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Zweite Spielzeit der Kölner Philharmonie unter Langevoort

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Der Intendant der Kölner Philharmonie Louwrens Langevoort setzt auf Musikvermittlung durch «Lunch»- und «Babykonzerte». Eine Ballett-Uraufführung und Stockhausens «Licht»-Zyklus schlagen Brücken zur Oper.


Köln (ddp-nrw). Die Mutter von Louwrens Langevoort hat während ihrer Schwangerschaft gerade die h-moll-Messe von Johann Sebastian Bach einstudiert. «Das scheint abgefärbt zu haben», mutmaßt Langevoort heute. Tatsächlich hat diese Form der musikalischen Früherziehung bei dem 48-jährige Niederländer sogar ausgesprochen karrierefördernde Spuren hinterlassen.

Auf seine Intendanz an der Hamburger Staatsoper folgte 2005 nahtlos die Berufung zum Intendanten an einem der international renommiertesten Konzerthäuser, der Kölner Philharmonie. Jetzt ist seine erste Spielzeit fast auf der Zielgeraden angekommen und schon hat Langevoort Akzente für die Zukunft gesetzt. Ab der nächsten Spielzeit gibt es zum ersten Mal zur Mittagszeit die sogenannten «Lunch»-Konzerte, bei denen man das WDR- oder das Gürzenich-Orchester bei einer Endprobe erleben kann. Und mit dem «Veedel»-Projekt geht man in vier Kölner Stadtteile, um mit 42 Konzerten alt und jung die Welt der Musik schmackhaft zu machen. «Damit erfinden wir das Rad tatsächlich ein bisschen neu,» sagt Langevoort.

Ganz unbekannt ist ihm die Musikmetropole Köln natürlich nicht gewesen. Denn schließlich hatte er schon vor zehn Jahren ein festes Engagement - als Künstlerischer Betriebsdirektor an der Kölner Oper. Hier schätzt er das Unkomplizierte, das Vielfältige und vor allem den Karneval. «Die Szene hier hat sich im positiven Sinne kaum verändert», meint Langevoort. «In Köln gibt es weiterhin diese unglaubliche Vielfalt in der Klassik, aber auch auf den anderen musikalischen Gebieten. Das Publikum ist hier ungemein neugierig und interessiert an jungen Künstlern oder beispielsweise an der zeitgenössischen Musik. Und das macht Köln eben so lebendig.»

Ein ideales Pflaster ist Köln also für so einen Kulturmanager, der in Deutschland längst Wurzeln geschlagen und sich mit Haut und Haaren der Musik verschrieben hat. Auch wenn es zwischendurch immer wieder Momente gibt, in denen er sich mit einem Buch zurückzieht oder mit Begeisterung kocht - die klassische Musik bleibt für ihn rund um die Uhr der Dreh- und Angelpunkt. Bis er jedoch aus seiner Passion einen Beruf machen konnte, musste der 1957 in Groningen geborene Langevoort erst einmal etwas Vernünftiges lernen.

Obwohl seine Eltern begeisterte Musikliebhaber und –amateure waren, sollte der Sohn lieber doch eine akademische Laufbahn einschlagen. Die Wahl fiel auf die Juristerei. Doch da steckte längst der Musik-Virus in ihm, hatte er schon in Schülerzeitungen die ersten Schritte als Musikjournalist getan.

Nach Beendigung des Jurastudiums ging es dann Schlag auf Schlag. Zunächst wurde er Dramaturg für Öffentlichkeitsarbeit und später Leiter des Künstlerischen Betriebsbüros am Brüsseler Théâtre Royal de la Monnaie bei Gerard Mortier. Nach einer Tätigkeit als Manager bei Philips Classics übernahm er 1989 die Leitung des Künstlerischen Betriebsbüros der Salzburger Festspiele. Und über die Stationen an Leipziger und Kölner Oper sowie als Intendant der Nationalen Reisopera der Niederlande folgte dann 2000 der Ruf nach Hamburg.

Dass Langevoort den Wechsel vom Opernbetrieb in ein Konzerthaus nun so reibungslos geschafft hat, hat für ihn einen einfachen Grund: es geht immer zunächst darum, wie und womit man das Publikum anlocken und fesseln kann. An der Hamburger Oper schaffte er es mit einer Mischung aus alten Werken und Modernem Musiktheater.

So wird es in der Saison 2006/2007 eine Uraufführung von Vivaldis «Vier Jahreszeiten» in einer choreographischen Fassung von Sasha Waltz geben. Und 2008 hat Langevoort eine «Extra-Triennale» anlässlich des 80. Geburtstages von Karlheinz Stockhausen geplant, bei der seine Mammut-Oper «Licht» aufgeführt werden soll.

Langevoorts Hauptaugenmerk liegt dabei stets auf dem Abbau der Schwellen- und Berührungsangst, die immer noch viele gegenüber der klassischen Musik haben. Für ihn soll es zur Normalität werden, dass man nicht nur ein Mal im Jahr ins Theater oder ins Konzert geht, sondern ein Mal im Monat. Das erfordert entsprechendes Engagement, um gerade beim jüngeren Publikum das nötige Interesse zu wecken. Dazu gehören weiterhin die Schulprojekte der Philharmonie und demnächst die «Babykonzerte» für Schwangere und junge Mütter und Väter.

Guido Fischer

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