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Wie man Orgeln und Klaviere baut, lernt man auf dem Ludwigsburger Römerhügel
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„Berufs- und Fachschule für Instrumentenbau“ – hinter dem profanen Namen verbirgt sich eine bundesweit einmalige Institution: die Schule für Orgel- und Klavierbauer in Ludwigsburg. Am 30. März 2001 wird sie offiziell „Oscar-Walcker-Schule“ getauft und trägt damit den Namen des bedeutenden Orgelbauers, der 1924 die Vorgängerinstitution, die Abendkurse für Orgel- und Harmoniumbauer gründete. Bis dahin hatten seine Lehrlinge bei den Flaschnern und bei den Schreinern im Unterricht gesessen. Neben dem Orgelbau war der Stuttgarter Raum auch ein Zentrum des Klavierbaus. Ende der 40er-Jahre gab es dort bis zu 60 Klavierbaufirmen, darunter Namen, die man heute noch kennt, wie Pfeiffer, Schiedmayer oder Matthaes. 1940 verlegte man die Klavierbauerausbildung von Stuttgart zu den Orgelbauern nach Ludwigsburg und die Schule erhielt erstmals die Anerkennung als „Meisterschule für Orgel-, Harmonium- und Klavierbau“. Nach dem Krieg entwickelten sich aus dieser Meisterschule die Landesfachklassen für Musikinstrumentenbau im Rahmen des heute noch für Handwerksberufe üblichen dualen Ausbildungssystems. 1960 bezog die „Berufs- und Fachschule für Instrumentenbau“ erstmals Räume im großen Schulkomplex auf dem Römerhügel.

„Berufs- und Fachschule für Instrumentenbau“ – hinter dem profanen Namen verbirgt sich eine bundesweit einmalige Institution: die Schule für Orgel- und Klavierbauer in Ludwigsburg. Am 30. März 2001 wird sie offiziell „Oscar-Walcker-Schule“ getauft und trägt damit den Namen des bedeutenden Orgelbauers, der 1924 die Vorgängerinstitution, die Abendkurse für Orgel- und Harmoniumbauer gründete. Bis dahin hatten seine Lehrlinge bei den Flaschnern und bei den Schreinern im Unterricht gesessen. Neben dem Orgelbau war der Stuttgarter Raum auch ein Zentrum des Klavierbaus. Ende der 40er-Jahre gab es dort bis zu 60 Klavierbaufirmen, darunter Namen, die man heute noch kennt, wie Pfeiffer, Schiedmayer oder Matthaes. 1940 verlegte man die Klavierbauerausbildung von Stuttgart zu den Orgelbauern nach Ludwigsburg und die Schule erhielt erstmals die Anerkennung als „Meisterschule für Orgel-, Harmonium- und Klavierbau“. Nach dem Krieg entwickelten sich aus dieser Meisterschule die Landesfachklassen für Musikinstrumentenbau im Rahmen des heute noch für Handwerksberufe üblichen dualen Ausbildungssystems. 1960 bezog die „Berufs- und Fachschule für Instrumentenbau“ erstmals Räume im großen Schulkomplex auf dem Römerhügel.Während früher alle Musikinstrumentenbauerberufe hier angeboten wurden, gingen zunächst die Geigenbauer und die Zupfinstrumentenmacher nach Mittenwald. Holzblas- und Metallblasinstrumentenmacher gibt es ebenfalls nicht nur in Ludwigsburg, sondern unter anderem auch in Mittenwald, in Marktneukirchen und in Klingental. Heute regelt die Kultusministerkonferenz, welches Einzugsgebiet welche Schule hat. Nur für die Orgel und Klavierbauer gibt es nach wie vor nur eine Adresse, nämlich die Abteilung Musikinstrumentenbau an der Gewerblichen Schule II am Römerhügel in Ludwigsburg, demnächst kurz und knapp „Oscar-Walcker-Schule“.

Die Schule der Ludwigsburger Musikinstrumentenbauer gliedert sich in zwei Sparten. Zum einen ist da die Berufsschule – sie ist die Schule der Auszubildenden im dualen System. Dazu gehört eine Klasse Blasinstrumentenmacher mit 10 bis 15 Schülern, zwei Klassen Klavierbauer mit durchschnittlich 25 Schülern und zwei bis drei Klassen Orgelbauer mit je um die 65 Schüler. Klassenteiler in Baden-Württemberg ist 32. In allen drei Jahrgängen der Berufsschule lernen etwa 180 bis 200 Orgelbauer, etwa 150 Klavierbauer und etwa 40 bis 50 Blasinstrumentenmacher. Die Akkordeonbauer sind eine Minderheit, meist nur zwei, drei oder vier Schüler.

Abschluss dieser Berufsschule ist die Gesellenprüfung. Wegen des großen Einzugsgebiets findet der Untericht als Blockunterricht statt, dazwischen arbeiten die Lehrlinge bei ihren jeweiligen Ausbildungsfirmen im gesamten Bundesgebiet.

Alter – Zugangsberechtigung

„Alle diese Berufe sind normale Ausbildungsberufe“, so Studiendirektor Friedemann Frasch, Leiter der Abteilung Musikinstrumentenbau. „Als Qualifikation benötigt man Haupt- und Realschulabschluss, Abitur, handwerkliches Geschick, Interesse am Beruf, Zugang zur Musik und gutes Gehör.“ Instrumentenbauer sind aber auch Berufe, die hohe Anforderungen stellen an die physikalisch-mathematischen Fähigkeiten der jungen Leute.“ Daher ist die Zahl der Hauptschulabgänger relativ gering, etwa die Hälfte der Schüler sind Abgänger aus der Realschule, etwas mehr als ein Drittel sind Abiturienten. Dazu Frasch: „Für Abiturienten bieten wir Management im Handwerk an, eine vertiefte betriebswirtschaftliche Ausbildung inklusive Wirtschaftsenglisch, technisches Englisch und Computertechnik. Man legt den sogenannten „Computerführerschein“ der Handwerkskammer (Computerschein A) ab und hat mit dem Abschluss zum Betriebsassistenten vor der Handwerkskammer bereits Teil 3 der Meisterprüfung erworben. Mit dieser Qualifikation können die jungen Instrumentenbauergesellen auch im Organisationsbereich ihres Handwerksbetriebs tätig sein.

Das zweite Standbein ist die Bundesfachschule für Klavier und Cembalobau sowie für Orgel- und Harmoniumbau. „Damit ist schon angedeutet“, sagt Frasch, „dass wir eine bundesweit tätige Fachschule für angehende Meister sind. Dabei ist der deutsche Meisterbrief noch heute ein gefragter Qualifikationsnachweis in vielen anderen Ländern: Die Ludwigsburger Fachschule für Instrumentenbauer besuchen daher angehende Meister aus Amerika, Japan und anderen Ländern in Fernost, um sich fortzubilden.“

Die Meisterkurse finden im jährlichen Wechsel von Klavier- und Orgelbauern statt. Während bei den Klavierbauern nicht alle aufgenommen werden konnten, ist es wahrscheinlich, dass der nächste Orgelbauer-Meisterkurs um ein Jahr verschoben werden muss, um die Klasse zu füllen.

„Das kann eine Reaktion auf die Arbeitsmarktlage im Orgelbau sein“, spekuliert Frasch. Dort herrscht nämlich gerade eine abschwächende Konjunktur vor. Dies ist vor allem an den Lieferzeiten für eine Orgel zu erkennen. Eine übliche Lieferzeit betrug bis vor kurzem drei Jahre. Diese Lieferzeiten schrumpfen momentan. Die Aussichten für Orgelbaugesellen sind derzeit nicht so rosig. „Dennoch“, gibt Frasch sich optimistisch, „gute Orgelbauer sind nach wie vor gesuchte Leute, aber die Firmen sind sehr anspruchsvoll geworden, es werden hohe Qualifikation und Mobilität gefordert.“

Bei den Klavierbauern sind die Chancen besser. „Im Augenblick haben wir einen sehr guten Markt“, sagt Christoph Knippel, Fachgruppenleiter Klavier- und Cembalobau. „Vor einigen Jahren hat es noch viele gegeben, die nach der Ausbildung keine Stellen fanden. Im Augenblick werden händeringend gute Leute gesucht.“

Das liegt nach Knippels Einschätzung daran, dass sich die Konjunktur im Klavierbau spürbar gebessert hat. Gute Leute sind offensichtlicht nicht genug auf dem Markt. Und so zählt die Ludwigsburger Schule statt etwa 30 jetzt 40 bis 45 Auszubildende (AZUBIS) pro Jahrgang.

Wie wird man Klavierbauer?

Die Auswahl der geeigneten Lehrlinge geschieht im Ausbildungsbetrieb. In die Fachschule kommen die Lehrlinge dann, wenn sie ihre gesetzlich vorgeschriebene Berufsschulausbildung machen. Die „Oscar-Walcker-Schule“ bietet eine gemeinsame Ausbildung für Handwerk und Industrie: das heißt sowohl für Leute, die im herkömmlichen Sinn Klaviere bauen, zum Beispiel in einer Klavierfabrik, als auch für diejenigen, die in einem Handwerks- und Servicebetrieb sind, darunter sind Musikhäuser und Piano-Häuser zu verstehen, die eine Werkstatt haben. Hier werden Instrumente gewartet und repariert. In vielen Fällen geht der Betreffende dann in den Außendienst, wenn er gut genug ist, etwa zum Stimmen.

Welch großen Raum das Stimmen im Beruf des Klavierbauers einnimmt zeigt sich auch in der Ausstattung der Werkstätten in der Ludwigsburger Klavierbauschule. Acht schalldichte Stimmkabinen ermöglichen das Üben bis zur Perfektion. Schließlich muss jeder Meister in der Lage sein, ein Instrument nicht nur zu bauen, sondern auch zu stimmen.

Bei der Ausstattung der Stimmkabinen halfen Sponsoren von Steinway bis Blüthner. Dabei sind nicht nur neuwertige, sondern ruhig auch ramponierte Instrumente erwünscht. Denn die werden durch die Auszubildenden so weit wieder in Stand gesetzt, dass sie wieder bespielbar sind. Auch in der Abschlussprüfung nimmt Stimmen einen wichtigen Anteil ein. Zusätzliche Möglichkeiten der Quali- fikation bieten die Stimmseminare und Stimmwettbewerbe des Bundes deutscher Klavierbauer. Hier kann man sich neutral, im Vergleich mit Kollegen, testen lassen und ist nicht ausschließlich auf Betrieb und Schule angewiesen.

Doch Stimmen ist nicht alles: Heute muss ein Klavierbauer alle marktgängigen Systeme vom E-Piano bis zur Stummschaltung beherrschen. „Wir legen Wert darauf“, so Werkstattleiter Schaible beim Rundgang durch die neugebauten Werkstätten, „dass unsere Abgänger fit in neuen Technologien sind. Da wäre zunächst die Stummschaltung, die MIDI-Technik oder das digitale Klavier zu nennen. Da ist unsere Schule über EU-Förderung im Leonardo-Programm mit Franzosen, Norwegern und anderen dabei, diese neuen Technologien auch für die Schule nutzbar zu machen.“ Das nötige Know-how vermittelt außerdem ein „schuleigener“ Mechatroniker, der permanent die neuesten Entwicklungen auf dem Markt untersucht.
Knippel legt Wert darauf, dass die Fachschule keine Fertigkeiten vermitteln kann und will. Dafür ist der Betrieb zuständig. Die Schule bietet dann – in engem Kontakt zum Training und zur Arbeit in den Ausbildungsfirmen – wissenschaftlichen Unterricht im Klassenzimmer und vermittelt Kenntnisse in der Werkstatt. Aufgabe der Werkstatt ist die Verbindung zwischen Theorie und Praxis. „In die Meisterschule laden wir tageweise auch Klavierkonstrukteure ein“ sagt Knippel, „damit eine enge Verbindung zwischen diesen zu Forschung, zur Entwicklung im Klavierbau da ist.“

Eine Männderdomäne ist der Beruf des Klavierbauers längst nicht mehr. Auf dem Gebiet des Cembalobaus sind oft 50 Prozent der Schüler Frauen (bei kleinen Klassenstärken allerdings). Bei den Klavierbauern selbst ist der Frauenanteil nicht ganz so hoch, aber es gibt immer wieder weibliche Auszubildende und auch weibliche Meisterschüler. Dieses Jahr sind unter 16 Klavierbaumeisterschülern zwei Frauen.

Die Schüler sollten nach der Ausbildung nicht nur den aktuellen Stand der Klaviertechnik kennen. Sie müssen sich auch auseinander setzen mit den Anforderungen von Konzertsaal, Musikschule und nicht zuletzt den Bedürfnissen der Interpreten.
Natürlich werden im Flügelbau Technik, Klang und Anschlag am Marktführer Steinway gemessen. „Es gibt aber genug Hersteller“, so Knippel, „die in andere Klangrichtungen gehen, wie die Firma Blüthner, deren Klangideal noch mehr in die Romantik hineingeht, oder auch Bösendorfer in Wien, oder die „Newcomer“ Firma Fazioli in Italien, die erst seit 20 Jahren da sind.“

Dass im Moment überall weltweit der Steinway steht, liegt nicht nur an der Qualität des Instruments sondern auch an der Qualität des Services durch die Klaviertechniker. „Die Großen können da ganz anders investieren“, weiß Knippel. „Bei den kleineren Firmen, die vielleicht 200 Instrumente im Jahr herstellen, ist natürlich nicht diese finanzielle Kapazität dahinter. Die sind auf gute Vertretung vor Ort angewiesen.“ Hier beginnt die wichtige Arbeit der einzelnen Pianohäuser vor Ort (siehe auch Bericht über den Hug-Flügelsaal auf Seite 55).

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