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«La Traviata» feiert in Schwerin umjubelte Openair-Premiere

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Die Schlossfestspiele in der mecklenburg-vorpommerschen Landeshauptstadt Schwerin laden in diesem Sommer an vier Abenden in der Woche ein, um stilvoll mit Violetta zu leiden und den Triumph der wahren Liebe zu erleben. Am Freitagabend feierte «La Traviata» Premiere unter freiem Himmel und wurde zu einem bejubelten Erfolg.

Schon seit Jahren arbeitet das Staatstheater der Stadt ohne Sommerpause und bietet stattdessen ein Programm für Daheimgebliebene und Gäste. Da das Haus in der Vergangenheit vor allem mit Verdi punkten konnte, hatte sich Intendant Joachim Kümmritz für das Liebesdrama entschieden, das eindrucksvolle Massensszenen, aber auch fast kammerspielartige, intime Momente bietet. Wenn die Kurtisane langsam dahinsinkt und die Tuberkulose ihren Tribut fordert, ist es still.
Das Schweriner Schloss im Hintergrund der Opernbühne spielt diesmal eine ganz besondere Rolle: Die schmiedeeiserne Umfassung seiner jüngst restaurierten Orangerie wurde nachgebaut und bildet den Hintergrund für das französische Liebesdrama. Elegante Kutschen werden jeweils von zwei Pferden gezogen und bringen die Gäste in schillernden Roben und im schwarzen Frack auf die Feste Violettas. Es wird gelacht, getrunken und gesungen, bis die Hausherrin auftritt und alle Aufmerksamkeit für sich beansprucht: im weiß schillernden Taftkleid, mit weißem Pelz und blutroten Handschuhen bis zu den Achseln.
Die Violetta allein ist die Sommerreise nach Schwerin wert. In der Premiere sang die Russin Natalia Ushakova die Partie so mitreißend warm und tief, dass ihre berühmten Arien mehrmals mit Bravo-Rufen quittiert wurden. Der Stern der jungen Frau war in Deutschland vor wenigen Jahren aufgegangen, als sie in der Inszenierung von Skandal-Regisseur Calixto Bieito die Violetta in der «Traviata»-Inszenierung in Hannover sang. Doch während sie dort ein durchtriebenes Luder war, das seine Freier ausnahm, ist sie in Schwerin ganz die schöne Leidende. Ushakova ist bereits an vielen großen Opernhäusern zu hören - und bis 6. August nun auch in Schwerin.
Als Violetta und Alfredo (Alex Vicens), der Mann aus bestem Hause, sich begegnen, ist es um den Adelsspross geschehen. Eine amour fou beginnt, eine im 19. Jahrhundert unmögliche, unlebbare Liebe. Für eine Zeit ziehen sie aufs Land, sind dort fernab der städtischen Zwänge glücklich. Bis Alfredos Vater (Mikael Babajanyan) auftaucht und Violetta zwingt, der Liebe zu ihrem Sohn zu entsagen. Sie fügt sich schließlich diesem Schicksal, stößt Alfredo von sich. Doch ihre Tuberkulose, die heute als Metapher für ein «inneres Brennen» verstanden wird, bricht mit voller Wucht hervor.
Violetta kehrt zurück nach Paris, das alte Leben nimmt sie wieder auf. Eine frivole Gesellschaft trifft sich in ihrem Haus und feiert rauschende Feste oder sucht ihr Glück im Spiel. Regisseur Peter Lotschak inszeniert das Fest als farbenprächtigen Augenschmaus vor nächtlicher Kulisse. Doch in dieser Pracht ist der Tod nahe. Noch vor dem finalen Blutsturz gelingt es Violetta, Alfredo wieder für sich zu gewinnen.
http://www.theater-schwerin.de
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