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Chialo zu Waters: Kunstfreiheit kein Freibrief / München: Demo vor Waters-Konzert

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Berlin - Vor den Berlin-Konzerten von Roger Waters hat der Berliner Kultursenator Joe Chialo Auftritte des britischen Musikers als antisemitisch kritisiert. «Ein wertvolles Gut wie die Meinungs- und Kunstfreiheit darf niemals als Freibrief für Antisemitismus missbraucht werden», sagte der CDU-Politiker der Deutschen Presse-Agentur in Berlin.

In dieser Angelegenheit müssten «alle Berlinerinnen und Berliner zusammenstehen». Pink-Floyd-Mitbegründer Waters ist aktuell mit seiner «This Is Not A Drill»-Tour unterwegs. Nach Auftritten in Hamburg und Köln sind an diesem Mittwoch und Donnerstag Konzerte in Berlin geplant. Der private Betreiber des Veranstaltungsortes hat der dpa erneut bestätigt, am Vertrag mit dem Veranstalter festhalten zu wollen.

«Den Auftritt eines Künstlers wie Roger Waters, der Ballons in Schweineform mit Davidsternen aufsteigen lässt, verurteile ich auf das Schärfste», sagte Chialo. «Denn diese Aktionen - genau wie die BDS-Kampagne, der er nahesteht - sind nichts anderes als antisemitisch.» BDS steht für Boykott, Desinvestitionen und Sanktionen. Die Kampagne ruft zum umfassenden Boykott des Staates Israel wegen dessen Umgang mit den Palästinensern auf.

«Kritik an der Politik des Staates Israel kann durchaus legitim sein», sagte Chialo. «BDS mit seinem Aufruf zu pauschalem Boykott auch israelischer Künstler und Wissenschaftler ist es nicht. Aus diesen Gründen bin ich solidarisch mit allen, die einen Auftritt von Roger Waters in Berlin ablehnen.»

Die Kulturverwaltung will laut Chialo eine Demokratie-Klausel in Förderbescheide einführen, «um antisemitische Veranstaltungen im Kulturbetrieb zu verhindern und Akteuren der BDS-Bewegung öffentliche Mittel zu entziehen». Die documenta fifteen im vergangenen Jahr in Kassel bezeichnete Chialo als «warnendes Beispiel». Einige der ausgestellten Arbeiten waren als antisemitisch kritisiert worden. «Antisemitismus zu bekämpfen und Kunstfreiheit zu schützen ist kein Widerspruch», sagte Chialo.

 

Protest gegen Roger Waters - Demo vor Konzert in München

München (dpa) - Kritiker wollen vor dem Konzert des umstrittenen Pink-Floyd-Mitbegründers Roger Waters am Sonntag in München gegen den Auftritt des Musikers demonstrieren. Nach Angaben des Kreisverwaltungsreferates (KVR) vom Mittwoch plant das Bündnis «München ist bunt!» eine Protestaktion mit bis zu 200 Teilnehmern «gegen jeden Antisemitismus».

Waters wird unter anderem für seine Nähe zur BDS-Kampagne (Boykott, Desinvestitionen und Sanktionen) kritisiert, die zum Boykott des Staates Israel und seiner Güter wegen der Palästina-Politik aufruft. Bei Konzerten ließ er Ballons in Schweineform mit einem Davidstern aufsteigen. Bei seinen bisherigen Deutschland-Konzerten gab es das Schwein noch immer - aber ohne den Davidstern.

Auch Äußerungen zum Krieg in der Ukraine sorgten für Aufsehen - etwa, dass Russlands Präsident Wladimir Putin damit den Faschismus in dem Land bekämpfen wolle und dass die USA ein Hauptaggressor sei.

Die Stadt München hatte sogar Möglichkeiten erwogen, das Konzert des 79-Jährigen an diesem Sonntag in der Olympiahalle zu verbieten. Es sei aber aus rechtlichen Gründen nicht möglich, den Vertrag mit dem Konzertveranstalter außerordentlich zu kündigen, heißt es in einem Stadtratsbeschluss dazu.

Die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Charlotte Knobloch, hatte das Veranstalten des Konzerts als einen «Schlag ins Gesicht für die jüdische Gemeinschaft und für alle, die sich für ein respektvolles und tolerantes Zusammenleben einsetzen» bezeichnet. Viele in der jüdischen Gemeinschaft fragten sich nun, «ob das Recht den Schutz für Antisemitismus höher gewichtet als den Schutz vor Antisemitismus».

In Frankfurt wollten die Stadt und das Land Hessen den Auftritt des Sängers wegen Antisemitismus-Vorwürfen verhindern - sein Konzert am 28. Mai sollte abgesagt werden. Waters, der Antisemitismusvorwürfe zurückweist, hatte aber gegen den Beschluss geklagt und Recht bekommen. Beim Auftakt seiner Deutschland-Tournee in Hamburg Anfang Mai war er vom Publikum bejubelt worden.

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