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Zukunftsklänge an Rhein und Neckar

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(nmz-exklusiv) Der junge Pianist Kit Armstrong war zu Gast in Ludwigshafen bei "Kultur Pur", dem BASF-Konzertprogramm. In einem Interview der "ZEIT" lobte Alfred Brendel den 15-jährigen gerade als seinen "Meister-Schüler". Christian Kröber hat Kit Armstrong im Konzert erlebt:

"Kultur Pur", so nennt sich das Konzertprogramm von BASF in Ludwigshafen und der Region, das für die Saison 2007/2008 nicht weniger als 67 Veranstaltungen aus dem Bereichen Klassik, Jazz und Tanz verzeichnet. Dass wirtschaftlich prosperierende Unternehmen in der Kulturszene als Förderer – sprich Sponsoren – auftreten, hat in Deutschland lange Tradition. Ein DAX-Schwergewicht als Konzertveranstalter für eine ganze Region ist freilich singulär.

Daneben verfügen die Ludwigshafener in dem im Jahre 1913 eingeweihten BASF-Feierabendhaus über einen veritablen Konzertsaal, der in diesem Jahr auf Firmenkosten noch einmal gründlich renoviert wird. Kultur ist also Chefsache in diesem Unternehmen, und wenn man genauer nachfragt, was neben einer langen mäzenatischen Tradition ausschlaggebend für das umfängliche personelle und finanzielle Engagement ist, so hört man immer wieder: eine Region mit einer attraktiven Kulturszene ist auch für die Mitarbeiter attraktiv. Mögen andere über die Probleme in Deutschland jammern; in Ludwigshafen wurde rechtzeitig erkannt, dass Kunst und Kultur, richtig gefordert und gefördert, ein wesentlicher und positiver Standortfaktor sein kann, der in einer globalisierten Wettbewerbswelt Pluspunkte verspricht.

Ein besonderes Anliegen ist über Jahre hinweg die musikalische Nachwuchsförderung. Im Rahmen der Benefizkonzerte „Stars & Friends“ tritt beispielsweise jedes Jahr ein bereits renommierter Künstler zusammen mit jungen Musikern auf; aber auch der Weg zur Klassik soll geebnet und erleichtert werden. In dem Projekt „Listen to our future“ - Der Digitale Weg zur Klassik wurde eine interaktive Lern-DVD für Kinder und Lehrer erstellt. Zusammen mit der Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz wird Jugendlichen und Heranwachsenden die Konzeption klassischer Musik näher gebracht.

Um einen Nachwuchsstar der besonderen Art handelt es sich bei dem 15-jährigen Brendel-Schüler Kit Armstrong, der im Rahmen der Reihe „Junge Pianisten“ in Ludwigshafen zu hören war. Armstrong ist ein jugendliches Multitalent, das nicht nur musikalische Interessen und Fähigkeiten besitzt, sondern vor allem auch an naturwissenschaftlichen Themen und der Mathematik interessiert ist.

Den 1992 in Kalifornien geborenen Amerikaner schickte seine chinesischen Mutter bereits im Alter von fünf Jahren in die Yamaha-Klavierschule, weil ihr seine mathematische Fähigkeiten unheimlich waren und er bei Musik entspannen sollte. Daraus wurde eine zweite Profession, die auch das Komponieren verschiedenster Gattungen umfaßt. Sein Ouvre weist bereits heute verschiedene Werke für Klavier solo, eine Sontae für Viola, drei Streichquartette, ein Klavierquartett, zwei Klavierquintette, ein Bläserquintett, ein Klavierkonzert sowie eine Sinfonie auf.

Auf dem Programm in Ludwigshafen standen – neben dem eigenen Werk „Reflections“ - die Bach Toccata in G-Dur, BWV 916, Mozart Sonate B-Dur, KV 333, Beethoven 6 Variationen über ein eigenes Thema F-Dur op. 34, Claude Debussy Estampes sowie Chopin Nocturne Des-Dur op. 27 Nr. 2 und Ballade As-Dur op.47. Neben virtuosem Können war hier vor allem musikalisches Strukturieren verlangt. Dabei zeigte sich einmal mehr, dass Armstrong die Werke analytisch zu entschlüsseln versteht. Ruhig und geprägt vom Musikzierstil seines Lehrers Alfred Brendel wusste der junge Pianist, weit von jeder Wunderkindallüre entfernt, das Publikum in Staunen zu versetzen.

Man darf gespannt sein, wie der musikalische Weg dieses Weltenkindes weitergeht. Den Programmmachern darf man zu ihrer gelungenen Wahl gratulieren. Das nächste Konzert dieser Reihe bestreitet die junge russische Pianistin Anna Vinnitskaya, der in diesem Jahr der renommierte Leonard Bernstein Award verliehen wird.

Christian Kröber
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