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Ohne Musik könnte ich nicht leben, ohne Mathematik schon

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Zum 60. Geburtstag von Richard Heller
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Seit Thomas Bernhards berühmtem Ausruf: „Morgen in Augsburg“ erscheint es höchst unwahrscheinlich, dass es gut gehen kann, wenn ein Wiener in die Lechstadt zieht. Doch bei Richard Heller war es anders: er lehrt nun schon seit 35 Jahren Musiktheorie und Komposition am dortigen Konservatorium, das heute Teil des Leopold-Mozart-Zentrums ist. Seit 21 Jahren ist er zudem 1. Vorsitzender des Tonkünstlerverbandes Augsburg- Schwaben. Aus dem Klang seiner Sprache ist das Wienerische zwar noch unverkennbar herauszuhören, doch längst ist er ein Augsburger.

Der Komponist durchlief eine breit angelegte Ausbildung, die vom Kompositionsstudium bei Prof. Erich Urbanner bis zu Mathematik reichte. Mathematik fasziniert Richard Heller als Garant einer Musik, die absolut, ohne außermusikalische Bezüge auskommt. Doch er meint damit nicht die mathematischen Künste von Reihentechniken oder seriellen Kompositionsprinzipien, sondern eine der Musik immanente Logik, wie er sie vor allem bei Joseph Haydn findet. Haydn ist sein großes Vorbild neben Heinrich Schütz, bei dem ihn die Verbindung von Polyphonie und Homophonie begeistert, und Alexander Skrjabin, dessen schwebende Tonalität ihn fasziniert. Richard Hellers Werkverzeichnis umfasst vor allem Kompositionen für Orchester, Symphonisches Blasorchester und Kammermusik, auch für außergewöhnliche Formationen. Die Kritik hebt hervor, dass ihm die Balance zwischen Konstruktion und Emotion gelingt und für ihn beispielsweise das Streichquartett ein „Kommunikationsmodell“ ist. Doch „Kommunikation“ mit Außermusikalischem, etwa heute modische Multimedia-Kompositionen, die Visuelles einbeziehen, liegt ihm fern: „Ich bin ein Verfechter der absoluten Musik, der reinen Lehre,“ betont er.

Als Pädagoge vertritt Richard Heller „mit missionarischem Eifer“, wie er sagt, die Meinung, dass Musiktheorie und –analyse dazu dienen, musikalische Werke nicht nur besser zu verstehen, sondern sie auch als Musiker auf dem Konzertpodium besser zu interpretieren. Ihm geht es um den gebildeten, wissenden Musiker, bei dem Verstand und Gefühl sich ergänzen. Als Fachgruppensprecher für Musiktheorie arbeitete er intensiv mit bei der Konzipierung des Studienganges im Zug der Gründung der Hochschule für Musik Nürnberg-Augsburg und bei der späteren Eingliederung des Augsburger Teiles in die Universität. Bei seinem Engagement für den Tonkünstlerverband stand für ihn neben der kulturpolitischen Standesvertretung die Veranstaltung von Konzerten mit zeitgenössischer Musik im Zentrum. Die von ihm und seinem Team realisierten Konzerte bieten Augsburger Komponisten ein Podium und stellten deren Werke in den Kontext mit Neuer Musik in Deutschland und Europa. Als 1. Stellvertretender Vorsitzender des Tonkünstlerverbandes Bayern brachte er viele Ideen ein und unterstützte die Arbeit mit großem Engagement. Dass er sich nun zu seinem 60. den Geburtstagswunsch erfüllt, mehr Zeit für seine Kompositionen zu haben und deshalb seine Ehrenämter abgibt, ist verständlich, aber für den Tonkünstlerverband ein herber Verlust. Richard Heller prägte ein Vierteljahrhundert lang den Verband und hat zahlreiche Verdienste an dessen bayernweitem Erfolg. Dafür gebührt ihm großer Dank. Kollegen und Musikfreunde wünschen ihm für sein neues Jahrzehnt Gesundheit und vor allem Kreativität, Freude und Energie beim Komponieren.

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