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Bremer Philharmoniker versteigern Privatkonzerte für den Klimaschutz. Foto: Caspar Sessler
Die Bremer Philharmoniker. Foto: Caspar Sessler
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Musik aus dem Tabakquartier - Bremer Philharmoniker im Aufbruch

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Bremen - Wo einst Lkws Tabak an die Rampe lieferten, werden schon bald Konzertbesucher in einer hellen Lounge mit einem Glas Weißwein in der Hand stehen. Die Bremer Philharmoniker haben eine neue Heimat und ein vielsprechendes Saisonprogramm 2022/23.

Noch sind die Handwerker zugange, doch in der Halle 1 im Bremer Tabakquartier laufen schon die Proben. Orchester- und Klavierklänge dringen sanft ins Foyer. Die Bremer Philharmoniker sind an ihrer neuen Wirkungsstätte bei der Arbeit und üben Konzerte für die neue Saison ein. «Das von uns zusammengestellte Programm bietet einen Soundtrack zu den großen Themen unserer Zeit», kündigte Generalmusikdirektor Marko Letonja am Donnerstag an.

Und die sind mit Corona, Klimawandel und Krieg gesetzt und nicht ohne Beklemmung und Düsternis. «Das drücken wir nicht weg. Wir holen diese Themen mit unseren musikalischen Mitteln in den Konzertsaal und wollen damit Haltung zeigen», zieht Intendant Christian Kötter-Lixfeld den Grundton. Geprobt, geübt, gearbeitet wird in der lichtdurchfluteten Halle 1, konzertiert an klassischen Spielorten wie der Glocke, dem Theater Bremen, auch im Bremer Dom oder im Wallsaal.

Die lange Halle 1 bietet eine Fläche von 400 Quadratmetern und 373 Sitzplätze, die in Reihen leicht nach oben gehen und den Weg frei machen fürs Hören und Sehen. «Der Klang ist erstaunlich rund und ausgewogen», stellte Letonja fest. Keine Selbstverständlichkeit für eine frühere Industriehalle aus Beton. Akustiker und Schalldämmung haben ihr Werk getan.

In den Kellerräumen darunter liegen zahlreiche Übe- und Stimmzimmer, es gibt ein Notenarchiv und Instrumentenlager. «Ein solcher Ort ist für die tägliche Arbeit eines Orchesters lebensnotwendig», so Letonja. Mit dem bereits im April erfolgten Umzug verbinden die 1825 gegründeten Philharmoniker zwei Jahre vor ihrem 200. Geburtstag einen Neuaufbruch.

Das soll sich auch in neuen Formaten spiegeln - «PhilX» ist ein solches mit vier Veranstaltungen jeweils an Freitagabenden. Die «Feuerzangenbowle» mal in einer ganz anderen Fassung und die Bratsche mal jazzig gespielt. Es darf und soll auch experimentiert werden im Tabakquartier. Es geht um Interaktion. «Einfach mal alles auf links drehen und schauen, was das Publikum davon hält», sagt Kötter-Lixfeld.

In der nächsten Spielzeit stehen unter anderem zwölf Philharmonische Konzerte in der Glocke an, zehn Sonderkonzerte, zahlreiche Kammermusiken, Festivals und Opernvorstellungen im Theater Bremen. Mit dem «Earth Cry» von Peter Sculpthorpe solle im Konzerthaus Glocke mit dem Australier William Barton am Didgeridoo Anfang Oktober gleich zu Beginn der Konzertsaison ein Ausrufungszeichen gesetzt werden - und mit Strawinskys «Sacre du Printemps» direkt ein zweites hinterher.

Die Musik spielt auf die durch den Klimawandel bedrohten und bewahrenswerten Schönheiten der Welt und der Schöpfung an. Dafür stehen auch Beethovens Symphonie Nr. 9 und Debussys Klanggemälde «La Mer». Die Eröffnung der neuen Halle im Tabakquartier ist am 10./11. September mit einem Festkonzert und einem Tag der offenen Tür geplant. Wer nicht so lange warten will, dem empfehlen die Philharmoniker die Saisonpräsentation am 10. Juli um 11.00 Uhr in der Bremer Glocke. Der Eintritt ist frei.

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