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Toots Thielemans achtzig (29.4.22)

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Ungewohnt im Jazz ist der Klang der Mundharmonika. Es gibt nur einen Musiker, den man mit ihr in Verbindung bringt, den Belgier Jean Baptiste Thielemans, genannt Toots.

Seit Jahrzehnten beherrscht er mit seinem spannungsvoll akzentuierten Spiel die Charts; er hat diesem naiven Instrument zur Weltgeltung verholfen. Spätestens als er Ende der sechziger Jahre mit seinem Solo den Kult-Film „Spiel mir das Spiel vom Tod“ einleitete, ist Thielemans vielen ein Begriff.

Jetzt wird dieser Pionier, der auf 200 Platten zu hören ist, achtzig. Am 29.4.1922 in Brüssel geboren entdeckt Thielemans während seines Mathematik-Studiums die Mundharmonika, danach, beindruckt von Django Reinhardt, die Gitarre. 1942 hört er erstmals Jazz, Louis Armstrong und den eben entstehenden Bebop.

Nach dem Krieg trat Thielemans in GI-Clubs auf, 1949 beim Jazz-Festival Paris, wo er Charlie Parker kennenlernte. Bevor Thielemans 1951 in die USA auswanderte, um sechs Jahre als Gitarrist im Quintett von George Shearing zu spielen, hatte er bereits New York besucht, wo er mit Hank Jones und Lennie Tristano auftrat. 1963 kehrte der Belgier nach Europa zurück. Er tat sich vorwiegend im schwedischen Show-Business um und schuf den Welthit „Bluesette“, von dem es inzwischen 100 verschiedene Aufnahmen gibt.

Thielemans arbeitet bei Pop-Produktionen und bei Filmmusiken mit ebenso wie im Jazz, den er erst in den siebziger Jahren durch Quincey Jones neu entdeckte. Berührungsängste kennt Toots nicht. Die großen Songs aus dem Great American Songbook intoniert niemand souveräner als Toots Thielemans. Dabei findet er, der Einflüsse von Lester Young bis John Coltrane zu einem persönlichen Stil geformt hat, bei größter Beschränkung der Mittel zu größtmöglichem Ausdruck.

Reiner Kobe
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