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Bildung ist mehr als Schule

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Fachtagung „Ganztagsschule 2012“: Sport, Kirche und Musik fordern Freiräume
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Ganztagsschule, Gemeinschaftsschule, acht- und neunjähriges Gymnasium: Das baden-württembergische Schulsystem ist gewaltig in Bewegung. Die Veränderungen stellen die außerschulischen Bildungsträger vor neue Herausforderungen. Für Sportvereine, Kirchen oder Musikverbände scheint bislang nur eines sicher: Wer den Wandel nicht aktiv begleitet und seinen Platz einfordert, wird über kurz oder lang abgehängt. Diesem Thema widmete sich die Fachtagung „Ganztagsschule 2012“ im Stuttgarter Bildungs- und Dienstleistungszentrum SpOrt.

Etwa 350 Teilnehmer kamen am 28. September zur Fachtagung „Ganztagsschule 2012“ ins Sport-, Bildungs- und Dienstleistungszentrum SpOrt nach Stuttgart. Vertreter aus Sport, Kirchen und Musik forderten hier bessere Rahmenbedingungen für die Zusammenarbeit mit Ganztagsschulen. Die außerschulische Jugendbildung im Bereich Musik wurde dabei durch Dr. Klaus Weigele, Präsidiumsmitglied des Landesmusikrates Baden-Württemberg, und durch Ekkehard Hessenbruch, Vizepräsident des DTKV und Mitglied im TKV-Landesvorstand, vertreten.
Die Belange der außerschulischen Bildungsträger müssen beim Ausbau der gebundenen Ganztagsschulen im Land deutlich stärker als bislang berücksichtigt werden: Diese Forderung stellten der Württembergische Landessportbund (WLSB), der Badische Sportbund Nord (BSB Nord), die Evangelische Landeskirche in Württemberg, die Diözese Rottenburg-Stuttgart und der Landesmusikrat an die grün-rote baden-württembergische Landesregierung. Sie zielten dabei sowohl auf die Zusammenarbeit mit den Ganztagseinrichtungen ab, als auch auf die Freizeit von Kindern und Jugendlichen nach Schulschluss. „Auch wir sehen die gesellschaftliche und bildungspolitische Notwendigkeit von Ganztagsschulen und bieten der Landesregierung deshalb weiterhin unsere Unterstützung an. Mit den derzeitigen Rahmenbedingungen sind wir aber nicht zufrieden“, sagt WLSB-Präsident Klaus Tappeser im Namen der vier Veranstalter.
Zu den Forderungen an die Landesregierung, die bereits im Februar 2011 in eine gemeinsame Erklärung gefasst wurden, zählt die Vorgabe, dass die Ganztagsschule spätestens um 16 Uhr endet und dann auch alle Hausaufgaben erledigt sind. In einer Talkrunde geht DTKV-Vizepräsident Ekkehard Hessenbruch noch einen Schritt weiter: Die Tatsache, dass eine fachpraktische Musikprüfung im Abitur oder die Existenz guter Schulorchester immer schon auf außerschulische Bildungspartner angewiesen waren, müsse im Ganztagsschulkontext konsequent zu Ende gedacht werden. Er fordert a) Zeitfenster für diesen außerschulischen Ausbildungsanteil in der schulischen Stundentafel und b) einen entsprechenden Niederschlag der außerschulisch erbrachten Leistung in der schulischen Leistungsbewertung. Ihm schwebt ein neu zu schaffender „integrierter Musikzug“ vor, der Schulmusikern und Instrumental- bzw. Vokalpädagogen einen konzeptionellen Rahmen für eine Kooperation bietet.
Ihre Forderungen trugen die Vertreter aus Sport, Kirche und Musik bei der Impuls-Talkrunde an den anwesenden Staatssekretär Frank Mentrup heran. Dieser zeigte sich erfreut, dass man bei der Veranstaltung bereits detailliert diskutierte, wie man sich in die Ganztagsschule einbringen könne. Er wies zudem darauf hin, dass die derzeitigen Modelle der Ganztagsschulen lediglich additive Modelle seien, die nicht einheitlich mit außerschulischen Partnern verzahnt sind. Derzeit laufen aber Gespräche mit den Kommunen, um ein einheitliches Modell zu schaffen. „Sobald dieses steht, wird es ein spannender Prozess sein, wie die konkrete Koordination zwischen Schule und außerschulischen Bildungsträgern letztendlich aussehen wird“, erklärte Mentrup.
Sport, Musik und Kirche haben mit dieser Tagung den Schulterschluss demonstriert. Die konkreten Forderungen an die Regierung und die bildungspolitische Partnerschaft zwischen dem Landessportverband Baden-Württemberg e.V. (LSV) und der Regierung zeigen, dass die gesellschaftlichen Kräfte bereit sind, Verantwortung für die Bildung unserer Kinder und Jugendlichen zu übernehmen – weil Bildung mehr ist als Schule. 

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