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Thüringer Philharmonie wird höchstwahrscheinlich abgewickelt

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(nmz) Alles Demonstrieren hat nichts genutzt: Bei der am Freitag in Suhl abgehaltenen Stadtratssitzung wurde über den Fortbestand der Thüringen Philharmonie Gotha-Suhl entschieden. Leider negativ. Damit verliert das Land Thüringen zum Ende der Spielzeit 2004/2005 einen seiner wichtigsten Klangkörper.

Was wird geschreddert: Mit der THÜRINGEN PHILHARMONIE GOTHA - SUHL präsentierte sich ein leistungsfähiger Klangkörper. Hervorgegangen ist sie aus der Vereinigung des Landessinfonieorchesters Thüringen, Gotha, eines der traditionsreichsten deutschen Orchester, mit der Thüringen Philharmonie Suhl, die 1953 gegründet wurde und rasch überregionale Anerkennung fand. Seit August 1998 musizieren die Orchester gemeinsam, ein entsprechender Fusionsvertrag wurde Anfang Juli 1998 unterzeichnet. Chefdirigent des Orchesters ist der Brite Alun Francis, Geschäftsführer und Künstlerischer Direktor, Hermann Breuer.
Das zweitgrößte Orchester Thüringens entwickelte ein breit gefächertes, anspruchsvolles Repertoire, das von der sinfonischen Weltliteratur über die Kammermusik bis zur Unterhaltungskunst reicht und alle musikalischen Gattungen und Genres umfaßt. Gastspiele in den Musikzentren Deutschlands und im Ausland, Verpflichtungen durch führende Fernseh- und Rundfunkstationen sowie zahlreiche CD-Produktionen gehöretn darüber hinaus zu den ständigen künstlerischen Aktivitäten der vereinigten Orchester und prägten das Profil der Thüringen Philharmonie Gotha - Suhl. Das Land Thüringen verliert einen auch in der Kinder- und Jugendkonzertarbeit hochengagierten Klangkörper. Es ist eine Kultur-Schande.

Dazu Wieland Fischer in der Thüringischen Landeszeitung:
Als Katastrophe wertet das Philharmonie-Fördervereinsvorsitzender Erhard Kretschmann. Denn Stichtag der Finanzierungsvereinbarung ist der 1. Juni 2004. Konsequenz: Der Trägerverein müsse am 15. Juni die Auflösung des Orchesters beschließen. "Ich kann dies nur so werten, dass der Suhler Stadtrat die Philharmonie los werden will", sagte Kretschmann nach der Sitzung.

Diese erlebten Solo-Oboist Rainer Suschka und seine Kollegen als demokratisches Trauerspiel. Mit einem Protestmarsch waren sie zum Rathaus gezogen. Mehr als 1000 Menschen schlossen sich ihnen an. Doch davon ließ sich die Stadtratsmehrheit von CDU und SPD nicht beeindrucken und setzte einen Antrag auf "Nichtbefassung" auf die Tagesordnung und fand eine Mehrheit: 21 gegen 15 Stimmen. Man habe alle Zeit der Welt, so CDU-Mann Wirthwein.

Mit Buhrufen und Pfiffen reagierten die Zuhörer auf die Entscheidung. "Wir sind gedrückt und wütend darüber, was in einen Kommunalparlament möglich ist, obwohl Gericht und viele Menschen eine Entscheidung fordern", sagt Suschka. Orchestervorstand Ariane Lauenburg sieht eine Kontinuität: Seit zwölf Jahren versuche die Stadt Suhl das Orchester kaputt zu machen. Ein Strohhalm bleibt. Wie es der Zufall wollte, führte Ministerpräsident Althaus (CDU) neben dem Rathaus zeitgleich Wahlkampf. Das Land zahle nicht 2,1 Millionen Euro Zuschuss, um das Orchester sterben zu lassen, sagt er den erregten Orchesterfreunden. Kommende Woche werde Ministerin Schipanski eine Runde mit allen Geldgebern einberufen um eine Lösung zu finden. Kommentar Kretschmann: "Dann ist es zu spät."
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