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Das Gebäude des Bundesrates. Foto: Bundesrat, Presse
Dulig setzt sich im Bundesrat für sächsischen Musikinstrumentenbau ein. Foto: Presse
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Deutscher Musikrat und Sachsen wollen Musikinstrumentenbau vor EU-Regeln für Blei schützen

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Dresden/Berlin - Sachsen will das Handwerk und besonders den Musikinstrumentenbau vor neuen EU-Grenzwerten für Blei schützen. Dazu soll am Freitag im Bundesrat ein Antrag eingebracht werden. Wirtschaftsminister Martin Dulig (SPD) hält strenge Vorgaben aus Gründen des Arbeitsschutzes zwar generell für wichtig.

Allerdings hält er den Vorschlag der Kommission für zu weitgehend. «Es steht im Vogtland eine jahrhundertealte, traditionelle und international einzigartige Vielfalt von Musikinstrumenten-Fertigung auf dem Spiel. Die Instrumentenbauer benötigen gewisse Bleianteile, sonst können sie die hohe Qualität ihrer Produkte nicht mehr gewährleisten», sagte Dulig am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur. Er selbst spiele eine Trompete aus dem Vogtland.

Dulig will den Antrag im Bundesrat wenn möglich selbst einbringen. Blei ist im Instrumentenbau ein wichtiger Bestandteil und Ausgangsmaterial für Hörner oder Trompeten. Es findet sich aber auch in Holzblasinstrumenten wie Klarinetten und Oboen, in der Mechanik eines Klaviers und im Orgelbau. Die EU-Kommission will bereits bestehende Grenzwerte für Blei aber aufgrund neuester wissenschaftlicher Erkenntnisse deutlich verschärfen.

In Sachsen sieht man deshalb nicht nur die Existenz vieler Betriebe in Gefahr, sondern befürchtet auch, dass das kulturelle Leben drastisch eingeschränkt werden könnte. Auch die Restaurierung alter Instrumente wäre nicht mehr möglich, hieß es. Nicht zuletzt hängen viele Ausbildungsplätze und Jobs an dieser Branche. Im vogtländischen Musikwinkel werden seit etwa 350 Jahren Musikinstrumente gefertigt. Der sächsische Antrag zielt deshalb auf eine Überarbeitung der EU-Richtlinie ab. Konkret möchte der Freistaat Ausnahmeregelungen.

 

lesen Sie ergänzend dazu die Pressemeldung des Deutschen Musikrats:

Richtlinienentwurf über neue Grenzwerte für Blei bedroht Kulturgut Musikinstrumentenbau
 
Am heutigen Freitag berät der Bundesrat in einer ersten Lesung über den Vorschlag für eine neue Richtlinie der Grenzwerte für Blei. Bereits jetzt sind die Grenzwerte für Blei sehr niedrig angesetzt und die Verwendung von Blei im Arbeitskontext wird vor allem mit Blick auf mögliche gesundheitliche Auswirkungen streng überwacht. Blei ist für den Bau u.a. von Orgeln, Klavieren und von vielen Blasinstrumenten ein nicht zu ersetzender Werkstoff, der in meist geringen Mengen verwendet wird.

Hierzu Prof. Christian Höppner, Generalsekretär des Deutschen Musikrates: „Der Deutsche Musikrat fordert den Bundesrat dazu auf, bei seinen Debatten die verheerenden Auswirkungen, die eine Verschärfung der Grenzwerte für Blei auf das Traditionshandwerk Instrumentenbau nach sich ziehen würde, zu berücksichtigen und ggf. entsprechende Ausnahmeregelungen für den Musikbereich zu etablieren. Der Gesundheitsschutz und die berechtigten Interessen der Instrumentenbaubranche müssen in eine sinnvolle und funktionierende Balance gebracht werden. Denn Blei ist beim Bau von Orgeln, bei Arbeitsschritten im Klavier- und Flügelbau, aber auch als Bestandteil vieler Blechblasinstrumente bisher alternativlos. Ein faktisches Bleiverbot würde diese Branche und mit ihr die lebendige Musikkultur in Deutschland gravierend und dauerhaft schädigen.“

Berlin, 12. Mai 2023

 

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