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Konventionelle Personenregie und Kostüme, effektvolles Lichtdesign und Bühnenbild, professioneller Orchesterklang und ein gutes Sängerensemble: So fasste die österreichische Nachrichtenagentur APA die samstägliche Opernpremiere von Richard Wagners Parsifal bei den Salzburger Osterfestspielen 2002 im Großen Festspielhaus zusammen.
orf - Beim Publikum sei diese Parsifal-Produktion überwiegend sehr gut angekommen, selbst die fast routinemäßigen Pfiffe für Regie und Bühnenbild hielten sich in Grenzen, die Zustimmung überwog. Regisseur Peter Stein habe nicht versucht, dieses christlich-mythologische Endzeitepos im zeitgenössischen Sinn zu interpretieren. "Obwohl ich Antiwagnerianer bin, habe ich versucht, Wagner zu begreifen und zu zeigen, was er wollte. So wie ich immer versuche, die Welt zu verstehen, indem ich mich mit großen Kunstwerken auseinander setze", sagte Stein zwei Tage vor der Premiere.Die Gesten und Bewegungen der singenden Schauspieler dienten meist der inhaltlichen Verständlichkeit. Die Deutung Kundrys - diese ambivalente Frauenfigur agiere permanent am Rand des totalen Zusammenbruchs - die scheinbar lockere Unbefangenheit der Titelfigur, die Schwere von Gurnemanz, das Leid des chronisch schwer verletzten Amfortas, all das entspricht dem Wagnerschen Endlösungsfeldzug des Mitleids gegen die Sinnlichkeit meint APA-Rezensent Christoph Lindenbauer.
Der Regisseur, Bühnenbildner Gianni Dessi, Kostümbildnerin Anna Maria Heinreich und Lichtdesigner Joachim Barth setzten auf die große, pathetische Geste dieses viel diskutierten, germanischen "gut und böse-Singspiels auf Kosten der Frauen, der Sexualität und - mehr oder weniger deutlich - der Juden. Das in warmen, mediterranen Farben gehaltene Bühnenbild, die effektvollen Lichtspiele der sechs Szenen sind weitgehend gelungen und geschmackvoll, auch wenn Spezialeffekte wie etwa in der Speerwurfszene vermutlich nicht ganz geklappt haben dürften.
Die Sänger, Albert Dohmen als Amfortas, Markus Hollop als Titurel, Hans Tschammer als Gurnemanz, Thomas Moser als Parsifal, Eike Wilm Schulte als Klingsor und Violeta Urmana als Kundry bildeten ein sehr gutes Ensemble auf vergleichbarem Niveau. Kleine technische Unsauberkeiten, kleine stimmtechnische Mängel in den jeweils heiklen Lagen sowie die phasenweise problematische Textverständlichkeit entsprächen dem Schwierigkeitsgrad dieser Partitur, die wohl der Hauptgrund dafür sei, dass der künstlerische Leiter der Osterfestspiele, Claudio Abbado, dieses letzte große Bühnenwerk Wagners auf das Programm gesetzt habe.
Die Berliner Philharmoniker, so der abschließende Kommentar, haben - unter Abbados einfühlsamer Führung - das Sängerensemble sehr klangschön begleitet. Allerdings seien die Berliner - unflexible Tempi in einigen Passagen und dadurch ungenaue Einsätze haben es deutlich gemacht - eigentlich kein Opernorchester. In die Wagner-Geschichte eingehen könnten hingegen die für den Salzburger Parsifal eigens angefertigten Klangschalen aus Aluminium, die Wagners - allerdings gescheitertem Versuch, in der Premiere 1882 Bronzeglocken einzusetzen, ziemlich nahe kommen dürften.