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musica-viva-Festival geht ins zweite Wochenende

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„Wie gut, dass Karl Amadeus Hartmann bei der Namensgebung seiner Konzertreihe das Lebendige höher eingeschätzt hat als das Neue“ konstatierte der Musikpublizist Ulrich Dibelius in einem Artikel zur ersten Saison unter der Verantwortung von Udo Zimmermann vor einem Jahrzehnt. Ein Novum in der Geschichte der musica viva ist, dass aus der traditionsreichen Konzertreihe des BR erstmals ein sich über drei Wochenenden erstreckendes Festival entstanden ist: Nicht jedes Werk auf dem Programmzettel ist eine Uraufführung, immer wieder finden sich „Klassiker“ mit dreißig und mehr Jahren auf dem Buckel. Die kontrastiven Programme von Udo Zimmermann und Josef Anton Riedl mischen neueste Musik mit lebendiger Musik, eben „musica viva“ im Sinne des Gründers Hartmann.

Neue Musik im Repertoire zu etablieren ist unbestritten eine wichtigen der zentralen Aufgaben der musica-viva-Reihe. Warum gerade jetzt ein Festival? nmz-Herausgeber Gerhard Rohde glaubt den Grund gefunden zu haben. In der Februarausgabe der neuen musikzeitung schreibt er:
„Der Herr Professor ärgert sich. Seit einem Jahrzehnt leitet der Komponist Udo Zimmermann die traditionsreichen Münchner musica-viva-Konzerte, die unmittelbar nach dem Krieg, im Jahr 1947, vom Komponisten Karl Amadeus Hartmann ins Leben gerufen wurden. Allein in Zimmermanns Amtszeit fanden hier weit über hundert Uraufführungen statt, mehr als drei Dutzend deutscher und europäischer Erstaufführungen. Doch im überregionalen öffentlichen Bewusstsein haben viele dieser Novitäten nicht stattgefunden, weil es an der publizistischen Verbreitung fehlt. Dem will Zimmermann nun abhelfen. Das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, das als interpretatorisches Zentrum die musica viva trägt, hat drei andere Rundfunksinfonieorchester sowie einige kleinere Ensembles vom 25. Januar 2008 an zu einem Festival eingeladen. Ein Bericht folgt in der nächsten Ausgabe der neuen musikzeitung.“

Kunst und Experiment nennt sich ein Symposium innerhalb des Festivals und dieser Titel ist auch Programm fürs ganze Festival. Anders kann man ein Kontrastprogramm bestehend zum Beispiel aus persischen Trommlern und Sufi-Sängern und den vielstimmigen Gesängen eines Josquin Desprez und Johannes Ockeghem, die im 15. Jahrhundert lebten, auch nicht verstehen.

Einen nachdenklichen wie fulminanten Start bot am vergangenen Wochenende ein Konzert des Bayerischen Rundfunkorchesters unter Lucas Vis zu Ehren des kürzlich verstorbenen Karlheinz Stockhausen, an dem neben dem Gesang der Jünglinge in einer neuen Surround-Sound-Mischung, auch die deutsche Erstaufführung von Stockhausens überarbeiteten Mixturen 2003 zu erleben waren. Das SWR- Sinfonieorchester und der SWR Rundfunkchor unter Sylvain Cambreling überzeugten am Sonntag mit neuen und alten „Logos Fragmenten“ von Hans Zender. Bestechend klangschön Messiaens „Un sourire“, magisch eindringlich Enno Poppes „Keilschrift“.

Weiter geht es nächstes Wochenende mit folgenden Konzerten

Samstag, 2. Februar, 20 Uhr, Herkulessaal der Residenz

"Alte und Neue Musik"
Josquin Desprez "Qui habitat in adjutorio altissimi" Kanon für 24 Stimmen
Nicolas Gombert "Lugebat David Absalon" Motette für achtstimmigen Chor
Johannes Ockeghem "Deo gratias" Kanon für 36 Stimmen
Chaya Czernowin "Pilgerfahrten" für Sprecher, Knabenchor und Instrumente (UA)

ensemble courage
Dresdner Kreuzchor
Leitung: Kreuzkantor Roderich Kreile
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Sonntag, 3. Februar, 20 Uhr, Herkulessaal der Residenz
Beat Furrer "Konzert für Klavier und Orchester" (ZA)
Iannis Xenakis "Anthikthon"
Gérard Pesson "Aggravations et finale" (ZA)

Klavier: Nicolas Hodges
WDR Sinfonieorchester Köln
Leitung: Brad Lubman
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Freitag, 8. Februar, 20 Uhr, Muffathalle
„Musik und Szene“

Adriana Hölszky "Countdown"
Szenisches Konzertstück für Countertenor, acht Alphörner, vier Trompeten, vier Posaunen, vier Konzerflügel und acht Schlagzeuger nach Texten von Ver du Bois (UA)

Michael Lentz/Uli Winters "Boxgesang"
Zwölf Runden für einen Boxer, präparierte Sandsäcke, zwei Sprecher und Instrumentalensemble (UA)

Countertenor: Daniel Gloger
Boxer: Tim Kerger
Sprecher: Michael Lentz, Uli Winters u.a.
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Samstag, 9. Februar, 20 Uhr, Herkulessaal der Residenz
James Dillon "La navette"
Aribert Reimann "Cantus" für Klarinette und Orchester
Matthias Pintscher "Hérodiade-Fragmente" Dramatische Szenen für Sopran und Orchester
Jörg Widmann "Armonica" (DEA)

Sopran: Marisol Montalvo
Klarinette: Jörg Widmann
Deutsche Radio Philharmonie Saarbrücken Kaiserslautern
Leitung: Christoph Poppen
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Sonntag, 10. Februar, 19 Uhr, Museum Villa Stuck
"Punkt 7"
Liza Lim "Ochred String" für Oboe, Bratsche, Violoncello und Kontrabass (UA)
Kaija Saariaho "Vent nocturne" für Bratsche und Electronics
Rebecca Saunders "Blue and Gray" für zwei Kontrabässe
Bojidar Spassov "Fiato Continuo II" für Oboe und Tonband
Gerhard Stäbler "Vanishing into silence..." für Violoncello solo und Ensemble (UA)

Solisten des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks

br-online.de/musicaviva
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