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Erinnerungsfoto mit „ihrer“ Komponistin: die Blockflötistinnen Marie Hogh, Emilie Kasper, Nora Schürmann, Annika Walch aus Köln und Agnes Dorwarth. Foto: Marc Doradzillo
Erinnerungsfoto mit „ihrer“ Komponistin: die Blockflötistinnen Marie Hogh, Emilie Kasper, Nora Schürmann, Annika Walch aus Köln und Agnes Dorwarth. Foto: Marc Doradzillo
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Festival, Wettbewerb und Meisterleistungen

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Ein Konzert mit 56 Preisträgern setzt attraktiven Schlusspunkt bei WESPE in Freiburg
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Vier Jahre war „WESPE“ zu Gast in Freiburg. Am Sonntag, 18. September, verabschiedete sich das Wettbewerbsfestival für Bundespreisträger „Jugend musiziert“ von Freiburg, dem Publikum und den gastgebenden Freiburger Partnern mit einem abwechslungsreichen Matineekonzert.

Die beiden vorausgegangenen Tage hatten ganz im Zeichen des Wettbewerbs gestanden: Am 16. September waren 124 Bundespreisträgerinnen und -preisträger in der Musikhochschule Freiburg eingetroffen, um dort im Rahmen von WESPE zu konzertieren.

Voraussetzung für eine Teilnahme an WESPE ist ein erster, zweiter oder dritter Bundespreis im aktuellen Bundeswettbewerb „Jugend musiziert“. Die qualifizierten Nachwuchsmusikerinnen und -musiker haben dann, sobald sie die Einladung in Händen halten, die Gelegenheit, sich in drei „offenen“ Kategorien zu bewerben. In den Kategorien „Werk einer Komponistin“, „Werk der verfemten Musik“ und „Eigenes Werk“ haben sie die Möglichkeit, neue Stücke vorzustellen. Stücke also, die sie nicht zuvor im Bundeswettbewerb gespielt, entdeckt oder überhaupt erst für WESPE komponiert hatten.

Die Teilnahme in weiteren drei Kategorien erfolgte auf Einladung der Bundes-Jury: „Ein für „Jugend musiziert“ komponiertes Werk“, „Zeitgenössisches Werk“ und „Werk der Klassischen Moderne“. Einige Teilnehmer nahmen nicht nur die Einladung für die-se Kategorien an, sondern bereiteten überdies Werke für die „offenen“ Kategorien vor. Sieben Musikerinnen und Musiker waren es bei dieser WESPE, die in zwei Kategorien starteten, zwei von ihnen traten gar in drei Kategorien an.

Gefragt war überall die jeweils beste Interpretation dieser Werke, 25 Jurorinnen und Juroren, verteilt auf vier Gremien, bewerteten die Leistungen der jungen Musiker am 16. und 17. September. Ein gutes Drittel der Teilnehmer stellte ein neues Werk in bekannter Besetzung vor, sechs Ensembles hatten sich für WESPE vollkommen neu formiert und auch neue Werke einstudiert. Zwei spannende Tage, auch für die Mitbewerber und Freiburger Passanten, die die Wertungsspiele mit Interesse verfolgten.

Experimentieren und diskutieren

An beiden Wettbewerbsabenden wurden den WESPE-Teilnehmern Workshops zum Thema Neue Musik angeboten. mehrklang Freiburg, der Partner von WESPE seit Anbeginn, hatte einen Besuch im Experimentalstudio des SWR ermöglicht. Der Schlagzeuger Max Riefer veranstaltete – nicht nur für Schlagzeuger – ein Seminar zu „Rhythmus und Komplexität“, und Mitglieder des Ensemble SurPlus studierten mit den Jugendlichen „cosmic staircase“ ein, ein Konzeptstück von Claudius von Wrochem, das sie dann schließlich im Treppenhaus der Musikhochschule zur Aufführung brachten.

WESPE ist also weit mehr als ein Wettbewerb im Kleinen. Es ist ein Festival, das nicht nur aufgrund seiner Kategorien zum Experimentieren und Forschen anregt, sondern Teilnehmer hineinzieht in die Welt der Neuen und Neuesten Musik. Sehr bereitwillig ließen sich die rund 130 jungen Leute darauf ein. Bis hin zum schon traditionellen Frühstück am Sonntagmorgen, noch vor dem Matineekonzert, wo sich an vier großen Tischrunden Juroren und Teilnehmer gemeinsam niederließen, um sich bei Kaffee, Tee und frischen Butterbrezeln angeregt über das Gehörte und Gespielte auszutauschen. Neue Erkenntnisse wurden ebenso gewonnen, wie sich Überraschungen Bahn brachen. So entdeckte ein Blockflöten-Ensemble mit Mitgliedern im Alter zwischen 11 und 13 Jahren jauchzend, dass sich die Komponistin ihres für WESPE gewählten Stückes „Das große Lalula“, Agnes Dorwarth, unter den Jurymitgliedern befand. Ein Fan-Foto war obligatorisch.

Am 18. September um 11 Uhr lud WESPE schließlich zum Konzert, in dem auch die Gewinner bekannt gegeben wurden. Unter reger Beteiligung des Freiburger Publikums und der „Jugend musiziert“-Schlachtenbummler von nah und fern, führte Prof. Reinhart von Gutzeit, Vorsitzender von „Jugend musiziert“, durch die Matinee. „Neue Musik ist längst fester und selbstverständlicher Bestandteil des Konzert- und Festivalbetriebs. Man kann also gar nicht früh genug damit beginnen, sich mit dieser zum Teil hochkomplexen Musik auseinanderzusetzen. ‚Jugend musiziert‘ und insbesondere WESPE bieten vielfältige Anreize dafür, und wir freuen uns, dass so viele von euch die Herausforderung angenommen haben. Mein besonderer Dank gilt außerdem den Förderern, die WESPE ideell und finanziell unterstützen und dem Wettbewerbsfestival zusätzliche Attraktivität verleihen“, so von Gutzeit in seiner Begrüßungsrede.

WESPE fliegt nach Norden weiter

Es folgten eindrucksvolle musikalische Beweise früher Virtuosität und intensiver Auseinandersetzung mit dem gewählten Werk. Den Auftakt bildete je ein Beitrag der erstmals auf Bundesebene durchgeführten Kategorien „Gitarre (Pop)“ und „Drum-Set (Pop)“, zu hören waren außerdem Werke für zwei Hackbretter, ein Hornquartett, ein Akkordeon-Ensemble, drei Beiträge für Klavier solo, ein Violoncello solo, Lieder von Fanny Hensel für Sopran, ein Violoncello-Duo, ein Flöten-Duo, bevor ein Streichquartett den Vormittag mit dem Quartett Nr. 1 von Erich Schulhoff beschloss.

Ins Konzertgeschehen integriert und eng verwoben mit den Musikbeiträgen wurden die Gewinnerinnen und Gewinner der Sonderpreise in den jeweiligen Kategorien auf die Bühne gerufen und, zum Teil aus den Händen des Preisstifters, ausgezeichnet. 56 glückliche Gewinner, 10 Solisten und 18 Ensembles, wurden schließlich von der Jury ausgezeichnet und freuten sich über Preise im Gesamtwert von 25.700 Euro von 12 preisstiftenden Institutionen. Denn natürlich erhöhte die Aussicht auf den Gewinn eines Geldpreises die Attraktivität des „Wochenendes der Sonderpreise“. Eine Liste der WESPE-Gewinner findet sich im Internet unter www.jugend–musiziert.org.

Mit dem Matineekonzert am Sonntagmorgen verabschiedete sich WESPE nach vier Jahren vom Austragungsort Freiburg und dankte seinen Partnern vor Ort: Herrn Bürgermeister von Kirchbach, Stadt Freiburg, Herrn Prof. Wulff, „mehrklang – Gesellschaft für Neue Musik Freiburg e.V.“ im Netzwerk für Neue Musik, einem Förderprojekt der Kulturstiftung des Bundes, Herrn Kary, Sparkasse Freiburg, und bei Herrn Rektor Dr. Nolte und dem Technischen Leiter Herrn Brutschin für die Gastfreundschaft in der Musikhochschule. Bürgermeister Ulrich von Kirchbach zog in seinem Grußwort ein kurzes Resümee, skizzierte die Anfänge von WESPE mit den Planungsgesprächen im Jahr 2007 und kündigte an, dass der Freiburger Sonderpreis in Höhe von 2.000 Euro künftig fester Bestandteil der Preissumme werden soll, auch wenn WESPE weiter zieht. Die Himmelrichtung steht bereits fest: Nach Nordosten soll es gehen. Voraussichtlich wird Schwerin die Gastgeberstadt 2012 sein, wenn WESPE vom 7. bis 9. September stattfindet.

Die Preisstifter bei WESPE 2011

  • Bertold Hummel Stiftung: 3.000 €
  • Hindemith Stiftung: 2.500 €
  • Harald Genzmer-Stiftung: 2.500 €
  • Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend: 3.000 €
  • GVL: 3.000 €
  • Verband deutscher Musikschulen: 2.500 €
  • Initiative Play Fair – Respect music: 1.000 €
  • lrino-Foundation: 1.500 €
  • Union deutscher ZONTA-Clubs: 1.200 €
  • Deutscher Musikverleger-Verband: 1.500 €
  • Sparkasse Freiburg: 2.000 €
  • Stadtwerke Schwerin: 2.000 €
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