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Münchner Orchester bitten Söder um Anpassung der Zuschauerzahlen. Foto: Hufner
Philosoph Nida-Rümelin plädiert für Öffnung von Kultureinrichtungen. Foto: Hufner
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Die Lockdown-Nachrichten vom Wochenende

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Deutschen Bühnenverein: Theater und Orchester rufen zu Aktionstag am 30. 11. auf +++ Kommunaltheater im Südwesten wollen Spielbetrieb bis Mitte Januar einstellen +++ Leipzig: Ungewöhnliches Konzert des Gewandhausorchesters im offenen Bus +++ Muti vor leeren Rängen: Wiener Neujahrskonzert wohl ohne Publikum +++ Berliner Kultureinrichtungen bleiben bis mindestens Mitte Januar zu +++ Schleswig-Holstein: Öffnungen in der Kultur wegen Corona noch nicht möglich

Deutschen Bühnenverein: Theater und Orchester rufen zu Aktionstag am 30. 11. auf

Berlin - Zu einem gemeinsamen Aktionstag rufen die im Deutschen Bühnenverein organisierten Theater und Orchester an diesem Montag (30.11.) auf. Die Künstler wollten damit «ein Zeichen von Zuversicht, künstlerischer Energie und Verbundenheit zu ihrem Publikum» senden, hieß es in einem Aufruf der Intendant*innengruppe im Deutschen Bühnenverein. Die Bühnen sind wegen der Corona-Pandemie zurzeit geschlossen.

Ab 12 Uhr mittags soll es künstlerische Aktionen mit dem gebotenen Abstand geben, außerdem digitale Aktivitäten und Kampagnen. «Wenn sich die Theater und Orchester zurzeit auch nicht als Orte des Zusammenkommens zur Verfügung stellen können, so möchten sie dennoch einen Impuls von Lebendigkeit geben und ihrem Glauben an die künstlerische Utopie Ausdruck verleihen», hieß es in dem Aufruf. «Sobald es wieder möglich ist, stehen sie für die künstlerische Aufarbeitung unserer gesellschaftlichen Krise zur Verfügung.»

Videoclips mit Eindrücken von den Aktionen der einzelnen Häuser sollen auch im Internet gezeigt werden.

 

Kommunaltheater im Südwesten wollen Spielbetrieb bis Mitte Januar einstellen

Ulm/Lauffen - Die Kommunal- und Privattheater im Südwesten wollen ihren Spielbetrieb angesichts der verlängerten Maßnahmen im Kampf gegen die Corona-Pandemie bis Mitte Januar einstellen. Das werden sie ihren jeweiligen Trägern empfehlen, wie aus einer Mitteilung hervorgeht, die das Theater Ulm am Samstag verbreitete.

Dann hätten Publikum und Beschäftigten gleichermaßen verlässliche und mittelfristige Perspektiven. Die nächsten politischen Entscheidungen müssten größere Planungssicherheit bringen. Und Hygienekonzepte, die die Bühnen erarbeitet haben, sollten dabei berücksichtigt werden.

Der Landesverband Baden-Württemberg des Deutschen Bühnenvereins mit Sitz in Lauffen (Kreis Heilbronn) kritisierte das Vorgehen des Kunstministeriums als unabgestimmt. Dies hatte für die Staatstheater in Stuttgart und Karlsruhe beschlossen, den Spielbetrieb bis Ende Januar ruhen zu lassen. «Die Entscheidung ist zwar nachvollziehbar, aber es ist absolut unverständlich, dass eine gemeinsame Absprache mit den Kommunal- und Privattheatern in Vorbereitung des Beschlusses ausblieb», sagte der Verbandsvorsitzende Ulrich von Kirchbach.

 

Leipzig: Ungewöhnliches Konzert des Gewandhausorchesters im offenen Bus

Leipzig - Das Orchester des Gewandhauses in Leipzig hat am Samstagmorgen eine ungewöhnliche Konzertreihe gestartet. Auf einem angemieteten doppelstöckigen Sightseeing-Bus spielten vier Hornisten Weihnachtslieder an öffentlichen Plätzen und Pflegeeinrichtungen in Leipzig. «An sechs Orten brachten die Musiker ein wenig festliche Stimmung unter die Menschen», sagte der Sprecher des Gewandhausorchesters, Dirk Steiner.

Beim Auftakt am Augustusplatz lauschten mehrere Dutzend Menschen unter anderem «Oh du Fröhliche». Anschließend zog der Bus weiter unter anderem zu einem Altenheim, an dem die Bewohner an offenen Fenster zuhörten und Applaus spendeten.

«Aufgrund der Kälte können die Musiker lediglich bis zu sechs Stücke auf dem geöffneten Oberdeck des Busses spielen», erläuterte Steiner. Nach drei Stunden endete die Tour am Mittag wieder am Augustusplatz. Weitere Termine sind am 5., 12. und 19. Dezember geplant. Die Orte sollen zuvor auf der Homepage des Gewandhausorchester veröffentlicht werden.

Wie alle Kultureinrichtungen ist auch das Leipziger Gewandhaus von den verschärften Corona-Maßnahmen betroffen. Angesichts der Verlängerung der Veranstaltungsuntersagung bis Ende Dezember sei es dem Orchester wichtig, weiterhin für das Publikum da zu sein, erläuterte Gewandhausdirektor Andreas Schulz. «Da dies im Gewandhaus vorerst nicht möglich ist, bringen wir mit dem Projekt Gewandhausorchester unterwegs Musikerinnen und Musiker des Gewandhausorchesters an verschiedene Orte in Leipzig, um auch in diesen Zeiten Musik zur Freude der Menschen zu vermitteln.»

 

Muti vor leeren Rängen: Wiener Neujahrskonzert wohl ohne Publikum

Wien - Das traditionsreiche Wiener Neujahrskonzert wird im kommenden Jahr aufgrund der Corona-Pandemie wohl ohne Zuhörer im goldenen Saal des Wiener Musikvereins stattfinden. «Also ich denke, es wird ein Neujahrskonzert geben, aber ich fürchte ohne Publikum», sagte Kulturminister und Vize-Kanzler Werner Kogler der «Tiroler Tageszeitung» (Samstag-Ausgabe). Die Wiener Philharmoniker hatten zuletzt betont, zur Not auch vor leeren Rängen zu spielen. Maestro Riccardo Muti (79) soll das Konzert am 1. Januar bereits zum sechsten Mal dirigieren.

Die rund 2000 Karten für das Neujahrskonzert aus dem prächtig geschmückten goldenen Saal sind heiß begehrt und hart umworben. Die Tickets kosten zwischen 35 und 1200 Euro. Die Live-Übertragung wird zusätzlich im Schnitt von rund 50 Millionen Zuschauern in über 90 Ländern verfolgt. In Deutschland ist das Konzert im ZDF zu sehen.

Für viele Menschen auf der ganzen Welt beginnt das neue Jahr erst mit dem traditionellen «Prosit Neujahr» der Wiener Philharmoniker. Die österreichische Musiker-Dynastie Strauß mit ihren heiteren und beschwingten Stücken dominiert das Programm.

 

Berliner Kultureinrichtungen bleiben bis mindestens Mitte Januar zu

Berlin - Die Kultureinrichtungen in Berlin bleiben coronabedingt bis mindestens Mitte Januar geschlossen. Das kündigte Kultursenator Klaus Lederer (Linke) am Freitag in Berlin an. Kultureinrichtungen sollten unter den ersten sein, die öffnen dürfen, wenn dies möglich sei, «so es die Infektionslage zulässt», sagte Lederer in einer Videobotschaft auf seinem Twitter-Account. «An diesem Punkt sind wir im Dezember definitiv noch nicht.»

Er habe am Freitag mit vielen Kultureinrichtungen gesprochen. «Wir teilen alle gemeinsam die Einschätzung, dass wir voraussichtlich bis mindestens Mitte Januar nicht in dieser Situation sein werden», sagte Lederer. «Ich glaube sogar, es wird noch etwas länger gehen», fügte er hinzu.

 

Schleswig-Holstein: Öffnungen in der Kultur wegen Corona noch nicht möglich

Kiel - Schleswig-Holsteins Kulturministerin Karin Prien hat dem unter der Corona-Pandemie leidenden Kulturbereich vorsichtig Lockerungsmöglichkeiten im nächsten Jahr in Aussicht gestellt. Noch allerdings seien die Infektionszahlen auch im Norden zu hoch, um Lockerungen zuzulassen, sagte die CDU-Politikerin am Freitag im Landtag. Aber Schleswig-Holstein stehe im Vergleich zu anderen Bundesländern relativ gut da.

«Wenn wir es durch die weiteren Anstrengungen in den nächsten Wochen schaffen, die Zahl der Neuinfektionen konstant unter 50 zu halten, können wir die Kultur in unserem Land schrittweise wieder öffnen», sagte Prien. Gemeint ist die Zahl der Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner binnen sieben Tagen.

Das Land lasse die Kultur in dieser schwierigen Situation nicht im Stich. Es habe bislang 25 Millionen Euro Überbrückungsmittel zur Verfügung gestellt. «Wir erfahren gerade miteinander, um wie viel ärmer unsere Gesellschaft schlagartig wird, wenn Theater, Kinos, Konzertbühnen und Museen ihre Pforten geschlossen halten müssen, wenn Künstlerinnen und Künstler nicht auftreten dürfen», sagte Prien.

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