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Eine perfekte Compagnie wurde stürmisch gefeiert. Der Erhalt des Balletts wurde anlässlich der Premiere des Strawinsky- und Rachmaninow-Abends in der Deutschen Oper gefordert.
Berlin (ddp-bln). Das Premieren-Osterei der Berliner Musikbühnen heißt "Stravinsky. - und Rachmaninow. (Scholz)". Die nach den beiden Komponisten und dem Choreografen benannte neue Ballettproduktion der Deutschen Oper ist am Ostersonntag vom Premierenpublikum mit großen Jubel aufgenommen worden. Der lang anhaltende Beifall galt gleichermaßen der Ensemble- und Solistenleistung der 30 Tänzerinnen und Tänzer der Compagnie von Sylviane Bayard wie der Musik des Klaviersolisten Wolfgang Manz, dem Klavierduo Michael Heise/David Johnson und dem Orchester des Hauses unter Michail Jurowski.Die Begeisterung bei der Strawinsky-Rachmaninow-Premiere in der Choreografie des Leipziger Ballettchefs Uwe Scholz war zugleich ein unüberhörbares Votum für den eigenständigen Erhalt der Compagnie in der Berliner Bismarckstraße. Aus Kultursenats-Kreisen war zuvor bekannt geworden, dass die Ballette der Deutschen und der Staatsoper fusioniert werden sollen. Generalintendant Udo Zimmermann wies nach der Aufführung auf die Größe des Hauses mit seinen über 1800 Sitzplätzen und die daraus resultierenden Möglichkeiten hin. Er verstand die Premiere als Zeichen in mitten der Diskussion um die Zusammenführung der beiden großen Berliner Opernhäuser.
Berlins Kultur-Staatssekretärin Christa Tebbe sprach bezüglich der Fusionsabsichten von einem "Gerücht", das überdies "zu früh" an die Öffentlichkeit gelangt sei. Weil binnen sechs Wochen der neue Kulturhaushalt für 2002/2003 erarbeitet werden musste, sei es nicht möglich gewesen, eine "konzeptionelle Phase" einzulegen. Nun aber gelte es, dies mit den Intendanten und Ballettdirektoren nachzuholen und so behutsam wie möglich vorzugehen. Nach Senatsplänen soll durch die Zusammenlegung der Ballette rund eine Million Euro im Kulturetat eingespart werden.
Ungeachtet der Spar-Diskussion glänzten Scholz\' brillante Choreografien nach Igor Stawinskys Scénes de Ballet und nach Sergej Rachmaninows 2. Suite für zwei Klaviere und seinem 3. Klavierkonzert, einstudiert von Tatjans Thierbach. Scholz selbst, von dem auch Bühne und Kostüme in Anlehnung an Wassili Kandinsky stammen, konnte wegen Krankheit nicht allerdings dabei sein. Am 16. Mai soll in der Deutschen Oper noch die Premiere von Mario Schröders tänzerischer Lesart von Roger Waters\'/Pink Floyds "The Wall" folgen.
Klaus Klingbeil