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Weimar (ddp-lth). Das Kunstfest Weimar wird die Klassikerstadt nach Ansicht von Intendantin Nike Wagner mit einem vielseitigen und anspruchsvollen Festival ins Gespräch bringen. Auf dem Weg, das neu als «pelerinages» (Wanderschaft) firmierende Fest wieder zu einem überregional bedeutsamen Ereignis zu machen, «sind wir schon ein gutes Stück weiter gekommen», sagte Nike Wagner am Donnerstag in Weimar.
Sowohl die Resonanz bei Anfragen zum Programm wie auch der Kartenverkauf zeigten ein deutlich gestiegenes Interesse aus anderen Regionen Deutschlands und dem angrenzenden Ausland. Bereits vor dem Start des Kunstfestes mit dem Konzert «Gedächtnis Buchenwald» am Freitag sei die Hälfte aller Tickets verkauft. Jede zweite Karte erwarb ein Besucher von außerhalb Weimars. Mit den «pelerinages» - der Titel ist einem Werk von Nike Wagners Ur-Ur-Großvater Franz Liszt (1811-1886) entlehnt - wolle sie zum einen Rituale in Gestalt wiederkehrender und wiedererkennbarer Elemente etablieren. Zum anderen gehe es darum, am Beispiels Liszts als geistigem Vater des Festivals zu zeigen, wie man mit Traditionen umgeht und diese in die Gegenwart transportiert. Dabei spielten das Bemühen Liszts, «etwas für die Jugend» zu tun, und seine Offenheit gegenüber allen Künsten eine wesentliche Rolle. Das Konzept der «pelerinages», die in diesem Jahr unter dem Motto «Heimweh» stehen, spiegelt bereits das mit zehn Veranstaltungen dichte Programm am Eröffnungswochenende wider. Das betrifft nach Wagners Worten den Namensgeber Liszt und den Schwerpunkt Musik ebenso wie das Zusammentreffen zeitgenössischer Kunst und Tradition. So soll das Auftaktkonzert «Gedächtnis Buchenwald» mit Liszts «Annees de pelerinage» zu einem der jährlichen Rituale werden. Mit zwei ganz unterschiedlichen Programmen kommen die «junge philharmonie russland» und ihr Pendant aus Thüringen nach Weimar, wobei letztere zwei Uraufführungen als Reaktion auf Liszt-Werke beisteuert. «Liszt-Multimedia» - Dante Symphonie« indes verwirklicht mit modernster Technik bildnerische Ideen Liszts. In Schloss Ettersburg treffen mit «Zeitversetzt» zeitgenössische Medienkünstler auf alte Mauern. Mit Hauptwerken deutscher Kunst der 1920er und 1930er Jahre rückt die Ausstellung «Kunst der Weimarer Republik» die Moderne in den Blickpunkt, und am Samstagabend wird Weimar in der gesamten Innenstadt tanzen. Das Kunstfest Weimarer verfüge in diesem Jahr über einen Etat von zwei Millionen Euro, sagte Geschäftsführerin Franziska Gräfin zu Castell-Castell. 1,3 Millionen Euro hätten Stadt, Land und Bund beigesteuert, 550 000 Euro seien von Sponsoren und Stiftungen gekommen, der Rest müsse über Einnahmen erwirtschaftet werden. Deshalb sei es besonders erfreulich, dass insbesondere die teuren Tickets für das bis zum 19. September dauernde Kunstfest bereits verkauft seien.