Body
Im Streit um die Orgel der Dresdner Frauenkirche wird heute eine wichtige Entscheidung erwartet. Dabei geht es um 1,5 Millionen Euro an Spendengeldern, die von der Dussmann-Stiftung auf Eis gelegt wurden, als die Dresdner Stiftung Frauenkirche eine moderne Orgel für die 1945 zerstörte Barockkirche favorisierte.
mdr - Dussmann plädiert im Rahmen des Wiederaufbaus für eine originalgetreue Rekonstruktion der von Gottfried Silbermann im Jahr 1736 erbauten Orgel. Die Differenzen sollten bei einem Treffen der beiden Stiftungschefs am Mittwoch noch einmal erörtert werden. Danach wollte die Dussmann-Stiftung als potenzieller Sponsor der Orgel über deren Finanzierung entscheiden. Zwar handelt es sich nur um einen Bruchteil des auf insgesamt rund 130 Millionen Euro veranschlagten Wiederaufbaus. Dennoch würde sich mit einem Rückzug Dussmanns die Finanzierungslücke vergrößern."Monsterorgel" oder Moderne?
Das ursprüngliche Instrument besaß 43 Register. Die Dresdner Stiftung als Bauherr möchte jedoch ein modernes Instrument im "Geiste Silbermanns" mit 70 Registern. Die Gegner dieser "Monsterorgel" befürchten dabei Probleme mit der Akustik. Doch die Befürworter verweisen darauf, dass in der Frauenkirche künftig auch modernes Repertoire erklingen soll.
Die Querelen um die Orgel könnten dem Wiederaufbau der Kirche schaden. Nicht nur der Baudirektor und Geschäftsführer der Stiftung Frauenkirche, Burger, fürchtet einen Imageverlust und nachlassende Spendenbereitschaft. Schließlich fehlen dem Jahrhundertprojekt noch immer rund 28 Millionen Euro.
Nebenschauplätze belasten zusätzlich
Der Zank um die Orgel selbst ist dabei nur ein Teil der Auseinandersetzung. Auch wer die Orgel bauen darf, war noch immer umstritten. Der "Pro-Silbermann"-Kreis um Dussmann möchte das Instrument in Sachsen bauen lassen. Der Bauherr verhandelte aber bisher vor allem mit einer französischen Firma aus Straßburg, schließt indes eine Beteiligung einheimischer Firmen nicht aus. Es gebe noch keinen Termin für eine Auftragsvergabe, versicherte Burger zuletzt.
Vom Ausgang diese Streits hängt auch für die möglicherweise beteiligten Unternehmen einiges ab. Es wird gemutmaßt, dass wer den Zuschlag für den Orgel-Bau erhält, in dieser Branche künftig nicht mehr zu überhören sein werde und mit Folgeaufträgen rechnen könne.
Dazu gibt es einen Nebenschauplatz, auf dem sich vor allem der Trompeter Ludwig Güttler findet. Der Mitinitiator des Wiederaufbaus der Frauenkirche und Verfechter einer modernen Orgel hat nach Ansicht von Kritikern bei den Benefizkonzerten zu viel Geld in die Taschen der Künstler fließen lassen. Deshalb seien die Konzerte, von denen nicht wenige Güttler und seine Ensembles selbst bestritten, ein Zuschussgeschäft. Dies müsse nun mit Spendengeldern finanziert werden. Dem aber widersprach jetzt Stiftungs-Geschäftsführer Burger.