Als uns heute eine Pressemeldung des MDR mit dem Betreff „RadioAward für neue Musik: Die vier Finalisten stehen fest“ ins Haus flatterte, schlugen unsere Herzen höher. Hat sich der öffentlich-rechtliche Rundfunk seinem Kulturauftrag wieder stärker zugewandt und einen Preis für Neue Musik ausgeschrieben. Schnell wurden wir eines Besseren belehrt. Denn Neue Musik und neue Musik scheinen verschiedene Interpretationen zuzulassen.
Für die einen, zu denen wir uns zählen, gehören zur Neuen Musik unterschiedliche Kompositionsrichtungen der „ernsten“ Musik des 20. und 21. Jahrhunderts. Im Journalismus, in der Musikwissenschaft und nicht zuletzt durch die Akzeptanz auf Seiten der Komponisten, Interpreten und Rezipienten ist Neue Musik ein gängiger und gefestigter Begriff.
Für die anderen, die Jugendradio-Macher, ist neue Musik – wie soll es auch anders sein – schlichtweg Popmusik. Es liegt uns fern, die Redakteure überheblich zu belehren und wir sind die letzten, die Jugend- und Pop-Förderung kritisieren würden. Aber der Titel des ARD-Preises ist so irreführend, dass wir uns nicht zurückhalten konnten. Noch ein Tipp: In Halle/Magdeburg und Dresden gibt es Komponistenklassen für Kinder und Jugendliche. Hier treffen sich 8- bis 20-jährige komponierende Schülerinnen und Schüler und werden ihrer musikalischen Begabung gemäß unterrichtet. Ein Förderpreis für richtige Neue Musik wäre hier sehr willkommen! (Am 10./11. Oktober tritt in Görlitz das ensemble courage unter der Leitung von Christian Kluttig mit Werken der Komponistenklasse Dresden auf.)
Und hier ist die Pressemeldung des MDR für alle Fans der neuen „neuen Musik“:
RadioAward für neue Musik: Die vier Finalisten stehen fest
Die Online-Community hat entschieden: Die vier Finalisten des RadioAward für neue Musik heißen Fjäril (Hannover und Berlin), My New Zoo (Nürnberg), Jona:S (Gießen) und Mega Mega (Saarbrücken, Trier, Berlin). Die vier Bands fahren am 18. September 2009 zum Showcase nach Berlin und spielen um den von den drei ARD-Jugendprogrammen MDR SPUTNIK, Fritz (rbb) und YOU FM (hr) gestifteten Musikpreis.
An dem Online-Voting beteiligten sich mehr als 12.000 Nutzer der Online-Plattform für neue Musik: Für Fjäril stimmten rund 19,0 Prozent der Nutzer, für My New Zoo 18,6 Prozent. Rund 14,0 Prozent der Stimmen gingen an Jona:S, und 13,0 Prozent der Wähler wollen Mega Mega im Finale sehen. Den Nutzern standen zehn Bands zur Auswahl, welche vorab von den Musikredaktionen der drei ARD-Jugendprogramme bestimmt worden sind – und zwar unter den rund 750 auf der gemeinsamen Online-Plattform registrierten Teilnehmern des Wettbewerbs.
Finale am 18. September in Berlin
Am 18. September 2009 treten die vier Acts in Berlin auf und stellen sich dem Urteil einer Fachjury – bestehend unter anderem aus Alex Richter, Geschäftsführer der Künstleragentur Four Artists, Patrik Majer, Produzent unter anderem von Wir sind Helden, sowie den Musikchefs Anke Groß (YOU FM), Reinhard Bärenz (MDR SPUTNIK) und EC Zander (Fritz). Die Jury entscheidet nach den Auftritten, wer den RadioAward für neue Musik mit nach Hause nehmen darf. Im vergangenen Jahr räumten Bonaparte mit einem spektakulären Auftritt beim Showcase auf der Popkomm den 1. RadioAward ab. Seitdem hat die Rockband aus Berlin die nationalen und internationalen Club- und Festivalbühnen erobert.
Trophäe sowie Gutschein in Höhe von 10.000 Euro
Wer auch immer in die Fußstapfen von Bonaparte treten wird, sichert sich nicht nur die Trophäe, sondern auch einen von einer Musikfirma zur Verfügung gestellten Gutschein für Instrumente und Technik in Höhe von 10.000 Euro.
Fritz (rbb), MDR SPUTNIK und YOU FM (hr) berichten live Fritz überträgt die exklusive Veranstaltung am 18. September von 19.00 bis 00.00 Uhr live aus dem Berliner Dot Club. MDR SPUTNIK und YOU FM berichten ebenfalls ab 19.00 Uhr mit Live-Einblendungen von der Verleihung des 2. RadioAward für neue Musik – mit viel neuer Musik und Interviews.
Die vier Finalisten „Wir machen Popmusik, die nicht wirklich in eine Schublade passt und die etwas anders ist, als man so gewohnt ist“, beschreiben sich Judith, Malte, Michael, Johannes und Hartmut von Fjäril. Die Band existiert seit 2007 und ist in Hannover und Berlin zu Hause.
Obwohl die vier Jungs aus Nürnberg kommen, hat My New Zoo „nichts mit Lederhosen und bayerischer Gemütlichkeit am Hut“. Die Band über sich: „My New Zoo klingt so, wie wenn Keith Richards Paul Mc Cartney verprügelt und The Kinks schauen zu.“ In ihrer jetzigen Besetzung gibt es die Band seit 2006. Sie wollen Menschen mit ihrer Musik zu Emotionen bewegen. „Diese können auch ruhig mal traurig sein.“
„Hauptsache wir sind in Berlin dabei und heizen den Zuschauern so sehr ein, dass der Schweiß von der Decke tropft“, freuen sich die sechs Gießener Jungs von Jona:S über den Einzug in die Endrunde. „Wir wollen der Jury zeigen, dass es auch außerhalb der urbanen Metropolen zeitgemäße, relevante und gut gemachte Musik gibt.“ Ihre Musik beschreiben sie als „tanzbare, teils melancholische Popmusik mit Rapelementen, Elektrohäppchen und Live-Band“. Jona:S gibt es in der aktuellen Besetzung seit Ende 2008.
„Mega Mega ist mega“ – so die Band aus Saarbrücken, Trier und Berlin über sich selbst. Ihre Ankündigung für das Finale am 18. September klingt vielversprechend: „Wir werden der Jury und dem Publikum eine energiegeladene Mega-Show bieten, die so schnell nicht mehr aus ihren Köpfen verschwinden wird.“ Gemeinsam Musik machen die vier Jungs seit 2005.
Drei Programme – eine Plattform
Seit Dezember 2007 betreiben die ARD-Jugendwellen MDR SPUTNIK, YOU FM (hr) und Fritz (rbb) zusammen eine Musik- und Community-Plattform im Internet, die über drei Wege zugänglich ist: www.mySPUTNIK.de, www.myYOU-FM.de und www.meinFritz.de