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Friedensappell zum Auftakt - Salzburger Festspiele 2006 stehen im Zeichen von Mozarts 250. Geburtstag - Abschied von Intendant Ruzicka
Salzburg (ddp). Mit einem eindringlichen Aufruf zu Humanismus und Toleranz hat der österreichische Bundespräsident Heinz Fischer am Sonntag die Salzburger Festspiele eröffnet. Bei einem Festakt im neuen «Haus für Mozart» in Salzburg forderte Fischer die Kriegsparteien im Nahen Osten auf, Terror und Kämpfe zu stoppen und Verhandlungen eine Chance zu geben. Der österreichische Bundespräsident würdigte die Leistungen des scheidenden Festspielintendanten Peter Ruzicka. Dieser habe sich in den vergangenen fünf Jahren bleibende Verdienste erworben. Die Salzburger Festspiele stehen in diesem Jahr ganz im Zeichen des 250. Geburtstags von Wolfgang Amadeus Mozart.
Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler sagte, Ruzicka habe sich gleichermaßen als «Traditionshüter und Trendsetter» profiliert. Der Hamburger Komponist und Musikmanager verabschiedet sich mit Ende dieser Saison aus Salzburg. Sein Nachfolger wird der bisherige Chef der Ruhrtriennale, Jürgen Flimm.
Das Festival bietet bis Ende August weltweit erstmals eine zyklische Aufführung aller 22 Bühnenwerke Mozarts. Auf die Herausforderung des Mozartjahres sei nur eine «radikale Antwort» möglich gewesen, sagte Ruzicka in seiner Eröffnungsrede. Deshalb habe er sich für die «Mozart-Totale» entschieden.
Das künstlerische Programm der Festspiele sollte am Nachmittag mit der traditionellen Aufführung von Hugo von Hofmannsthals Mysterienspiel «Jedermann» mit Peter Simonischek in der Titelrolle und Nina Hoss als Buhlschaft auf dem Domplatz beginnen. Am Abend stand im Großen Festspielhaus ein Konzert der Wiener Philharmoniker unter Leitung von Daniel Barenboim mit Werken Mozarts auf dem Programm, im Landestheater die Neuinszenierung von Nestroys Komödie «Höllenangst» in der Regie des Salzburger Festspieldirektors Martin Kusej.
Auch das Konzertprogramm bietet in diesem Jahr hauptsächlich Werke des in Salzburg geborenen Musikgenies. Leider seien nur wenige Kompositionen Mozarts fest im Repertoire verankert, sagte Ruzicka. Deshalb liege der Schwerpunkt auf unbekannteren Kompositionen. Diese werden fast ausschließlich mit Werken zeitgenössischer Komponisten gekoppelt. Dafür haben die Festspiele in diesem Jahr neun Kompositionsaufträge vergeben.
Während des Festakts interpretierte das Salzburger Mozarteum-Orchester unter Dirigent Manfred Honeck die erste Uraufführung dieser Festspiele, die Komposition «Vom zarten Pol» von Moritz Eggert. In ihr verbindet der deutsche Komponist in nur 22 Minuten Themen und Personen aller 22 Mozartschen Bühnenwerke.
Die Gesamtschau aller Mozart-Opern beginnt am Montag mit der Premiere einer Neuinszenierung der frühen Mozart-Oper «Il re pastore». Dirigent und Regisseur ist Thomas Hengelbrock. Mit Spannung erwarteter Höhepunkt dürfte die Premiere von Mozarts Meisteroper «Le nozze di figaro» («Die Hochzeit des Figaro») sein. Die Inszenierung von Claus Guth wird von Stardirigent Nikolaus Harnoncourt geleitet. Die russische Ausnahmesopranistin Anna Netrebko wird in der Rolle der Susanna zu hören sein.
Die Festspiele bieten an 40 Spieltagen 212 Veranstaltungen in 14 Spielstätten. Darunter ist das umgebaute Kleine Festspielhaus, das als «Haus für Mozart» mit der Premiere von «Le nozze di figaro» offiziell eröffnet wird.
Georg Etscheit