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Sich messen und vergleichen lassen

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Zum Beispiel Essen: die Qualitätssicherungsmaßnahmen QsM und EDuR in der Praxis
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Warum eigentlich EDuR? Interessanterweise habe noch keine Musikschule nachgefragt, so Ulrich Wüster vom Verband deutscher Musikschulen (VdM). Folgendes habe sich die beauftragte Agentur bei der Namensgebung für den interkommunalen Leistungsvergleich überlegt: Den vier Kreuzen der Tonart E-Dur entsprechen die vierGrundkritereien des Vergleichs: Erfüllung des Bildungsauftrags, Kunden- beziehungsweise Mitarbeiterzufriedenheit und Wirtschaftlichkeit.

Warum eigentlich EDuR? Interessanterweise habe noch keine Musikschule nachgefragt, so Ulrich Wüster vom Verband deutscher Musikschulen (VdM). Folgendes habe sich die beauftragte Agentur bei der Namensgebung für den interkommunalen Leistungsvergleich überlegt: Den vier Kreuzen der Tonart E-Dur entsprechen die vierGrundkritereien des Vergleichs: Erfüllung des Bildungsauftrags, Kunden- beziehungsweise Mitarbeiterzufriedenheit und Wirtschaftlichkeit.Ein wenig scheint das Anliegen dahinter zu stecken, dieser neben dem Qualitätssystem Musikschule (QsM) zweiten Qualitätssicherungsmaßnahme des VdM mit einem im wahrsten Sinne des Wortes klingenden Namen den Hauch von Roland Berger zu nehmen, der sich im Kontext von „Benchmarking“ oder „Wirkungskennzahlen“ einzuschleichen droht. Dabei seien die Maßnahmen QsM und EDuR aber eben etwas grundsätzlich anderes, betont Christian de Witt, Leiter der Folkwang Musikschule in Essen, der ersten Einrichtung, die in beiden Feldern Qualitätssicherung betreibt. „Entscheidend ist die Freiwilligkeit, die Fähigkeit zu Selbstkritik und das eigenständige Handeln“.

Und doch ist der Hintergrund dieser Maßnahmen natürlich nicht wegzudiskutieren. Den allerorten drohenden Budgetierungen, dem Rationalisierungsdruck seitens der Politik will man gezielt zuvorkommen, will mit vorzeigbaren Daten den Status Quo erhalten. Es sei aber nicht so, dass sich nur finanziell potente Musikschulen die Implementierung leisten könnten, stellt de Witt klar. Die elf- bis siebzehntausend Mark für QsM in zwei Jahren seien eine einmalige Investition, die sich auf lange Sicht auszahle. Darin enthalten ist das Coaching durch die frey Akademie, die das Konzept zusammen mit dem VdM erarbeitet hat, sowie das notwendige Material (siehe auch den Beitrag auf Seite 6 der März-Ausgabe der neuen musikzeitung).

Nicht unerheblich ist auch der organisatorische und damit zeitliche Aufwand, der im Rahmen von QsM zu leisten ist und natürlich auch von der Größe der Musikschule abhängt. Eine Einrichtung wie die Folkwang Musikschule mit über 200 Mitarbeitern musste allein schon die Einführung für das 10-köpfige Leitungsteam in zwei Schritten durchführen. Zusammen mit der Einbeziehung des Kollegiums seien da 30 Arbeitssitzungen zusammengekommen. Auch dies sei aber eine einmalige Investition, weil sich die Arbeit mit QsM mehr und mehr in den normalen organisatorischen Ablauf einfüge, so de Witt.

Auf die Frage nach konkret im Zusammenhang mit QsM stehenden Aktivitäten kann de Witt einen beeindru-ckenden Ziele- und Maßnahmenkatalog präsentieren, der die Hauptbereiche Kunde/Bürger, Finanzen, Personal und Geschäftsbetrieb sowie Innovationen und Entwicklung zunächst in operative Ziele untergliedert, denen dann einzelne Maßnahmen zugeordnet sind. So taucht etwa unter der Zielvorgabe „Alternative Unterrichtsformen entwickeln und einführen“ die Maßnahme auf, eine „Bedarfsanalyse aufgrund von Kundenbefragungen“ zu erstellen. Dies sei eine der wichtigen Lehren aus der Arbeit mit QsM, erläutert de Witt: „Vieles, was wir aus Gesprächen und subjektiven Eindrü-cken zu wissen glauben, müssen wir mit Fakten erhärten“. Das Thema Außenwirkung sei insgesamt ein Bereich, der in Zukunft viel stärker zu berücksichtigen sei.

Natürlich haben in Musikschulen solche Überlegungen und Aktivitäten zur Selbstüberprüfung schon immer stattgefunden. Neu an QsM sind das aus der betriebswirtschaftlichen Praxis in den Musikschulbereich übertragene Modell, an dem sich die Arbeit orientiert, die damit verbundene Messbarkeit von Ergebnissen und die feste Verankerung im institutionellen Ablauf. „Wichtig ist, dass nicht nur Beschlüsse gefasst werden, sondern dass unmissverständliche Verantwortlichkeiten dafür vergeben werden, die dann auch überprüfbar sind“, so de Witt.

Können die aus der Arbeit mit QsM abgeleiteten Kriterien auch für die zweite, auf interkommunalen Leis-tungsvergleich abzielende Maßnahme EDuR als Basis dienen?

Christian de Witt ist skeptisch, hängen die Ergebnisse von QsM doch sehr stark vom Maß an Selbstkritik ab, das eine Musikschule anlegt. EDuR zielt eher da-rauf ab, zwischen Einrichtungen, die möglicherweise ein sehr unterschiedliches Eigenprofil aufweisen, Vergleichsgrundlagen herzustellen, die aussagekräftiges Zahlenmaterial zum Ergebnis haben. So finden regelmäßige Treffen mit den an EDuR teilnehmenden Musikschulen statt (etwa Köln und Düsseldorf), an denen auch die für die methodische Ausarbeitung mitverantwortliche Bertelsmann-Stiftung teilnimmt, die dann das Zahlenwerk auswertet. Die Einteilung in große Städte, Kreismusikschulen und kleinere Städte soll dabei die Vergleichbarkeit gewährleisten.
Hintergrund dieses Vergleichs ist das sogenannte Neue Steuerungsmodell, der seit Beginn der 90er-Jahre wirksame Reformansatz für die kommunale Verwaltung, dem sich auch die Musikschulen nicht entziehen können. Dabei geht es aber nicht um Konkurrenz, sondern darum, gerade auch im Vergleich mit anderen eigene Stärken und Schwächen besser zu erkennen und von anderen lernen zu können.

Ob die in den EDuR-Kriterien genannte Erfüllung des Bildungsauftrages mess- und damit vergleichbar ist? Das, so Christian de Witt, wäre nur der Fall, wenn dieser Auftrag seitens der Politik klar definiert und vorgegeben wäre. Doch zwischen den Extrempolen, eine möglichst große Zahl an Menschen zu erreichen, und dem Ziel, möglichst viele in ein Musikstudium zu bringen, gäbe es eben eine große Bandbreite, in der jede Musikschule ihr eigenes Profil finden müsse.

Eine Nivellierung des Angebots ist also weder von QsM noch von EDuR, an denen derzeit 16 beziehungsweise 20 Schulen teilnehmen, zu erwarten. Wohl aber ein deutliches Signal an die Politik, dass die Musikschulen bereit und in der Lage sind, die inhaltlichen wie die wirtschaftlichen Herausforderungen der Zeit anzunehmen und dabei auch die vom Markt her kommenden Instrumentarien einzusetzen, ohne selbst vom Markt diktiert zu werden. Ein ebenso deutliches Signal darf dann aber auch von der Politik verlangt werden, ein Signal, das klar macht, dass das Engagement der Musikschulen auch belohnt wird und diese bei der Erfüllung ihres Auftrages nicht allein gelassen werden.

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