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14 000 Fans in der ausverkauften Dortmunder Westfalenhalle. Es ist der Auftakt der "Supernatural"-Tour von Santana und seiner zehnköpfigen Band.
(ddp). Rodney Holmes taumelt, er ist völlig am Ende. Noch einmal versucht er sich vom Schlagzeug zu erheben und diesem die ultimativen Hiebe zu versetzen. Doch die zehn vorangegangenen Minuten haben den Rhythmusexperten Carlos Santanas ins Wanken gebracht. Deshalb gibt er sich dem ohrenbetäubenden Jubel der 14 000 Fans in der ausverkauften Dortmunder Westfalenhalle hin. Von zarten, unglaublich schnellen Schlägen bis zum totalen Rundumschlag hatte Holmes ihnen alles gezeigt, was ein Drummer zu bieten hat. Damit bildete er gemessen am Applaus den Höhepunkt des rund 160-minütigen Programms zum Auftakt der "Supernatural"-Tour von Santana und seiner zehnköpfigen Band am Freitagabend.Im Zeichen von Latin, Blues und Rock glich das Spiel des Ausnahmegitarristen und seiner Kollegen einer großen Jamsession. Die Instrumentalisten verschmolzen zu einem komplexen Klangteppich, in den auch die beiden Sänger gleichberechtigt eingebunden agierten. Maximal zehn Sekunden Pause gönnte sich die Band zwischen den Stücken, aus denen die Hits "Maria, Maria" und "Corazón espinado" herausstachen.
Carlos Santana und seine rote E-Gitarre bildeten dabei stets den Mittelpunkt. Mit schwarzem Hut und Sonnenbrille sowie dem typischen Kaugummi spielte sich der 54-Jährige über sein Instrument gebeugt von einem Rausch in den nächsten. Wenn andere Musiker ihr volles Können bewiesen, mied er die Spots, dann wieder schritt er an die Bühnenkante, um einzelne Hände seiner Fans zu berühren.
Die Menge bewegte sich wellenförmig: Statt über dem Kopf zu klatschen, gab sich der Großteil hüftschwingend den südamerikanischen Rhythmen hin. Zugleich richteten die 14 000 ihren Blick immer wieder auf die drei Videoleinwänden rund um die Bühne. Was normalerweise nur als Trost für die Zuschauer in den hinteren Reihen dient, erweist sich auf der "Supernatural"-Tour als Zugewinn. Im Rhythmus der Musik wechselten die Detailaufnahmen von den Fingerfertigkeiten der Musiker. Die gelungensten Bilder waren immer dann zu sehen, wenn die Kamera Santana von unten einfing und so auf ein Podest stellte.
Auf den Leinwänden hatte der gebürtige Mexikaner auch den thematischen Rahmen des Abends deutlich gemacht: Die Erde als bunter Flickenteppich und die Umrisse von sieben Menschen, die unabhängig von ihrer Hautfarbe einen pulsierende Mitte ihres Körpers gemeinsam haben, standen für das Motto "Unity" (Einheit). Der Anhänger der Glaubensgemeinschaft der wiedergeborenen Christen erklärte dazu, dass es die wichtigste Konsequenz des 11. September sei, besser mit seinen Mitmenschen umzugehen. Passend dazu stimmte der Grammy-Gewinner den Titel "Make Somebody Happy" an.
Nach zwei Stunden und 20 Liedern waren die Fans offenbar zu erschöpft, um Zugaben zu verlangen. Aber auch ohne ein Wort kehrte Santana noch einmal zurück - mit sechs weiteren Nummern legte er 40 zusätzliche Minuten drauf. Weitere Stationen der Santana-Tour sind Hannover (26. Mai), Berlin (28. Mai) und Leipzig (31. Mai).