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Uraufführung von Gerhard Stäblers konzertanter Aktion "Letzte Dinge"

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Uraufführung am 30. November 2007 im Mainfranken Theater Würzburg nach Paul Austers Roman „In the Country of Last Things“: Die Eingeweide des Mainfranken Theaters sind die Spielorte des Stücks.

Eine kleine Anzahl von Besuchern wird durch unterirdische Räume, Gänge und Nischen geführt, die dem Theaterfreund normalerweise verschlossen bleiben. Doch genau diese Orte, die Magazine und Lager, die Lastenaufzüge und nackten Betonhöhlen bilden den geradezu idealen Bühnenraum für eine Welt, in der die Hoffnung auf eine Zukunft fast vollends zerbrochen wurde.

Eine solche Endzeit zeigte der bekannte US-amerikanische Autor Paul Auster Ende der 80er Jahre in seinem Roman „In the Country of Last Things“. Die deutsche Bearbeitung von Alexander Jansen und Hermann Schneider orientiert sich aber nicht am Verlauf der Romanhandlung, sondern nutzt die Vorlage als Materialsammlung für einen abgründigen Bilderreigen.
Im Mittelpunkt steht der Mensch im Zustand der höchsten Not. Monstrositäten des vergangenen Jahrhunderts und der Gegenwart scheinen auf und deuten zukünftige Tragödien an. Der Abend versinkt dennoch nicht im unendlichen Schwarz, sondern überwindet mit Humor, Ironie und Kindereien die Verzweiflung und führt zu menschlicher Nähe in Text und Aufführung.

Der Komponist Gerhard Stäbler hat die einzelnen, assoziativen Textfelder des Librettos nicht zu fertig auskomponierten Opernszenen ausgearbeitet. Vielmehr definiert seine Partitur zunächst Rahmenbedingungen, Materialsets und Energieverläufe oder baut mit einem einzelnen musikalischen Parameter ein Gerüst, das dann in der Probenarbeit mit den drei Darstellern, einem Schlagwerker sowie elektronischen Mitteln gefüllt wird. Die Wanderung durch reale und innere Kammern der Angst erlebt das Publikum, in dem es den Protagonisten und Klängen durch den Theaterorkus nachpilgert auf der Suche nach den letzten Dingen.

Gerhard Stäbler
Gerhard Stäbler, 1949 im süddeutschen Wilhelmsdorf bei Ravensburg geboren, studierte Komposition bei Nicolaus A. Huber und Orgel bei Gerd Zacher in Detmold und Essen. Dem "Cornelius Cardew Memorial Prize" (1982) folgte eine lange Reihe von Auszeichnungen, Preisen, Kompositionsaufträgen und Stipendien, die Stäblers Biographie markieren. Er konzipierte die "Aktive Musik"- Festivals mit Neuer Musik und fungierte darüber hinaus im Jahr 1995 auch als künstlerischer Leiter der Weltmusiktage der "Internationalen Gesellschaft für Neue Musik" im Ruhrgebiet. Als Composer-in-Residence und Gastprofessor wirkte er zeitweise unter anderem in Nord- und Südamerika sowie im Nahen und Fernen Osten.
Stäblers Musik durchbricht oft den Rahmen des Konventionellen, indem er Elemente in seine Kompositionen mit einbezieht, die die herkömmliche Aufführungssituation (und damit die herkömmliche Publikumserwartung) durchbrechen, sei es durch Gesten oder Bewegungen im Raum, sei es mittels Licht- und Duftgestaltung oder aktives Einbeziehen des Publikums: Immer kommt es ihm darauf an, die Phantasie anzuregen, Ohren und andere Sinne für neue, unerwartete Wahrnehmungs- und Denkmuster zu sensibilisieren. Hierher rührt auch Stäblers Vorliebe für das Ineinandergreifen von Komposition und Improvisation, die von der jeweils einzigartigen Spannung unter den Ausführenden im noch offenen und nur präformierten Moment lebt. Gleichwohl ist Stäblers Musik in ihren Abläufen immer äußerst durchdacht und von ausgefeilten Konstruktionen geprägt, die die direkte musikalische Aussage nicht beeinträchtigen.
Nach einem umfangreichen Portrait des Komponisten des Saarländischen Rundfunks beim Festival "Mouvement - Musik des 21. Jahrhunderts" im Mai 2006 in Saarbrücken, der Uraufführung der ersten Kammeroper Nachmittagssonne im vergangenen Herbst in der südkoreanischen Hauptstadt Seoul folgten Ende Oktober in Düsseldorf Premieren der Nachtstücke I-IV für Klavierquintett und Stimme, die auf Robert Schumanns gleichnamige Klavierstücken op. 23 verweisen. Ende Januar 2007 folgte in Duisburg die Uraufführung von TSUKI, SUBARU, eines Konzertes für die japanische Mundorgel Sho und Orchester.
Anlässlich verschiedener Konzerte und Meisterkurse wird Stäbler 2007 seine kompositorische Arbeit auf Einladung in Griechenland, England, Österreich, Australien und verschiedenen Städten Deutschlands vorstellen.

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