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Der «Kini» singt wieder - Neues Ludwig-Musical in Füssen wird am Freitag uraufgeführt - Prominente Namen sollen Besucher locken
Füssen (ddp-bay). Vor gut einem Jahr ging Ludwig II. in Füssen zum vorerst letzten Mal ins Wasser. Der «Kini» war tot, und mit ihm war das erste Musical über sein Leben baden gegangen. Nach über 1500 Vorstellungen mit 1,5 Millionen Besuchern musste sich das Musical Theater Neuschwanstein in die Insolvenz verabschieden. Nun kehrt der bayerische Märchenkönig als Sänger auf die Bühne zurück. Am Freitag feiert «Ludwig²« seine Uraufführung. Und im neuen Musical werde alles anders, betonen die Macher.In Blitzgeschwindigkeit hat ein internationales Team die neue Fassung auf die Beine gestellt. Gerade einmal sieben Monate war Zeit. «Tag und Nacht» habe er zuletzt an dem Stück gesessen, sagt Autor Rolf Rettberg. Eine Investorengruppe um den Produzenten Gerd Fischer hatte das Festspielhaus vor der malerischen Originalkulisse der Allgäuer Alpen und Schloss Neuschwansteins zuvor zum Schnäppchenpreis von 3,8 Millionen Euro erstanden.
Geworben wird mit einem «Hauch von Hollywood». Vor allem die Nachricht, dass Geraldine Chaplin als Gaststar dabei sei, wurde mit Stolz verkündet. Wegen eines anderen Engagements verschob der Hollywoodstar seinen Auftritt dann allerdings doch bis zum Herbst. Anstelle von Chaplin wird nun Schauspielerin Christine Kaufmann in den ersten Wochen als Engel zu sehen sein, der Ludwig II. in dem Stück helfend zur Seite steht. Chaplin will immerhin als Premierengast zuschauen.
Weitere bekannte Namen sind dabei: Schauspieler André Eisermann («Kaspar Hauser») spielt als Gaststar den Königsbruder Otto in der Psychiatrie. Konstantin Wecker hat gemeinsam mit dem Hollywood-Filmkomponisten Christopher Franke die Musik geschrieben. Der Brite Nic Raine, der auch für Paul McCartney und Aha gearbeitet hat, stellte daraus einen Soundtrack zusammen, mit dem sämtliche Sprechszenen unterlegt werden. Ein Zehn-Mann-Orchester spielt live.
Der amerikanische Set-Designer Michael Curry - zuvor unter anderem Ausstatter des Musicals «König der Löwen» - sorgt für opulente Bühnenbilder: Bis zu acht Meter hohe Skelette sollen das Schicksal des Königs symbolisieren. Für eine romantische Szene mit Kaiserin Sissi werden 15 000 Rosen auf der Bühne verteilt.
Auch inhaltlich unterscheidet sich das Musical deutlich von seinem Vorgänger «Ludwig II. - Sehnsucht nach dem Paradies». Der Mythos um den Monarchen, der am 13. Juni 1886 unter mysteriösen Umständen mit seinem Pyschiater Dr. Gudden im Starnberger See ums Leben kam, fasziniert bis heute Menschen weltweit. Mord oder Selbstmord des abgesetzten Monarchen - in der ersten Fassung blieb alles offen.
Ganz anders in «Ludwig²»: Der König wendet sich am Schluss noch einmal direkt an das Publikum. Dann tritt er ab und es fallen zwei Schüsse. Für ihn lasse die Szene keine Zweifel zu, betont Autor Rettberg. Ein Schattenmann ohne Namen führe die Tat aus. «Irgendwer nimmt es in die Hand», so Rettberg. Die Verschwörer seien «alle, die irgendwie unzufrieden waren mit Ludwig» - ein Vertreter der Armee zum Beispiel und ein Waffenfabrikant. Es handle sich ja nicht um ein Dokumentarspiel, fügt der Autor hinzu. Für André Eisermann und Konstantin Wecker steht allerdings fest, dass der «Kini» tatsächlich ermordet wurde. «Die Indizien und Fakten sprechen stark dafür», sagt Eisermann.
Die Allgäuer Region setzt derweil große Hoffnungen in das neue Musical. «Die Übernachtungszahlen werden ganz sicher wieder nach oben gehen», sagt Füssens Tourismusdirektor Achim Nehrenberg. Nach der Einstellung der ersten Version waren sie merklich gesunken. Aus dem Festpielhaus ist zu erfahren, dass der Vorverkauf «gut« läuft, Zahlen gibt es nicht. Die Karten kosten 15 bis 110 Euro. Im Winter werden an vier Tagen pro Woche fünf Vorstellungen gezeigt, im Sommer an sechs Tagen sieben Aufführungen.
Und im August haben die »Kini"-Fans sogar die Qual der Wahl: Dann wird das erste Musical in einer neuen Inszenierung im Deutschen Theater in München aufgeführt.
Marina Antonioni