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RuhrTriennale geht in zweite Auflage

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Alte Bekannte und neue Ideen - Intendant Jürgen Flimm stellt das Programm der 2. RuhrTriennale vor


Bochum (ddp-nrw). Allein von ihrem Auftreten her können sie unterschiedlicher nicht sein, der ehemalige RuhrTriennale-Intendant Gérard Mortier und sein Nachfolger Jürgen Flimm. Während Mortier stets auf die wohldurchdachte Formulierung achtete, wenn er das Festival-Programm vorstellte, ist Flimm eher der salopp daherkommende Kulturmanager. Mit schnoddriger Stimme ist er immer für einen Gag gut, um den selbstgestellten Ansprüchen das Bierernste zu nehmen. Mit einer prominent besetzten Gästerunde, zu der Regie-Legende Hans Neuenfels ebenso zählte wie NRW-Kulturminister Michael Vesper (Grüne), stellte Jürgen Flimm am Dienstag in der Bochumer Jahrhunderthalle das Programm für sein erstes Jahr als neuer RuhrTriennale-Intendant vor.

Wenn am 20. August 2005 die 2. Triennale in der Jahrhunderthalle mit namhaften Künstlern aus Klassik, Rock und Theater eröffnet wird, beginnt eine neue Ära dieses Kulturfestivals, das schon bisher international für großes Aufsehen gesorgt hat. Mit insgesamt 25 Produktionen - darunter zahlreichen Uraufführungen - widmet sich die RuhrTriennale der Romantik und dem beginnenden Industriezeitalter. Höhepunkte werden die Uraufführung des Fußball-Oratoriums «Die Tiefe des Raumes» von Moritz Eggert, eine von Hans Neuenfels eingerichtete Lieder-Oper sowie exklusive Konzerte der Rock-Sängerin Patti Smith sein.

Bevor der Theater- und Opern-Regisseur Flimm aber ins Detail gehen konnte, stellte Minister Vesper zunächst noch einmal die wichtigsten Merkmale der RuhrTriennale vor. Das Festival will internationale Spitzenkultur in unvergleichlichen Spielstätten bieten. Und mit der Einladung an Künstler aus den verschiedensten Sparten solle versucht werden, «über den Gartenzaun hinauszublicken», so Vesper. All diese Vorgaben hat Flimm mit seinem Team berücksichtigt, wurden doch insgesamt 734 Künstler aus 20 Ländern eingeladen, um Altes mit Zeitgenössischem, um Oper, Klassik, Rock, Jazz, Literatur, Kunst und Theater miteinander zu verknüpfen.

Und gleich die erste Uraufführung «Nächte unter Tage» ist so ein multimediales Projekt, das auf die Räumlichkeiten der Kokerei Zollverein Essen zugeschnitten ist. Regisseurin Andrea Breth, der das Festival mit Gastspielproduktionen aus Wien eine kleine Werkschau widmet, arbeitet für die szenische Installation «Nächte unter Tage» mit dem französischen Maler Christian Boltanski und dem Licht-Designer Jean Kalman zusammen.

Auch wenn Flimm wie sein Vorgänger Mortier auf ein «Who is Who» der Kultur-Szene setzt, wenn in diesem Jahr die Star-Mezzo-Sopranistin Cecilia Bartoli oder Schauspielerin Barbara Sukowa gastieren, so hat man dafür diesmal nur eine Handvoll von Spielstätten ausgewählt. Schwerpunkte bilden die Jahrhunderthalle sowie der Duisburger Landschaftspark Nord. Dazu kommt neben dem Zollverein (Essen) nur noch die Maschinenhalle in Gladbeck. Und obwohl die Reihe «Century Song» und ein von dem Dramaturgen Thomas Oberender zusammengestelltes Literatur-Projekt, bei dem unter anderen Bundesinnenminister Otto Schily (SPD) auftreten wird, an die Mortier-Ära erinnern, entwickeln sich die Themen «Romantik» und «Industriezeitalter» eher zu einem bunten als roten Faden.

Neben der Musiktheater-Collage «Seltsame Sache» von Gert Jonke, die eine Hommage an den Mozart-Librettisten Lorenzo da Ponte ist, gibt es ein Gastspiel von der Berliner Volksbühne: Frank Castorfs Inszenierung «Meine Schneekönigin» nach Hans Christian Andersen. Insgesamt 118 Vorstellungen sind für das erste Jahr der 2. Triennale-Spielzeit geplant, die bis 2007 geht. Auch wenn das Programm auf den ersten Blick etwas bemüht vielseitig, experimentierfreudig und damit etwas austauschbar wirkt, kann sich die RuhrTriennale erst im Praxistest beweisen. Oder wie es der bekennende Fußball-Fan und Werder-Bremen-Anhänger Flimm vielleicht sagen würde: «Entscheidend ist auf\'m Platz».

Guido Fischer

http://www.ruhrtriennale.de

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