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Bei der diesjährigen Verleihung der NME-Awards (New Musical Express, einflußreiches Printmagazin in England) gab es am vergangenen Wochenende wieder einmal zwei Auszeichnungen, die das Dilemma der Musikbranche deutlich beweisen.
Da wäre zunächst einmal Ozzy Osbourne (Waffenbruder von Bundespräsident Rau), der den „Godlike Genius“ Award erhielt. Was bitte ist gottgleich und genial an einem verwirrten Tattergreis im Tippel- und Buckelgang, der fluchend durch seine als Tierheim getarnte Villa stolpert und seine lichtesten Momente im absoluten Drogenwahn hatte? Die Antwort wird ausbleiben, denn eigentlich weiß niemand genau, was Ozzy Osbourne außer Drogeneinnehmen und Tätowierungen für die musikalische Menschheit getan hat. Aber wir halten eben alle gerne an Alteingesessenem fest.Dann wäre noch die Band Radiohead zu nennen...,
Englands einzige Legitimation in Sachen Kultur (David Beckham ausgenommen). Geehrt wurden sie für das angeblich das beste Album und Video 2003. Auch dieser rührselige Fall zeigt eindrucksvoll wie verbissen an den „Alten“ festgehalten wird. Radiohead, die Musiker, die ständig ganz tolle Soundexperimente veröffentlichen, dabei völlig vergessen einen Song zu machen, aber schlauerweise über ihre Fragmente den Mantel der Musikkultur stülpen, sehen sich ja seit Jahren als Künstler und geben sich deshalb geheimnisvoll und verschlossen und unnahbar. Fragile Charaktere, denen Kommerz ein Fremdwort ist. Tja und für England reicht das aus, Kultur drüber zu schreiben und zu ehren, denn wahrscheinlich wurde das noch Queen-Mom zu Lebzeiten abgesegnet. Schade nur, dass der Nachwuchs in England auf der Strecke bleibt (z.B. Obi). Weitere vorhersehbare weil verkaufstrendige Preisträger: The White Stripes (bester Song „Seven Nation Army“) und The Libertines (beste britische Band).