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No-Billag-Initiative gefährdet vielfältige Kultur- und Medienlandschaft
Russland darf nicht an Eurovision Song Contest teilnehmen - Russische Medien verlassen Rundfunkunion. Foto: Lieberwirth
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Russland darf nicht an Eurovision Song Contest teilnehmen

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Genf - Russland darf wegen des Einmarsches in die Ukraine nach einer Boykottdrohung und mehreren Protesten nicht mehr am Eurovision Song Contest (ESC) 2022 teilnehmen. Der Veranstalter, die European Broadcasting Union (EBU), schloss das Land am Freitag nach anfänglichem Zögern aus. Als Grund nannte die EBU, dass eine russische Teilnahme den Wettbewerb «in Misskredit bringen könnte».

«Es wird kein russischer Künstler am diesjährigen Eurovision Song Contest teilnehmen», teilte die EBU in Genf mit. Der Wettbewerb findet vom 10. bis 14. Mai in Turin in Norditalien statt. Deutschland will seinen Song kommende Woche küren.

Die Öffentlich-Rechtlichen in Deutschland haben den Schritt begrüßt. «Wenn ein Teilnehmerland des ESC von einem anderen angegriffen wird, sind wir innerhalb der europäischen ESC-Familie solidarisch», teilten die ARD-Vorsitzende Patricia Schlesinger und ZDF-Intendant Thomas Bellut mit. «Deshalb ist die Entscheidung gegen die Teilnahme Russlands an dieser Stelle richtig.» Der ESC repräsentiere Werte wie Freiheit und Vielfalt und sei «ein friedlicher Wettstreit kreativer Köpfe».

Die EBU hatte auf Forderungen nach einen Ausschluss Russlands am Donnerstag noch mit dem Hinweis reagiert: «Der Eurovision Song Contest ist eine nicht-politische kulturelle Veranstaltung.» Am Freitag hieß es: «Wir setzen uns weiterhin für den Schutz der Werte eines Kulturwettbewerbs ein, der den internationalen Austausch und die Verständigung fördert, das Publikum zusammenbringt, die Vielfalt durch Musik feiert und Europa auf einer Bühne vereint.»

Der finnische Rundfunksenders Yle hatte zuvor mit einem Boykott gedroht, sollte Russland nicht ausgeschlossen werden. Der russische Angriff auf die Ukraine verstoße gegen alle Werte, für die man selbst ebenso stehe wie alle anderen europäischen Rundfunksender, teilte Yle mit. Andere skandinavische Sender und die Ukraine hatten den Ausschluss Russlands ebenfalls verlangt.

Turbulenzen hatte es zuvor bereits um den diesjährigen ukrainischen Beitrag gegeben, nachdem Sängerin Alina Pash die nationale Vorentscheidung gewonnen hatte. Sie kam in ihrer Heimat wegen eines Besuchs auf der von Russland 2014 einverleibten ukrainischen Halbinsel Krim in die Kritik. Sie soll dort 2015 über Moskau hingeflogen sein, statt den aus ukrainischer Sicht legalen Landweg zu benutzen. Das ist ein Tabu in der Ukraine. Der nationale Veranstalter UA:PBC zog die Entscheidung für Pash daraufhin zurück und nominierte die Band Kalush Orchestra, die auf den zweiten Platz gekommen war.

Sie wird die Ukraine beim 66. ESC nun mit dem Titel «Stefania» repräsentieren. 40 Länder ringen in Turin um den Sieg. Kalush Orchestra kann sich in einem der beiden Halbfinals (10. und 12.5.) für die Endrunde qualifizieren, die am 14. Mai stattfindet.

 

Wegen ESC-Ausschluss: Russische Medien verlassen Rundfunkunion

Moskau (dpa) - Als Reaktion auf den russischen Ausschluss vom Eurovision Song Contest (ESC) 2022 verlassen mehrere russische Sender den Veranstalter European Broadcasting Union (EBU). Der Erste Kanal, die staatliche Medienholding WGTRK und das Radiozentrum Ostankino protestierten damit gegen den Schritt. Es handle sich um ein unangemessenes politisches Opfer eines Musikforums, das immer seinen unpolitischen Status betont habe, teilten die Sender am Samstag der Agentur Tass zufolge mit.

Die Entscheidung sei zudem mitnichten das erste Mal, dass die EBU sich politisch beim ESC einmische. Die Sender nannten das Lied «1944», mit dem die ukrainische Sängerin Jamala 2016 den Wettbewerb gewonnen hatte - «ein offenes politisches Manifest» - sowie den Ausschluss von Belarus 2021. «Dies sind nur zwei Beispiele in einer langen Reihe, als die Organisatoren den Begriff «Politik» voreingenommen und wählerisch genutzt haben», hieß es. Die EBU setze damit den Wunsch der EU um, obwohl die meisten Mitglieder der Rundfunkunion gar keine EU-Mitglieder seien.

Die EBU hatte ihre Entscheidung am Freitag damit begründet, dass eine russische Teilnahme den Wettbewerb «in Misskredit bringen könnte». Russland hatte am Donnerstagmorgen mit dem Angriff auf die Ukraine begonnen.

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