Hauptbild
Unser Bild: Der RIAS Kammerchor kommt zum Musikfest 2020. Foto: Matthias Heyde
Unser Bild: Der RIAS Kammerchor kommt zum Musikfest 2020. Foto: Matthias Heyde
Hauptrubrik
Banner Full-Size

Verschieden genug, um sich verbinden zu können

Untertitel
Winrich Hopp über das Musikfest Berlin und die musica viva-Saison 2020/21
Publikationsdatum
Body

Das Musikfest Berlin konnte ebenso gerettet werden wie die musica viva in München. Durch die Corona-Pandemie war beides in Frage gestellt, aufgrund der inzwischen eingetretenen Lockerungen dürfen die Veranstaltungen aber stattfinden, freilich in aktualisierter Form sowohl hinsichtlich des Publikums als auch der Programme. Winrich Hopp, seit 2006 Künstlerischer Leiter beim Musikfest und seit 2011 in gleicher Funktion auch bei der musica viva tätig, spricht mit Michael Ernst über seine Freude, dass komplette Absagen verhindert werden konnten, sowie über die notwendig gewordenen Abstriche.

neue musikzeitung: Winrich Hopp, Sie stehen im Spagat zwischen Spree und Isar. Künstlerischer Leiter sowohl beim Musikfest Berlin als auch bei der musica viva in München, das ist eine doppelte Herausforderung, kann aber auch Synergieeffekte bündeln. Wie sehen Sie diese Verbindung?

Winrich Hopp: Ich empfinde da nichts Akrobatisches. In beiden Flüssen kann man baden – und natürlich auch „baden gehen“. Beide Städte sind Weltzentren der Musik, die unter internationaler Beobachtung stehen. Die musica viva und das Musikfest Berlin wiederum sind wesentlich different: Die erstere ist eine Konzertreihe über die ganze Saison, veranstaltet von einer öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalt, verbunden in enger Partnerschaft mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, das die meisten der Programme spielt. Das Musikfest ist ein internationales Tournee- und Gastspielfestival zum Saisonstart, veranstaltet von den Berliner Festspielen, einer Einrichtung des Bundes, mit der Stiftung Berliner Philharmoniker als engstem Partner, wobei die Philharmoniker nur zwei der insgesamt rund 30 Programme beisteuern. Übertragen auf die Schwes­terkunst des Schauspiels: Die musica viva ist ein Theaterhaus mit einem festen Ensemble, das Musikfest Berlin ist ein Festival der gastierenden Ensembles, ein Art Berliner Theatertreffen der Musik. Also, die Münchner Konzertreihe und das Berliner Festival sind hinreichend different, um sich punktuell auch von Zeit zu Zeit verbinden zu können.

nmz: Im Krisenjahr 2020 waren beide Veranstaltungsreihen gefährdet, konnten aber – mit programmatischen Einschränkungen – gerettet werden. Wie viel von den Ursprungsideen konnten gehalten werden?

Hopp: Von „gerettet“ kann insofern gesprochen werden, dass nun in unserem Musikleben Veranstaltungsformate wieder stattfinden können, Institutionen wieder Öffentlichkeit gestalten. Dennoch ist die Bedrohung nicht aus der Welt. Wir spielen vor einem Publikum, das nur ein Viertel dessen ausmacht, was wir sonst in unseren Konzerten hatten. Trotzdem: Pessimismus ist nicht angesagt, sondern wir wollen unsere Arbeit couragiert und zuversichtlich fortsetzen. Beim Musikfest Berlin sind die Gastkonzerte der internationalen Orchester alle geplatzt. Aber die Grundidee des Festivals, im Beethoven-Jubiläumsjahr die Komponistinnen und Komponisten der Gegenwart ins Zentrum zu rücken, ist erhalten geblieben. In München werden wir viele orchestrale Auftragsarbeiten nicht realisieren können. Stattdessen programmieren wir Ensemblewerke mit rund 20 bis 30 Musikern auf der Bühne für rund 200 Besucher im Saal. Wichtigstes künstlerisches Kriterium: Wir möchten möglichst alle ursprünglich eingeladenen Akteure dabei behalten und Programme präsentieren, die die Einschränkungen, unter denen wir veranstalten müssen, vergessen machen.

Weiterlesen mit nmz+

Sie haben bereits ein Online Abo? Hier einloggen.

 

Testen Sie das Digital Abo drei Monate lang für nur € 4,50

oder upgraden Sie Ihr bestehendes Print-Abo für nur € 10,00.

Ihr Account wird sofort freigeschaltet!