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Unter dem Titel "Arnold Schönberg und sein Gott" widmet sich ein international besetztes Symposium von 26. bis 29. Juni im Wiener Arnold Schönberg Center der religiösen Entwicklung des Komponisten.
orf - Die wissenschaftlichen Vorträge knüpfen unmittelbar an die noch bis 12. Juli im Center laufende gleichnamige Ausstellung an, in der musikalische und biografische Dokumente zu sehen sind. ReferentInnen sind u. a. Daniel Libeskind, Klaus Lohrmann, Jennifer Shaw und Salome Schöll. Im Rahmen des Symposiums werden auch drei neue Bücher über Schönberg präsentiert.In fünf Sektionen werden die historischen Bedingungen assimilierter jüdischer Bürger in Wien thematisiert. Im Anschluss an die Eröffnung am 26. Juni ab 13 Uhr durch den Direktor des Arnold Schönberg Centers, Christian Meyer, Hartmut Krones von der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien und Kunststaatssekretär Franz Morak (V), halten Leonard Stein aus Los Angeles und Daniel Libeskind aus Berlin die Festvorträge. Um 15 Uhr wird ein Bericht zum Symposium 2001 "Arnold Schönberg in America", Journal of the Arnold Schönberg Center 4/2002" präsentiert.
Am 27. Juni ab 9.30 Uhr spricht u.a. Hanns-Werner Heister von der Universität für Musik und Theater, Hamburg, über "Musik und Gewalt im frühen 20. Jahrhundert", am Nachmittag referiert u.a. Anna Maria Morazzoni aus Mailand über "Arnold Schönberg\'s Faiths and Reasons". Am 28. Juni steht der Vormittag im Zeichen von "Weltanschauungsmusik", wobei sich u.a. Egbert Hiller von der Universität Köln "Arnold Schönbergs Herzgewächse - auf dem Weg zu mystischer Entrückung" widmet. Das Nachmittagsprogramm ab 14 Uhr eröffnet Salome Schöll von der Universität Luzern mit "Der biblische Weg und der Zionismus in den 1920er Jahren. Schönbergs Nachbarschaft zum Revisionismus". Im Anschluss wird das Buch "Arnold Schönberg. Interpretationen seiner Werke", hrsg. v. Gerold W. Gruber, Laaber Verlag präsentiert.
Am 29. Juni geht es ab 9.30 um den Themenkomplex "Moses und Aron". Peter Fischer-Appelt von der Universität Hamburg spricht über "die göttlichen Stimmen in Schönbergs Oper \'Moses und Aron\'". Zum Abschluss des Symposiums wird Egbert Hillers Buch "Entrückung, Traum und Tod - Zum Verhältnis von Text und Atonalität im Vokalschaffen von Arnold Schönberg, Alban Berg und Anton Webern" , hrsg. v. der Internationalen Schönberg-Gesellschaft, vorgestellt.
Arnold Schönbergs religiöse Entwicklung ist maßgeblich für sein Werk. Fragestellungen wie die Reflexion über den Gottesbegriff begleiteten den Künstler sein Leben lang. Besonders prägnant kommt das Thema im unvollendeten Oratorium "Die Jakobsleiter" und in der Oper "Moses und Aron" zum Vorschein. Der 1874 in Wien als Sohn jüdischer Eltern geborene Komponist konvertierte 1898 zum protestantischen Glauben. 1921 wurde er auf Grund seiner jüdischen Herkunft aus der Salzburger Gemeinde Mattsee ausgewiesen, 1933 wurde er aus dem gleichen Grund von der preußischen Akademie der Künste entlassen. Schönbergs Reaktion war eindeutig: Im gleichen Jahr trat er wieder zum Judentum über. Das Material aus seinem Nachlass zeigt auch, wie eng verwoben Schönbergs religiöse Haltung mit seiner politischen war.