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Zurück zum ersten Stern - Anpfiff für Musical «Das Wunder von Bern»

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Hamburg - Rocky tanzt nicht, Helmut Rahn muss es auch nicht. Zwei Jahre nach der Premiere des Boxer-Musicals «Rocky» kommt in Hamburg die nächste große Eigenproduktion von Stage Entertainment auf die Bühne. Sönke Wortmanns Kinoerfolg «Das Wunder von Bern» über den 1954er WM-Triumph der deutschen Elf um Helmut Rahn lebt wieder auf.

Erneut liefert eine Filmvorlage die Story - diesmal nicht aus Hollywood mit einem Kreativ-Team vom New Yorker Broadway umgesetzt, sondern ein deutscher Stoff mit Regisseur, Komponist und Texter aus dem eigenen Land. Für 50 Millionen Euro baute das Unternehmen ein neues Theater im Hafen, 15 Millionen Euro kostete die neue Produktion. Die Erwartungen sind groß, wenn sich am Wochenende der Vorhang für die Uraufführung hebt.

Fußball-Legenden wie Horst Eckel (82) aus der Weltmeister-Elf von 1954 und Günter Netzer (70) aus dem 1974er WM-Team wollen sich am Sonntagabend die neue Show ansehen - werden aber trotz aller Musicalzutaten Trainer Sepp Herberger und seine WM-Elf nicht leichtfüßig über die Bühne tänzelnd erleben. «Da stehen keine Fußballer singend in einer Reihe und schmeißen die Beine in die Luft», sagt Stage-Entertainment-Sprecher Holger Kersting. Anders als bei «Rocky» mit großem Final-Boxring soll sich die Bühne auch nicht in ein Stadion verwandeln. «Es wird kein Fußballspiel im klassischen Sinne geben. Alles, was mit Fußball in diesem Musical passiert, geschieht in irgendeiner Form auf künstlerische Art und Weise.»

Auch die beiden Hauptdarsteller des Wortmann-Films, Peter Lohmeyer (52) und sein Sohn Louis Klamroth (25), werden zur Uraufführung erwartet. Im Film aus dem Jahr 2003 spielen sie Vater Richard Lubanski und Sohn Matthias «Mattes» Lubanski. Der Vater, ein Kriegsheimkehrer, begegnet seinem elfjährigen fußballbegeisterten Sohn, dessen Idol Helmut Rahn (1929-2003) ist, zum ersten Mal.

Vor dem Hintergrund des WM-Titelgewinns erzählt Wortmann, der auch das Drehbuch schrieb, vom schwierigen Kennenlernen, Verstehen und Annähern zwischen Vater und Sohn. «Die Geschichte des Films ist eins zu eins die Geschichte des Musicals - erweitert um die Songs», erläutert Kersting. 

60 Lieder schrieb der Hamburger Theaterkomponist Martin Lingnau dafür, 25 davon sind im Stück zu hören. Die Texte dazu verfasste Frank Ramond, der schon zahlreichen deutschen Rock- und Popsängern Hits lieferte - von Annett Louisan bis zu Roger Cicero.

Filmregisseur Wortmann selbst sei sehr an der Entstehung der Produktion interessiert, habe sich aber nicht eingemischt, erzählt Kersting. Zunächst sei er kein Freund des Musical-Genres gewesen, was sich nach Besuchen von Aufführungen wie «Billy Elliot» in London geändert habe, hatte Wortmann selbst bei der Vorstellung des Projekts erzählt. «Mittlerweile stehe ich voll dahinter und bin sehr geschmeichelt.»

Für die Musical-Adaption ist Regisseur Gil Mehmert («Aus der Tiefe des Raumes») verantwortlich. «Wir werden die Bühne nicht zu einem Fußballfeld machen», kündigte er gleich zu Beginn an. Er wolle die Dramaturgie des Spiels nutzen und in poetische Umsetzungen übertragen. Etwas so groß Dimensioniertes habe es als Eigenproduktion in Deutschland wahrscheinlich noch nicht gegeben.

Mit der Eröffnung des 1850 Plätze fassenden Theaters an der Elbe gleich neben dem «König der Löwen»-Haus knapp zwei Wochen vor der Premiere begannen die Vorabvorstellungen. Seitdem steckt das Team um das Ensemble aus 35 Erwachsenen- und 7 Kinder-Darstellern in der heißen Endphase. «Man sieht, ob Timing und Gags funktionieren, bei welcher Szene die Zuschauer klatschen und bei welcher nicht, obwohl sie es sollten», sagt Kersting. «Und dann wird wirklich noch einmal exzessiv an der Show gearbeitet.» Bis zur Weltpremiere im aktuellen Weltmeisterjahr. 

Dorit Koch

 



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