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Spanisches Temperament wird zum Tastenfeuerwerk

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Der Pianist Diego Ares in Musikstudio und Galerie Gabriele Paqué
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Das Konzert am 19. April, gespielt­ von Diego Ares, der im spanischen Ort Vigo geboren ist und in Spanien, Niederlanden und in der Schweiz sein Cembalostudium vollendet hat, wurde zu einem großen Hörereignis. Er lebt und arbeitet heute in Basel und unterrichtet Cembalo in Trossingen an der Musikhochschule. Er spielte im „Musikstudio und Galerie Gabriele Paqué“ das Eröffnungskonzert zu der Vernissage von Alejandro DeCinti, einem Künstler aus Madrid, der ein gigantisches Werk zeigt, nämlich die bildnerische Wiedergabe „Das Narrenschiff“ des in der Renaissance lebenden Dichters Sebastian Brant (1457–1521).

Ares konzertierte auf dem Cembalo ausschließlich mit Werken von Padre Antonio Soler (1729–1783). Elf Sonaten unterschiedlichster Couleur und zum Schluss das sehr berühmte Preludio und Fandango. Soler, in seiner Zeit auch bekannt als der „Paganini der Tasten“, wurde ebenso „el Diablo vestido de fraile“ (der Priester verkleidet als Teufel) genannt. Dieses Konzert gespielt von Diego Ares ließ keinen Zweifel an dieser Aussage bezüglich der Kompositionen und des ausführenden Spielers.

Ares wählte als erste Sonate die in D-Dur (SR.74 Andante) und erlaubte damit dem Zuhörer sich Zeit zu nehmen, um sich auf das Instrument und dessen Klang einzustimmen. Ruhig und leise lies Ares das Instrument singen und kontrastierte mit erhabenen, majestätischen Gegensätzen, die in der Komposition so angelegt sind, sehr einfühlsam und feinsinnig in seinem Spiel, eine Geschichte erzählend. Fast arienhaft ist diese Sonate in ihrem Kompositionsstil angelegt. Von Anfang an fesseln das Spiel von Ares, nie langweilig, immer interessant vom Klang und seiner musikalischen Aussage und dies bis zum Schluss des Konzertes. Macht er doch oftmals, durch sein klanglich so abwechslungsreiches Spiel, den Zuhörer glauben, dass er nicht auf einem 1-manualigen Cembalo spielt, sondern erweckt den Eindruck, während des gesamten Konzertes, auf einem 2-manualigen Instrument diese Stücke vorzutragen.

Die nächsten Sonaten (g-Moll; JN.11; g-Moll SR und h-Moll SR. 10) zeigen die große Meisterschaft von Ares auf diesem Instrument. Die erstgenannte Sonate zu spielen verlangt eine große technische Könnerschaft, die Ares sehr aufbrausend, mitreißend im Fluss der Musik spielt und das spanische Temperament des Komponisten zeigt. Ares wirkt konzentriert und unbeschwert in seinem Spiel und überwindet technische Schwierigkeiten mit größter Gelassenheit. Dies beweist er auch bei der nächsten Sonate, die sehr gegensätzlich in der Komposition angelegt ist (sehr schnelle Passagen am Anfang und am Schluss wechseln im Mittelteil mit einer Art von Rezitativ). Die schnellen Teile werden von Ares technisch ohne sichtliche Mühe gespielt. Ein sehr natürliches Spiel, ohne Anstrengung, fast wie gerade improvisiert. Sein spanisches Temperament wird zu einem Feuerwerk auf den Tas­ten (zum Beispiel das Übergreifen der Hände bei schnellen Passagen in der 3. Sonate), der Musik und in deren Ausdruck. Schnelles Spiel, imposant im Ausdruck und äußerst energetisch und reich im Klang. Dies steht ganz im Gegensatz zu der Person von Ares, der menschlich leise und zurückhaltend wirkt.

In der kompositorisch sehr ruhig angelegten Sonate c-Moll (SR.18; Cantabile) trifft Ares den Charakter des Stückes mit großem Einfühlungsvermögen. Ein Werk, welches leise, ruhig fließend und singend den Zuhörer in seinen Bann zieht. Man kann sich dem Gesang des Stückes, dem Klang des Cembalos völlig hingeben, die Linien der Komposition nachvollziehen, jeden Augenblick geistig hörend verfolgen. Genau so gestaltet Ares die Sonate c-Moll (SR.100, Adagio-Largo), die er mit viel Rubato vorträgt. Eine Arie, singend im Klang und improvisierend in der Komposition, bringt Ares diese Sonate auf höchstem musikalischem Niveau zum Vortrag. Er führt den Zuhörer mit jedem Ton, den er spielt, durch die Musik von Soler und gelangt dadurch in neue Sphären des Hörens, der Gefühle und des Begreifens. Die Sonate Es-Dur (SR.96, Pastoral) entspricht exakt den Erwartungen des Zuhörers. Eine typische Pastorale vom Rhythmus, Klang und scheinbar in der „Einfachheit“ der Komposition und im Ausdruck. Eine wunderbare Komposition von hoher Qualität. Darin lässt auch der Vortrag von Ares keinen Zweifel. Ebenso die Sonate Es-Dur (SR.105, Adagio). Eine klangvolle und durch die vielen Arpeggios doch wunderbar leicht und getragen klingende Sonate. Durch Ares hoch musikalisch und hervorragend wiedergegebenes Klangereignis.

Soler, der ein Schüler von Scarlatti war, hat diese Sonaten mit so unterschiedlichen Charakteren und Tonarten für Schüler und Liebhaber komponiert. Erst kürzlich wurden 30 weitere Sonaten neu entdeckt und wir dürfen gespannt sein wie diese, gespielt­ von Diego Ares, auf der neuen CD klingen werden.

Zum Abschluss des Konzertes spielte Ares das Preludio und Fandango. Ein wahrer Höhepunkt für alle Konzertbesucher! Das Preludio diente oft mit seinen Modulationen als Lehrstück. Der Fandango genießt unglaubliche Bekanntheit in der Musikwelt und zeigt das spanische Temperament mit dem stark exponierten Rhythmus und deren Klangvielfalt sowie die große Virtuosität. Dieses Werk vorzutragen bedeutet für jeden Spieler eine enorme Herausforderung, die Ares geradezu mühelos und entspannt, selbst bei den schwierigsten Passagen, vollbrachte. Es wurde ein Feuerwerk der Musik, welches alle Zuhörer verzauberte und in die spanische Welt des 18. Jahrhunderts mitnahm. Dafür wurde Diego Ares mit überschwänglichem Applaus belohnt.

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