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Profis bringen mit Laien Märchenoper zur Aufführung

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Buxtehude (ddp). Pauline Peter weiß mit ihren acht Jahren bereits genau, was sie will. Weil ihre Eltern kurzfristig nach München umziehen mussten, hätte Pauline eigentlich nicht bei der Aufführung der Märchenoper „Die drei Rätsel“ im niedersächsischen Buxtehude-Immenbeck auf der Bühne stehen können. Doch das Computerspiel, das ihr die Eltern zum Trost schenken wollten, lehnte Pauline ab. Sie wollte die Oper. „Jetzt wohnt Pauline drei Wochen bei uns“, sagt die Initiatorin des Projektes „Eine Stadt macht eine Oper“, Rose Bartmer.

Die Geschichte zeige, wie begeistert die Protagonisten und mittlerweile der ganze Ort von dem ungewöhnlichen Projekt seien. „Das Opernpublikum wird immer älter“, sagt Dramaturgin Bartmer. „Wir müssen neues Publikum dazu gewinnen.“ Und das ginge am besten, wenn die Leute selbst auf und hinter der Bühne mitwirkten. Deshalb fing sie zusammen mit der Regisseurin Julia Haebler vor eineinhalb Jahren damit an, in der Provinz, dort wo es kein Musiktheater gibt, die zeitgenössische Oper „Die drei Rätsel“ von Detlev Glanert mit Laien und Profis auf die Bühne zu bringen.
Eine Zeitungsannonce im Heimatort von Bartmer bildete den Anfang.
Erwachsene Laiensänger wurden für den Chor gesucht. Die Mitglieder des Kinderchors wurden aus zwei Schulchören rekrutiert, die Musiker aus Musikschulen. „Wir haben 65 mitwirkende Laien“, sagt die musikalische Leiterin Barbara Rucha. „Und niemand ist in der langen Probezeit seit Januar ausgestiegen.“ Und das, obwohl die Erwachsenen alle berufstätig sind und seit einigen Wochen fast jeden Tag nach Feierabend intensiv proben müssen. Die schwereren Parts werden von den Profisängern und -musikern übernommen.

„Die Zusammenarbeit von Profis und Laien bringt zwei gute Wirkungen hervor“, ist Komponist Glanert überzeugt. „Die Laien lernen vom technischen Können der Profis, und die Profis finden zurück zur Spontaneität.“ Halb Laien, halb Profis sind die Darsteller der Kinder-Hauptrollen. Der zehnjährige Sebastian Schröder spielt im Wechsel mit dem 13-jährigen Julian Clement die Hauptfigur Lasso.
Sebastian ist hochbegabt, singt seit seinem fünften Lebensjahr im Bremer Knabenchor „Unser Lieben Frauen“ und stand bereits in Oldenburg in der „Zauberflöte“ auf der Bühne. „Die Kinder werden genauso ernst genommen wie die Erwachsenen“, sagt Bartmer.
„Die drei Rätsel“ ist die Geschichte des Heranwachsenden Lasso, der es schwer bei seiner Mutter hat und deshalb in die weite Welt zieht. Dort findet er eine Freundin und erlebt mit ihr zahlreiche Abenteuer. „Es ist eine Geschichte, die Mut macht“, sagt Haebler.
„Angst macht mir keine Angst, und meinen Kopf habe ich dabei“ heißt es im Stück und den Satz berücksichtigten Haebler und Bartmer selbst bei ihrem Projekt. „Wir wissen jetzt die Ausstattung an den Stadttheatern viel mehr zu schätzen“, sagt Haebler und schmunzelt.
Für das Projekt in der Provinz musste alles erst angeschafft werden. „Kein Nagel, keine Schraube ist eine Selbstverständlichkeit“, sagt Tenor Clemens Löschmann. Selbst die Bühne musste neu gebaut werden. Die Tennishalle wurde mithilfe des ganzen Ortes zum Opernhaus mit 500 Plätzen. Die Kostüme entstanden in Zusammenarbeit dem den benachbarten Ausbildungszentren und der Bäckerei wurde zur Kantine.
Die Anstrengungen haben sich gelohnt. „Leute, die nie etwas mit Oper zu tun hatten, gucken sich jetzt sogar ein zeitgenössisches Werk an“, ist Bartmer begeistert. „Die Leute haben Feuer gefangen“, bestätigt Rucha.
Am 14. September ist Premiere, bis zum 22. September gibt es weitere Aufführungen in der Tennishalle auf Gut Immenbeck.

Von ddp-Korrespondentin Janet Binder
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