen und zeitgenössische Kunst. Auch die Fassade könne ins richtige Licht gesetzt werden. «Vielleicht denkt man in 20 Jahren über ein Denkmal an den Sozialismus nach. Dann hätte man schon eines», fügt sie augenzwinkernd hinzu. Die Mauer sei auch viel zu schnell und radikal «weggeputzt» worden. Für viele sei der Umgang mit dem Palast inzwischen eher «ein Symbol für Fehler in der Nachwendezeit geworden». Der Wiederaufbau der barocken Schlossfassaden ist für Deuflhard das falsche Signal. Ein Schloss stehe für Luxus und Überfluss. Sie sei auch nicht für die Rekonstruktion des Palastes.
Im ersten Monat der «Palast-Kultur» verwandelten sich die beiden Foyerebenen in dem ausgehöhlten Koloss bereits in ein Theater, einen Club und sogar in eine Lagunenstadt mit kleinen Wasserkanälen. Die 15 großen Projekte sind teilweise öffentlich durch die Bundeskulturstiftung und den Hauptstadtkulturfonds finanziert.
Für die Zwischennutzung wurden ein neues Stromnetz gelegt und die von der Asbestsanierung zum Teil löchrigen Fußböden mit Estrich geglättet. Die Fluchttreppen und Toilettencontainer sind vor der Fassade angebracht worden. Ton- und Lichttechnik sowie Stühle werden aus den beiden beteiligten Theatern ausgeliehen. Die mit Hilfe von Sponsoren aufgebrachten Umbaukosten beziffert Deuflhard auf 100 000 Euro.
http://www.volkspalast.com
Autor
Musikgenre