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Ghost Light - Ein Ballett in Corona-Zeiten von John Neumeier. Foto: Kiran West
Ghost Light - Ein Ballett in Corona-Zeiten von John Neumeier. Foto: Kiran West
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Viel Applaus für John Neumeiers Corona-Ballett «Ghost Light»

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Hamburg - Es ist wohl das erste abendfüllende Ensemble-Ballett nach der Corona-Zwangspause: Unter großem Beifall hat am Sonntagabend in der Hamburger Staatsoper das Ballett «Ghost Light» von John Neumeier seine Uraufführung gefeiert.

Das Ballett für 55 Tänzer zu Solo-Klaviermusik von Franz Schubert entstand seit Anfang Mai unter Beachtung der geltenden Abstandsgebote und Hygienemaßnahmen. Das heißt, die Tänzer dürfen einander nicht anfassen, lediglich verheiratete und liierte Paare können Pas de deux tanzen. Der Titel «Ghost Light» greift eine amerikanische Theatertradition auf: Wenn es eingeschaltet ist, darf kein Künstler die Bühne nutzen. Es brennt die ganze Nacht hindurch - bis sich die Bühne wieder mit Leben füllt.

«Das Ballett war nie geplant und steht in keiner Broschüre. Aber dieses Ballett musste gemacht werden, die Tänzer waren so hungrig nach der Bühne», sagte Neumeier tief bewegt zu Beginn der Vorstellung. «Ghost Light» habe keine Handlung, Hauptthema sei das Ensemble selbst. «Es geht um ihre Ängste, ihre Beziehungen. Was sie erlebt haben in dieser sonderbaren Zeit.»

Es beginnt mit Anna Laudere als Kameliendame, die verzweifelt über die leere Bühne umherirrt, bis ihr Geliebter (Edvin Revazov) sie tröstet. Sie gehören ebenso wie Solisten aus «Der Nussknacker» und «Nijinsky» zu den Bühnengeistern, die der Legende nach nachts ihre Spiele auf der Bühne treiben. Vier Tänzer bringen Stühle auf die Bühne, ihr Tanz ist wie eine Unterhaltung auf Distanz: Der eine antwortet mit seinen Bewegungen auf den anderen. Als eine Tänzerin von einem Tänzer kurz berührt wird, blickt diese ihn irritiert an und sinkt zu Boden. Höhepunkte der anderthalbstündigen Choreographie sind jedoch die innigen Pas de deux, die eine tiefe Zuneigung zwischen den verschiedenen Paaren vermuten lassen.

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