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München/Berlin (ddp-bay). Nach dem Münchner Publikum erobert das Klassik-«Traumpaar» Anna Netrebko und Rolando Villazón mit Giacomo Puccinis Oper «La Bohème» auch die Charts: Der Live-Mitschnitt der umjubelten konzertanten Aufführungen in der Münchner Philharmonie ist auf Anhieb auf Platz 36 der deutschen Popcharts eingestiegen, wie die Plattenfirma Universal Music am Dienstag in Berlin mitteilte.
Dabei steht die größte Werbung für die Aufnahme noch aus: Noch in diesem Jahr soll eine «La-Bohème»-Verfilmung mit den beiden Superstars ins Kino kommen - und die Münchner Gesamtaufnahme dient als Soundtrack dazu.Netrebko und Villazón hatten die Doppel-CD (Deutsche Grammophon) im April 2007 bei drei ausverkauften Auftritten in der Münchner Philharmonie eingespielt. Unterstützt wurden die russische Sopranistin und der mexikanischen Tenor vom Symphonieorchester und Chor des Bayerischen Rundfunks unter der Leitung von Bertrand de Billy sowie dem Kinderchor des Staatstheaters am Gärtnerplatz. Mehr als 7000 Zuhörer erlebten damals die Konzerte und feierten die Sänger für ihre überzeugende Darbietung mit Jubel und stehenden Ovationen. Seit gut einer Woche ist der Mitschnitt nun im Handel.
Das BR-Symphonieorchester zeigt sich erfreut über die ungewöhnliche Chartplatzierung der Opernaufnahme. «Wenn beides stimmt, die künstlerische Qualität und der Verkaufserfolg, dann ist das für ein Orchester wie das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks eine wunderbare Sache», betont Sprecher Peter Meisel. Es sei für das Orchester «inspirierend gewesen» mit Solisten wie Netrebko und Villazón zu arbeiten. «Dass Netrebko mit der Mimi eine Paraderolle hat, hat jeder Kritiker erkannt. Es ist ein tolle Aufnahme.»
Die «La Bohème»-Konzerte in München waren nach Veranstalterangaben die erste gemeinsame Opernproduktion des Klassik-«Traumpaars» in Deutschland. Villazón sang die Rolle des armen Dichters Rodolfo, Netrebko die seiner lungenkranken Geliebten Mimi. Als Musetta trat die Sopranistin Nicole Cabell auf.
Netrebko und Villazón gelten seit ihrem gemeinsamen Auftritt in Giuseppe Verdis «La Traviata» 2005 bei den Salzburger Festspielen als eines der weltweit besten und beliebtesten Sängerpaare. In derselben Oper hatten die beiden 2003 in München auch ihren ersten gemeinsamen Auftritt überhaupt. »München hat besonderen Stellenwert in meiner Karriere, und hier La Bohème aufzunehmen, eine der schönsten Opern überhaupt, noch dazu mit dieser großartigen Besetzung, ist wirklich traumhaft«, sagte Netrebko.
Im Februar standen Netrebko und Villazón drei Wochen lang in Wien gemeinsam für die fünf Millionen Euro teure «La Bohème»-Verfilmung vor der Kamera. «Mein Interesse, die Oper La Bohème zu verfilmen, ist in erster Linie, den Sängern Anna Netrebko und Rolando Villazón ein Denkmal zu setzen», sagte Regisseur Robert Dornhelm («Krieg und Frieden»). »Ich glaube, dass nicht nur ein operninteressiertes Publikum für diesen Film, diese Musik, diese Geschichte begeistert werden kann.«
Rechtzeitig zum Filmstart soll laut Universal Music ein Querschnitt der Münchner Operneinspielung als Soundtrack-Album veröffentlicht werden. Dass die Aufnahme im Kino zu hören sein wird, ist selbst für das erfolgsverwöhnte Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks außergewöhnlich: «Das ist fantastisch», sagt Orchestersprecher Meisel. Er ist sich aber sicher, dass bereits die aktuelle Doppel-CD der Opernszene gut tut. Bei der Aufnahme handle es sich schließlich um keine «Schmankerl-Häppchen-Zusammenstellung», sondern eine Gesamtaufnahme mit Top-Besetzung. «So eine Produktion popularisiert das Genre.»
Petr Jerabek