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Beachboy im Bademantel - Berliner Galerie zeigt Ausstellung mit Musiker-Porträts der US-Fotografin Annie Leibovitz
Berlin (ddp-bln). Sie wurde 1980 international berühmt, als sie John Lennon nackt zusammen mit Yoko Ono auf einem Bett sitzend porträtierte - wenige Stunden vor Lennons Tod. Auch ihre Aufnahme von Whoopi Goldberg im Milchbad ist legendär. Die US-Fotografin Annie Leibovitz holte Iggy Pop, Eminem, Beck, Mary J. Blige und Johnny Cash vor die Kamera. In der Ausstellung «Annie Leibovitz. American Music», die am Freitagabend in der Galerie C/O Berlin eröffnet werden sollte, sind fast 70 Schwarz-Weiß- und Farbfotografien der 56-Jährigen zu sehen, die sich ausschließlich um Musik und Musiker drehen.Die zum Teil großformatigen Bilder sind auf zwei Etagen ausgestellt. Sie zeigen die White Stripes als Zirkusartisten beim Messerwerfen, einen Beachboy im blauen Bademantel vor einem Swimming Pool, BB King in Aktion auf der Bühne, Ryan Adams verträumt und mit geschlossenen Augen und Gitarre auf dem Bett sitzend, Lou Reed auf einer Bank beim Spaziergang am Wasser. Die Bilder gewähren einen fast persönlichen Blick auf die Stars. Spontane Schnappschüsse sind ebenso zu sehen wie gestellte Studioaufnahmen - zum Beispiel von Iggy Pops nacktem und sehnigen Oberkörper.
Die bis 2. April laufende Schau ist in sechs Bereiche gegliedert, wie Kurator Felix Hoffmann sagt: Blues, Country/Folk, Jazz, älterer Rock/Pop, jüngerer Rock/Pop und HipHop. Nicht immer sind es Promis, die Leibovitz abgelichtet hat. Auch Straßenmusiker sind auf den Aufnahmen zu sehen. Für ihren Bildband war Leibovitz zwei Jahre lang durch den Süden der USA gereist. Die Ausstellung stellt auch Amerika als ein Land dar, das von Musik tief geprägt ist.
Leibovitz arbeitet fern der typischen Bühnenfotografie. Konzerte sind für sie nach eigener Aussage «der uninteressanteste Ort, um einen Musiker zu fotografieren». Sie mag Proben, Backstage-Räume und Hotelzimmer - fast alles außer der Bühne.
Die C/O Berlin Galerie hat sich der Präsentation angewandter Fotografen verschrieben. «Leibovitz kommt aus dieser Ecke, sie ist keine Kunstfotografin», betont Hoffmann. Ihre Bilder zu zeigen, habe schon lange «auf dem Wunschzettel» des Hauses gestanden. Die in New York lebende Leibovitz fotografiert seit mehr als 30 Jahren Musiker und Kultstätten des Pop und Rock. Sie arbeitete für die Magazine «Rolling Stone», «Vogue» und «Vanity Fair».
Zu der Ausstellung gibt es auch einen Audioguide: Zu jedem einzelnen Bild erzählt die Künstlerin dessen Entstehung und ihre Begegnung mit den Stars.
Bis zuletzt hatte die Berliner Galerie versucht, Leibovitz zur Ausstellungseröffnung persönlich begrüßen zu können. Seit dem Tod ihrer Lebensgefährtin, der Kulturkritikerin und Schriftstellerin Susan Sontag, reist die Fotografin den Angaben zufolge jedoch kaum noch und gibt auch kaum Interviews.
Leibovitz hat die Ausstellung auf Basis ihres Bildbandes «American Music» selbst konzipiert. 2003 wurde sie in London erstmals gezeigt, seitdem ist sie auf Tour durch die USA und Europa. Berlin ist die einzige Stadt in Deutschland und zugleich der letzte Ort, an dem die Musikerporträts der berühmten US-Fotografin gezeigt werden. Anschließend werden die Ausstellungs-Prints vermutlich zerstört.