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Startgong für die HMTM Young Academy. In der Reihe oben: Dominik Pensel (li.) und Martina Bauer (re.). Foto: Koch

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Um ein Talent-Programm erweitert

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Musikhochschule München gründet HMTM Young Academy mit künftig zwei Säulen der Nachwuchsförderung
Vorspann / Teaser

Mit Tam-Tam und viel Vorfreude hat die Hochschule für Musik und Theater München (HMTM) die HMTM Young Academy gegründet. Als offizielles Institut für Hochbegabtenförderung soll hier künftig das Jungstudium mit einem Talent-Programm verbunden werden. Zum Gruppenfoto bildeten die beiden Luftballons die Zahl zwölf: Mit der HMTM Young Academy weitet die Münchner Musikhochschule die Zahl ihrer Institute zum runden Dutzend aus und setzt damit ein zentrales Vorhaben aus dem aktuellen Hochschulvertrag mit dem Freistaat Bayern um.

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Hochschulpräsidentin Prof. Lydia Grün, die die Nachwuchsförderung als eine „zukunftsweisende Aufgabe“ bezeichnete, sowie Prof. Martina Bauer (Künstlerische Leitung) und Dominik Pensel (Geschäftsführende Leitung) stellten die Young Academy vor, deren Gründung neben der personellen Aufstockung vor allem eine Erweiterung des Angebots bedeutet: Mit dem Talent-Programm sollen zusätzlich zu den etwa 100 Jungstudierenden (Musik und Ballet) bis zu 20 musikalisch besonders begabte Kinder und Jugendliche ab einem Alter von 6 Jahren bis zum Schulabschluss gefördert werden, wobei der regionale Fokus auf Oberbayern, Schwaben und Niederbayern liegt.

Große Nachfrage

Im Gespräch mit der nmz weist Martina Bauer auf den Bedarf hin, der hier künftig abgedeckt werden soll: „Wir werden ja ganz oft danach gefragt, wie man einem hochbegabten Kind weiterhelfen kann, welche Chancen wir bieten können. Bisher konnten wir nur auf das Jungstudium verweisen. Doch jetzt können wir über das Talent-Programm auch hier ein Angebot machen.“ Dominik Pensel ergänzt: „Wir haben im Vorfeld den Bedarf sondiert und wissen, dass hier eine große Nachfrage besteht. Entsprechend groß sind nun die Anfragen und erste Bewerbungen sind auch schon eingegangen.“

Im Talent-Programm soll der Hauptfachunterricht als Co-Teaching der bisherigen Lehrperson (Musikschule oder privat) mit einer Lehrperson der HMTM gestaltet werden. An der Hochschule findet er in der Semesterzeit vierzehntägig statt. „Für die größeren Blöcke dazwischen“, so Bauer, „haben wir die gute Situation, dass die Kinder ja auch bei ihrer bisherigen Lehrkraft weiter betreut sind.“ Für Begabungen aus sozioökonomisch benachteiligten Haushalten soll – mit Hilfe der Stiftung Offene Chancen und der Christel und Wolfgang Ehlert-Stiftung – ein Stipendiensystem und ein Unterstützungsfonds aufgebaut werden.

Auf die Frage, wer sich für die Young Academy bewerben kann, betont Martina Bauer: „Vorspielen darf absolut jeder, damit die Chancen gleich sind. Was die Instrumente betrifft, so wird es möglicherweise notwendig sein, eine Balance herzustellen, aber grundsätzlich geht es einfach um die besondere Begabung.“ Dominik Pensel weist auf die besondere Konstellation des Co-Tea­chings hin: „Da ist es natürlich essentiell, dass sich die beiden Lehrpersonen, die diesen Unterricht gemeinsam – natürlich nicht unbedingt gleichzeitig – gestalten, gut abstimmen können. Deswegen ist die fachliche Einschätzung der Lehrperson, die wir bei der Anmeldung abfragen, nicht zwingend das Kriterium für die Auswahl, aber ein wichtiger Punkt, um auch zu sehen, wer ein starkes Interesse an dieser Art der Zusammenarbeit hat.“

Ein Netzwerk aufbauen

Personell sehen sich die Verantwortlichen für die neuen Aufgaben gut aufgestellt. Viele bewährte Lehrkräfte hätten schon in den vergangenen Jahren erfolgreich im Bereich Frühförderung gearbeitet, so Martina Bauer. Auch die Lehrkräfte im Samstagsunterricht seien „pädagogisch alle top ausgebildet, da sehr viele aus dem Bereich des Schulmusikstudiums kommen“.

Auf den Kontakt zu den Musikschulen angesprochen, bezeichnet Bauer diesen als „bisher eher informell“, und weiter: „Wir haben viele Anfragen von Lehrkräften und Musikschulleitungen und kennen natürlich viele aus diesem Bereich über Jugend musiziert. Auf die Verbände werden wir nun im Lauf unseres ersten Jahres gezielt zugehen.“ Es gelte nun, so Dominik Pensel, „Stück für Stück ein Netzwerk aufzubauen, auch mit den Schulen“. Dabei gehe es nicht nur um musische Gymnasien, sondern auch um Mittel- und Realschulen mit musischer Ausrichtung. In diesem Zusammenhang weist Martina Bauer auf die wenig bekannte Möglichkeit hin, ein Musikstudium mit Realschulabschluss aufzunehmen, wenn die nötige Eignungsprüfung bestanden wird.

Pädagogische Perspektive

Ausdrücklich betont wird von den Verantwortlichen die Perspektive, auch solche Kinder und Jugendliche zu fördern, die sich für ein künstlerisch-pädagogisches Studium interessieren. Man werde, so Martina Bauer, in der Eignungsprüfung ein Gespräch führen, auch um diese Interessen abzufragen. Dominik Pensel führt dazu aus: „Wir werden spezifische Studienangebote gerade für diese Studierenden machen. Das kann dann so aussehen, dass man zum Beispiel auf projektbasierter Ebene pädagogische Kompetenzen vermittelt oder vielleicht ein Kinderkonzert an einer Schule ausrichtet, um entsprechende Einblicke zu geben. Das Ganze wird dann durch eine Lehrveranstaltung begleitet. Unser Ziel ist es, dass diejenigen, die sich für ein Schulmusikstudium, für Elementare Musikpädagogik oder für ein künstlerisch-pädagogisches Studium interessieren, auch eine spezifische studienvorbereitende Förderung bekommen.“

Zur genauen Ausgestaltung des Talent-Programms stellt Pensel klar, dass es hier im Gegensatz zum Jungstudium, das als bereits etabliertes Programm eine feste Struktur habe, noch Veränderungsmöglichkeiten gebe. Hier seien auch Evaluationen vorgesehen. „Wir werden versuchen, eine gewisse Offenheit zu behalten“, so Martina Bauer, „um auf die Bedürfnisse der Kinder reagieren zu können, denn die sind ­enorm unterschiedlich bei den Hochbegabten.“ Nicht zu vergessen seien auch die Jungstudierenden im Ballett, fügt Pensel hinzu: „Wenn wir einen übergeordneten Blick auf die Hochbegabtenförderung an der HMTM einnehmen, dann wird es da zukünftig insgesamt stärkere Strukturen geben. Jetzt in der Phase des Aufbaus ist es aber klug, zunächst eine gewisse Flexibilität zu behalten.“

Personell hat das neue Institut im Vergleich zum bisherigen Stand zwei neue Stellen hinzubekommen und hat nunmehr die Möglichkeit, mit einem eigenen Budget zu arbeiten. „Das bedeutet“, so Pensel, „dass wir einerseits eine Verankerung innerhalb des institutionellen Rahmens der Hochschule und andererseits auch eine neue Flexibilität haben. Wir können dadurch bestimmte inhaltliche Schwerpunkte setzen, zum Beispiel zu Gesundheitsthemen.“ Martina Bauer umreißt die Perspektiven so: „Wir haben viele Pläne und Träume für die Young Academy und hoffen, jetzt viel anstoßen zu können, etwa im Bereich Kurse und Workshops oder im Bereich Scouting. Auch eine Summer School wird nun möglich sein, und am 25. Oktober 2025 wird ein offener Musiktag stattfinden.“

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