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Symposium zur Oper im 21. Jahrhundert

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Auf der Suche nach Klangdiamanten - Symposium zur Zukunft der Oper und Uraufführung am Bremer Theater

Bremen (ddp-nrd). Seit gut 400 Jahren fasziniert eine Musikgattung: Wagner, Verdi, Händel, Mozart - klangvolle Namen, die für eine bewegte Operngeschichte stehen und auch heute noch das Publikum in die Aufführungen strömen lassen. Wie es indes um die Oper im 21. Jahrhundert bestellt ist, das wollen namhafte Experten auf dem Symposium «Schöne neue Opernwelt?» Anfang Juni in Bremen erörtern. Anlass ist die Uraufführung von Giorgio Battistellis Oper «Der Herbst des Patriarchen» am 6. Juni am Bremer Theater.

In Zeiten knapper Theaterkassen heben die Häuser die Oper weiterhin in die Spielpläne, vertrauen aber vielfach auf die Vergangenheit. «Don Giovanni», «Der Barbier von Sevilla», «La Traviata» oder «Die Entführung aus dem Serail», reüssierte Werke, die zumindest auf theatralischem Niveau immer wieder neu für das Publikum erfunden werden. Musikalisch setzt die Historie jedoch Grenzen. Die Kompositionen Verdis oder Mozarts zu verändern ist undenkbar.
«Es hat keinen Sinn, dasselbe wie die großen Komponisten der Vergangenheit zu machen», sagt Giorgio Battistelli. Der 51-Jährige verbeugt sich zwar vor der Tradition, hebt aber deutlich heraus, dass es wichtig sei, seinen eigenen Weg zu gehen. «Wir können in der Oper keine Totenmasken gebrauchen», meint der Italiener. Das Neue zu suchen und sich ständig neu zu erfinden, sei zwar anstrengend, «aber manchmal stößt man auf einen Diamanten».

Am Bremer Theater verlässt man sich bereits zum zweiten Mal auf Battistellis musikalische Spürnase. Vor sieben Jahren wurde sein Werk «Die Entdeckung der Langsamkeit» an der Weser uraufgeführt. Von der Kritik gefeiert, vom Publikum umjubelt. Gleiches will er jetzt mit «Der Herbst des Patriarchen» erreichen. Einem schwierigen Stoff über die Einsamkeit diktatorischer Macht aus der Feder des kolumbianischen Literaturnobelpreisträgers Gabriel Garcia Marquez.

Battistelli verrät, dass eine «Musik á la Rubens» erklingen wird. Ein opulentes Fresco, in dessen Rahmen eine vielschichtige Handlung ausreichend Ansatzpunkte zum Nachdenken über Leben, Tod und Einsamkeit biete. Der Komponist ist zufrieden nach den ersten Proben an der Weser. Orchester und Sänger hätten ihn und seine Musik verstanden. Ein Abenteuer bleibt die Uraufführung dennoch.

Klaus Pierwoß, Generalintendant des Bremer Theaters, scheut indes nicht den Mut zum Risiko. Unbekanntes am Bremer Haus zu präsentieren, gehört seit 1994 fest zum Theaterkonzept. Knappe finanzielle Ausstattungen am Stadttheater lässt er als Argument gegen Uraufführungen nicht gelten. «Wir waren immer bemüht, dem zeitgenössischen Musiktheater einen Rahmen zu geben. Dass es sich nicht rechnet, ist ein Punkt, den ich nicht gelten lasse», sagt Pierwoß.

Eine Stringenz, von der nicht nur das Bremer Theater unter seiner Ägide profitiert. Auch Komponisten wie Detlev Glanert leben von der Experimentierfreudigkeit in Bremen. Nach einem schweren Start zählt Glanert heute zu den meistgespielten Opernkomponisten. Ihm sei es gelungen, mit Werken wie «Drei Wasserspiele» oder «Joseph Süss» für das Publikum «Musiken und Themen zu formulieren, die wir entdecken können», sagt Ralf Waldschmidt, Musikdramaturg am Bremer Theater.

Waldschmidt zeichnet für das zweitägige Symposium verantwortlich und hofft auf rege Diskussionen. Auch mit dem Publikum. Nicht wissenschaftlich-akademisch soll es bei den Vorträgen zugehen, der direkte Austausch von Komponist, Librettist oder Regisseur mit den Menschen, für deren Ohren die Werke bestimmt sind, steht im Mittelpunkt. «Mit den großen Werken von Händel bis Wagner darf die Oper keine schöne Leich sein», sagt Waldschmidt.
Auch Battistelli glaubt an eine Zukunft der Oper: «Es besteht immer eine Notwendigkeit, über Musik Geschichten zu erzählen». In den vergangenen 20 Jahren sei die Musik durch zu viel Technologie schwächer geworden, jetzt könne man versuchen, wieder mehr Aufmerksamkeit über starke Musik zu generieren.

http://www.bremertheater.com
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