Das Operndebüt des deutschen Theaterregisseurs Stephan Kimmig ist am Samstagabend vom Publikum im Münchner Nationaltheater zwiespältig aufgenommen worden. Kimmig hatte mit Wolfgang Amadeus Mozarts «Don Giovanni» zum ersten Mal eine Oper inszeniert. Seine radikal auf die Gegenwart bezogene Deutung der 1787 in Prag uraufgeführten Rokoko-Oper provozierte neben begeistertem Beifall auch zahlreiche Buh-Rufe.
Stars des Abends waren der polnische Bariton Mariusz Kwiecien als Don Giovanni, der slovakische Tenor Pavol Breslik als Don Ottavio, der italienische Bass-Bariton Alex Esposito als Leporello und die aus Lettland stammende Sopranistin Maija Kovalevska als Donna Elvira. Am Pult des Bayerischen Staatsorchesters stand Kent Nagano, der in München zum zweiten Mal eine Mozart-Oper dirigierte.
Kimmig interpretierte die Figur des skrupellosen Herzensbrechers und Frauen-Verbrauchers Don Giovanni als radikalen Außenseiter, der in seinem maßlosen Individualismus buchstäblich über Leichen geht und erst an staatlichen und kirchlichen Autoritäten scheitert. Die Bühnenbildnerin Katja Haß, Kimmigs Ehefrau, hatte für Mozarts «Drama Giocoso» ein halbes Dutzend Schiffs-Container übereinander gestapelt, Chiffre für die Unbehaustheit des globalisierten Menschen. Sie fungierten als Don Giovannis Liebensnest, Party-Lounge oder neon-kaltes Sterbegemach.
Kimmig stammt aus Stuttgart und gilt als einer der profiliertesten Regisseure seiner Generation. Feste Engagements führten ihn nach Heidelberg, Stuttgart und ans Hamburger Thalia-Theater. Zuletzt hatte er mit seiner Hamburger Inszenierung von Friedrich von Schillers «Maria Stuart» einen Theater-Hit gelandet. Die Produktion war zum renommierten Berliner Theatertreffen eingeladen worden.