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Weitere Opern-Ausgrabung in Altenburg / Gera

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Altenburg-Geraer Theater bringt Samuel Barbers Oper «Vanessa» auf die Bühne


Altenburg/Gera (ddp-lth). Das Altenburg-Geraer Theater schickt sich an, wieder einmal ins Gerede zu kommen. Dabei geht es nicht um den anvisierten neuen Namen, auch nicht um den Abbau von Personal oder gar um Finanzen, die gestrichen werden sollen. Vielmehr setzt es die Reihe seiner «Ausgrabungen» fort. Seit geraumer Zeit nämlich macht das Haus neben aufregenden Klassiker-Produktionen und Gegenwartsstücken im Schauspiel auch mit Inszenierungen unbekannter, selten gespielter Opern sowie Uraufführungen von sich reden.

Mit Samuel Barbers Werk «Vanessa», das am Sonntag am Landestheater Altenburg Premiere hat, setzt Matthias Oldag eine weitere dieser Raritäten in Szene. Dabei tritt der designierte Generalintendant der Ostthüringer Bühne in eigene große Fußstapfen, die er als Gastregisseur in den vergangenen Jahren dort hinterlassen hat. Immerhin bescherte er zuletzt mit Erich Wolfgang Korngolds «Tote Stadt», Alexander von Zemlinskys «Florentinische Tragödie» und im vergangenen Jahr mit Leos Janaceks «Die Ausflüge des Herrn Broucek» dem Theater Altenburg-Gera positive Resonanz auch im überregionalen und internationalen Feuilleton.

«Die Musikliteratur ist reich an Schätzen, die nur darauf warten, gehoben zu werden», begründet der Theatermann sein Interesse an selten gespielten Werken der Opernliteratur. Natürlich stelle die Produktion eines weitgehend unbekannten Werkes ein gewisses Risiko dar. Deshalb gehe es nicht um überregionale Aufmerksamkeit um jeden Preis, sondern darum, was einem Haus wie dem Altenburg-Geraer gut zu Gesicht stünde. «Eine gute Oper sowohl vom Stoff als auch von der Musik ist für mich die Voraussetzung, und sie muss besetzbar sein.» Das alles vereine Barbers «Vanessa» auf sich.

Die Oper wurde zur Uraufführung 1958 in der Metropolitan Opera New York gefeiert und drei Jahre später in Europa erstmals aufgeführt. Dennoch blieb sie eine Rarität an den Bühnen, obwohl Barber und sein Lebensgefährte Gian Carlo Menotti, der Librettist von «Vanessa», in den USA als «die großen Nummern in der dortigen Operngeschichte» gelten. Menottis Oper «Der Konsul» wurde übrigens Anfang der 80er Jahre in Gera für die DDR erstaufgeführt.

Doch die «Ausgrabungen» begannen noch früher. Schon in den 70er Jahren verzeichnen die Annalen eine verstärkte Hinwendung zum Gegenwartsschaffen in Gestalt von Ur- und deutschsprachigen Erstaufführungen beziehungsweise besonderen Werken. Paul Dessaus «Verurteilung des Lukullus» und Fritz Geißlers «Der verrückte Jourdain» gehören dazu. Ein Paukenschlag gelingt in der Spielzeit 1985/86 mit der DDR-Erstaufführung von Franz Schrekers Oper «Der ferne Klang». Die enthusiastisch aufgenommene Inszenierung stößt selbst in den USA auf große Resonanz und wird dort mit einer Ausstellung gewürdigt.

An der Ostthüringer Bühne macht sie den Weg frei für weitere Raritäten, etwa Schrekers «Schatzgräber» und Werner Egks «Irische Legende», eine Linie, in die sich in jüngster Zeit auch die Uraufführung von Johan Maria Rotmans Oper «Die sechste Stunde» einreiht, ein Auftragswerk, das kein Geringerer als Johannes Kresnik in Szene setzte.

Den vorläufigen Schlusspunkt setzt nun Barbers «Vanessa». Als sehr europäisch, suggestiv und spätromantisch bezeichnet der Regisseur die Puccini und Strauss verpflichtete Musik. «Da ist nichts Avantgardistisches, nichts Atonales. Es ist eine Oper, die sich gut hören lässt», macht er deutlich. Europäisch sei auch der an Geschichten von Ibsen und Strindberg erinnernde Stoff. «Es ist die sehr psychologische Geschichte einer Frau, die seit 20 Jahren auf ihren Geliebten Anatol wartet und mit Mutter und Nichte völlig zurückgezogen lebt.» Doch der eines Tages zurückkehrende Mann ist Anatols Sohn - «ein albtraumhaftes Szenario vom ewigen Kreislauf des Lebens und der Liebe, von Idealen, Enttäuschungen und Lebenslügen, von Verletzungen, die man sich gegenseitig zufügt».

Uschi Lenk

http://www.theater.altenburg.gera.de

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