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unüberhörbar 2020/10

Untertitel
Paul Gilson | Maurice Ravel | Ernest Chausson | Walter Kaufmann
Publikationsdatum
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Paul Gilson. Works for Saxophone and Orchestra. Kurt Bertels (Saxophon), Flanders Symphony Orchestra, Jan Latham-Koenig. Etcetera +++ Maurice Ravel: Klaviertrio; Ernest Chausson: Klavierquartett. Trio Machiavelli & Adrien Boisseau (Viola). Berlin Classics +++ Walter Kaufmann: Chamber Works. ARC Ensemble. Chandos

Paul Gilson. Works for Saxophone and Orchestra. Kurt Bertels (Saxophon), Flanders Symphony Orchestra, Jan Latham-Koenig. Etcetera

Diese CD, musikalischer Teil eines künstlerisch-wissenschaftlichen Projekts zu Kontext, Aufführungspraxis und Repertoire der Saxophon-Klasse am Brüsseler Conservatoire, steckt voller Überraschungen. Es handelt sich bei den eingespielten Werken von Paul Gilson (1865–1942) um die ersten überhaupt für das Instrument geschriebenen Konzerte (1902); sie wurden einst von der französisch-amerikanischen Saxophonistin und in Boston wirkenden Mäzenin Elise Hall (1853–1824) in Auftrag gegeben (insgesamt 22 Werke hat sie angeregt). Die teilweise verschollen geglaubten Partituren sind durchwegs in einem verblüffend romantischen Tonfall gehalten, der von Kurt Bertels auf einem Buffet Crampon von 1898 so warm wie kantabel umgesetzt wird. [Michael Kube]

Maurice Ravel: Klaviertrio; Ernest Chausson: Klavierquartett. Trio Machiavelli & Adrien Boisseau (Viola). Berlin Classics

Zwei Werke französischer Komponisten klassischer Moderne bringt das Trio Machiavelli bei seinem CD-Debüt in exquisite Juxtaposition: Das für diese Gattung essentielle Klaviertrio von Maurice Ravel, im Krieg 1914 entstanden, erscheint wie ein Schutzschirm für erotische Sinnlichkeit, die rhythmischen Finessen perfekt balancierend und filigran die Stimmführung. Nur im Animé-Finale ist in dieser seltsam entrückten Musik Wut fühlbar. Kompaktes Pathos und symphonisches Format strebt hingegen das 1897 komponierte Klavierquartett von Ernest Chausson an. Entzückend die Melodik des „Très calme“ im zweiten Satz, ein erleichternder Kontrast zur Kombinatorik bei Ravel. Parbleu! [Hans-Dieter Grünefeld]

Walter Kaufmann: Chamber Works. ARC Ensemble. Chandos

Walter Kaufmann (1907–84), jüdischer Sudetendeutscher und Kompositionsschüler Franz Schrekers in Berlin, landete auf der Flucht vor den Nazis 1934 in Indien und wurde Direktor für europäische Musik bei All India Radio in Bombay. Neben dem Originalgenie John Foulds war er dort der bedeutendste westliche Komponist, schrieb die Erkennungsmelodie von All India Radio, die der Vater von Zubin Mehta einspielte. Seine Bücher über die Raga-Skalensysteme sind heute gesuchte Klassiker. Nun ist erstmals eine CD mit seiner Musik erschienen, gespielt von Mitgliedern des kanadischen ARC Ensemble: zwei Streichquartette aus den 1930er Jahren, die unverkennbar indisch klingen, sowie weitere Kammermusik und ein gemischtes Septett aus den 1940er Jahren: im anverwandelten Tonfall der Zeit weit voraus und dabei herrlich wohltönend. [Christoph Schlüren]

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