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Bekannt und unbekannt virtuos

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Zwei CD-Neuerscheinungen mit Yuri Revich
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Mit „Russian Soul“ ist eine CD-Veröffentlichung betitelt, auf welcher der junge russische Geiger Yury Revich mit seiner Klavierpartnerin Valentina Babor romantische Werke aus seinem Heimatland eingespielt hat. Das schillernde Spektrum umfasst dabei, neben dem hierzulande eher unbekannten Ivan Khandoshkin, so namhafte Autoren wie Rachmaninoff, Prokofieff, Schostakowitsch, Scrjabin, Glièr, Balakirew, Glasunow, Tschaikowsky und Rimsky-Korsakov, dessen „Hummelflug“ im Rahmen der vorzüglichen und repräsentativen Auswahl natürlich nicht fehlen darf.

Neben Originalwerken sind einige Bearbeitungen zu finden, die gleichermaßen als Transkriptio-nen gelungen sind und dadurch als willkommene Repertoire-Erweiterungen gelten dürften, darunter vier Klavierpreludes aus Schostakowitschs Op. 34 oder die „Etude“ Op. 8/10 von Skrjabin. Revichs Technik ist dabei makellos und auch die virtuosesten Passagen scheint er mühelos, gleichsam spielerisch zu bewältigen. Jugendlich ungestüm geht er dabei die Titel-Auswahl an und hat angesichts seines Alters von nur 20 Jahren einen gereiften musikalischen Blick.

Auf der CD gibt es einiges zu entdecken: so sind Tschaikowskys „Valse Scherzo“ Op. 2 und „Valse Sentimental“ aus Op. 51 ebenso faszinierende musikalische Miniaturen wie Balakirews „Exprompt“ oder Glièrs „Romanze“ op. 3. Eine wunderbare Begleiterin gibt Valentina Babor ab, die dem Tonkünstlerverband Bayern durch verschiedentliche Kurstätigkeit verbunden ist. Sensibel ordnet sie sich an den richtigen Stellen dem Violinpart unter, um dann andernorts den musikalischen Strom gekonnt vorwärts zu treiben und als gleichberechtigte Partnerin die stabile Basis für das gemeinsame Konzertieren zu bilden.

Ebenso überlegen präsentiert sich Yury Revich auf einer zweiten CD-Neuerscheinung als Solist eines Violinkonzertes und diverser Kammermusik von Andreas Romberg. Darauf zu finden ist auch ein Konzert für Cello und Orchester von Bernhard Romberg, interpretiert von Lionel Cottet. Die Cousins Andreas und Bernhard Romberg, beide Jahrgang 1767, waren zu ihrer Zeit hoch angesehene Virtuosen. Der erstere auf der Violine, der zweite am Violoncello. Als Wunderkinder reisten sie, ebenso wie der elf Jahre ältere Mozart, durch ganz Europa und erzielten in späteren Jahren auch als Komponisten Berühmtheit. Sowohl musikhis-torisch als auch stilistisch stellen sie ein Bindeglied zwischen Wiener Klassik, Mannheimer Schule und früher Romantik dar. Für ihre jeweiligen Hauptinstrumente schrieben sie zahlreiche Werke, von denen nun zwei Solokonzerte veröffentlicht wurden. Wenn die thematische und formelle Prägnanz auch nicht an die ungleich berühmteren Werke dieser Epoche von zum Beispiel Mozart, Beethoven und Haydn heranreicht, füllen die vorgestellten Stücke doch eine musikhistorische Lücke, um einen umfassenderen Einblick in das Schaffen dieser Zeit zu bekommen. Nicht zuletzt dank der souveränen und spielfreudigen Interpretation beider Solisten können die Werke der beiden Rombergs daher als bedeutende Wiederentdeckungen bewertet werden.

CD-Tipp
• Yury Revich (Violine) und Valentina Babor (Klavier): „Russian Soul“
Ars Produktion Schumacher
• Yury Revich, Lionell Cottet, Luca Bizzorero, Hofer Symphoniker: Andreas & Bernhard Romberg – Concertos / Ouvertures
Sony Classics


 

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