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Hochschule hofft auf Fortbestand des Probe-Orchesters für Dirigenten

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Weimar - Die Hochschule für Musik Franz Liszt Weimar hofft auf den Fortbestand des Orchesters für den praktischen Dirigierunterricht (OPD). Die Finanzierung des Projekts sei noch ein weiteres Semester gesichert, sagte Dirigierprofessor Nicolás Pasquet. Nach dem Auslaufen der Förderung durch die Hochschule würden die Kosten derzeit durch die Spende eines Jenaer Unternehmers gedeckt.

Ob dieser seine Unterstützung fortsetze, stehe aber noch nicht fest. Das OPD ist laut Pasquet deutschlandweit einzigartig. Es setzt sich aus Musikstudenten zusammen und dient angehenden Dirigenten als Probe-Orchester.

 

 

Feature von Anna-Lena Roth - dapd:
Dirigieren mit Sicherheitsnetz - In Weimar proben angehende Dirigenten mit einem Studentenorchester - Einrichtung ist laut Hochschule bundesweit einzigartig

Weimar - Ein Fingerzeig nur, ein kleiner Schwenk mit der Hand und schon ändert sich alles. Mario Hartmuth steht auf einem niedrigen Podest, in der rechten Hand einen Taktstock, vor ihm die Noten für Brahms Violinenkonzert - und knapp 50 Musiker, die auf jede seiner Bewegungen lauern. Der 23-Jährige ist einer von derzeit 20 Dirigierstudenten an der Weimarer Hochschule für Musik Franz Liszt, vor ihm sitzen seine Kommilitonen mit ihren Instrumenten. Sie kennen sich aus dem Unterricht und von Partys.

Seit anderthalb Jahren gibt es das Orchester für den praktischen Dirigierunterricht (OPD) in Weimar. Laut Dirigierprofessor Nicolás Pasquet ist es in Deutschland einzigartig, als Vorbild hätten Orchester in Skandinavien gedient. «Durch das OPD haben angehende Dirigenten die Möglichkeit, regelmäßig mit einem Studierendenorchester zu üben», sagt Pasquet. Zwar werde auch mit professionellen Orchestern aus Thüringen und Tschechien zusammengearbeitet, doch das OPD sei eine sehr wichtige Ergänzung im Lehrplan.

«Vorteile hat es für alle Beteiligten», erklärt Pasquet. «Die angehenden Dirigenten erhalten die Chance, auf hohem Niveau, aber ohne den Druck eines professionellen Orchesters zu üben». Auf der anderen Seite würden die Orchestermusiker für die Schwierigkeiten der Dirigenten sensibilisiert und entwickelten so mehr Verständnis für deren Arbeit.

 

Üben in familiärer Atmosphäre
Die Dirigierstudenten sind froh um jede Minute, die sie vor dem Orchester stehen dürfen. «Im Profi-Alltag gibt es oft eine sehr hohe Distanz zwischen Dirigent und Orchester», sagt Mario Hartmuth. Eine solche Grenze gebe es im OPD nicht, auch Schwächen seien hier erlaubt: «Es ist ein Dirigieren mit Sicherheitsnetz». Während der Proben steht zudem immer ein Professor zur Seite, der unterbricht, falls Bewegungen zu schnell oder zu unbedacht ausgeführt werden.

Die Teilnehmer, die ein Orchesterinstrument studieren, werden für ihren Einsatz bezahlt. «Das ist ein wichtiger Anreiz», sagt Ina Richter. Die 27-Jährige spielt Querflöte und hat im Laufe ihres Studiums Erfahrung in professionellen Orchestern sammeln können. «Für Musiker mit viel Erfahrung bringt das OPD nicht allzu viel», sagt sie. Nur während des Grundstudiums sei die Teilnahme sinnvoll, die Musiker bekämen so einen ersten Einblick in die Orchesterarbeit. «Aber ohne den finanziellen Anreiz, etwa zehn Euro pro Stunde, würde ein so großes Orchester wohl nicht zusammenkommen», fügt sie hinzu. Schließlich werde im OPD für die Dirigenten geübt, nicht für die Musiker.

 

15.000-Euro-Spende für das Institut
Etwa ein Mal im Monat wird drei Stunden lang geprobt - das OPD ist nicht günstig. «Dirigenten brauchen nun mal eine besonders teure Förderung», sagt Nicolás Pasquet. Schließlich sei ihr Instrument ein ganzes Orchester. Im ersten Jahr sei das OPD noch von der Musikhochschule finanziert worden. «Im vergangenen Sommer mussten wir aber nach einer Alternative suchen», berichtet Pasquet. Erfolgreich war die Hochschule schließlich bei einem Jenaer Unternehmer, der gleichzeitig ein passionierter Musiker ist. Er spendete er dem Institut für Dirigieren 15.000 Euro.

Der Fortbestand des OPD ist damit noch ein weiteres Semester gesichert. «Und damit auch die Qualität der Weimarer Lehre», sagt Dirigierprofessor Pasquet. Noch stehe nicht fest, ob der Unternehmer das Orchester auch im kommenden Jahr finanziell unterstützen werde. Ende des Jahres werde darüber entschieden. Bis dahin üben die Dirigierstudenten weiter, bis jeder Fingerzeig und jeder kleine Schwenk mit der Hand sitzt.

 

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