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13. Februar - Welttag des Radios

13. Februar - Welttag des Radios

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Musikalische Jahrestage (4) – 13. Februar – Welttag des Radios

Vorspann / Teaser

Manchmal könnte man das Gefühl bekommen, das Radio hätte neben dem Internet und allen anderen technischen Spielereien an Bedeutung verloren. Andererseits würden immer noch viele Menschen, die man fragt „Radio oder Fernsehen“ das Radio wählen. Durch verbesserte Sende- und Übertragungstechniken kann man heute auch weit entfernte Länder mit ihren Radiosendern empfangen. Das kann eine wirkliche Bereicherung der Freizeit sein!

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„Lesen ist Fernsehen im eigenen Kopf“, hat Charlie Brown einmal gesagt. Man hat „nur“ das Buch vor Augen, liest den Text und in der Phantasie entsteht dazu eine Art Film, ein ganz individueller und persönlicher Film. Wie oft ist man enttäuscht, wenn am dann zu dem Buch einen richtigen Film im Kino oder Fernsehen sieht und die Figuren und Schauplätze sehen irgendwie ganz anders aus, als man sie sich vorgestellt hat.

Mit dem Radio ist es oftmals ähnlich. Man bekommt etwas vorgelesen (vielleicht ein Buch) und es entsteht dazu der eigene Film im Kopf. Wie mag der Moderator, die Moderatorin aussehen? Von was für Menschen, Tieren, Gebäuden und Gegenden ist da die Rede? Kann der Sprecher den Film im Kopf des Hörers in Gang bringen und die richtige Richtung lenken? Und dann gibt es ja im Radio noch die Musik, die die Phantasie immer ganz besonders anregt.

Heute ist nicht mehr das Radio, sondern das Internet das zentrale Medium, das alles, was man benötigt, zur Verfügung stellt. So haben wir auch den UNESCO World Radio Day (Welttag des Radios) wieder auf der lesenswerten Plattform www.kuriose-feiertage.de entdeckt. Dort sind für heute zum Beispiel noch der „Kiss Day“ (Kusstag – der siebente Tag der Valentinswoche in Indien), der „National Tortellini Day“ (Tag der Tortellini in den USA) und der „Shrove Tuesday“ oder „Pancake Day“ (Tag der Pfannkuchen in Großbritannien – der allerdings an unterschiedlichen Daten stattfindet, immer 47 Tage vor Ostersonntag – in diesem Jahr also am 13. Februar) verzeichnet. Eine innere Beziehung zwischen diesen Jahrestagen scheint aber nicht zu bestehen.

Auf der Plattform „kuriose Feiertage“ wird der Sinn des Tages so beschreiben: „Die UNESCO möchte mit dem heutigen Aktionstag die gesellschaftliche Rolle und Bedeutung des öffentlichen Rundfunks hervorheben. Dementsprechend soll der World Radio Day auch dazu genutzt werden, die internationale Zusammenarbeit zwischen den Radiostationen zu verbessern und den Zugang zu Informationen über Funk in den Mittelpunkt zu stellen.“

Auf Anregung der spanischen Radioakademie „Academia Española de la Radio“ erklärte die Generalkonferenz der UNESCO am 3. November 2011 den 13. Februar zum „World Radio Day“. Wie Entscheidung für den 13. Februar erinnert an den Gründungstag des „United Nations Radio“ am 13. Februar 1946. Der erste World Radio Day fand am 13. Februar 2012 statt. Ab 2014 standen die World Radio Days jährlich unter einem gemeinsamen Motto; zum Beispiel „Gleichstellung der Geschlechter und die Förderung von Frauen im Rundfunk“ (2014), „Jugend und Radio“ (2015), „Radio als Medium in Krisen- und Notfallsituationen“ (2016), „Radio und Vertrauen“ (2022), „Radio und Frieden“ (2023). In diesem Jahr steht der Gedenktag unter dem Motto „Radio: Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft“.

Nun gäbe es über einen Welttag des Radios viel zu sagen – gerade auch im Hinblick auf das diesjährige Motto. Man könnte über die technischen Entwicklungen und Fortschritte des Radios nachdenken, über die gesellschaftliche Bedeutung von Radio, über Sparkurse beim Betreiben von Rundfunksendern, über politische Einflussnahme auf Sendungen – Themen gäbe es genug. Wir wollen uns dem Radio hier im Sinne von Carl Sandbergs „Stell dir vor, es ist Krieg und keiner geht hin“ nähern. Sich vorzustellen, dass das Radio spielt und keiner hört zu – nein, das kann nicht sein!

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Die Rundfunkpyramide, das Funkhaus, auf der QSL-Karte von Rádio Slovakia. © Rádio Slovakia

Die Rundfunkpyramide, das Funkhaus, auf der QSL-Karte von Rádio Slovakia. © Rádio Slovakia

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Radio muss man hören! Da gibt es zum einen die Möglichkeiten „Friseur“ oder „Büro“, bei denen das Radio den ganzen Tag vor sich hindudelt, quasi als geräuschhafter Untergrund für das Tagesgeschehens. Manchmal sagt vielleicht jemand „Sei mal still, ich will die Nachrichten hören“ oder „Oh, mein Lieblingslied“ – primär ist es aber Hintergrund, der die Stille vertreibt. Auf der anderen Seite gibt es die bewussten Zuhörer, die ganz konkret „ihre“ Sendung hören wollen – etwa die „Deutsche Schlagerparade“ mit Ilse Rehbein (von 1951 bis Mitte der 1980er Jahre), oder die interaktive Lebensberatungssendung „Was wollen Sie wissen?“ mit Dr. Erwin Marcus (1971 – 2000). Beide Sendungen liefen beim Norddeutschen Rundfunk, aber da hat jeder Sender seine eigenen regionalen Highlights.

Und dann kann man Radio „zufällig hören – am Regler drehen oder den Sendersuchlauf in Gang setzen und hören, was da „zufällig“ kommt.

Exkurs – persönliche Erinnerungen: Als ich in den 1980er Jahren ins Studium ging, gaben mir meine Eltern verschiedene Utensilien mit, die in einer Studentenbude vonnöten sein würden. Das Wichtigste, was mir mein Vater (geboren 1919, Teilnehmer am II. Weltkrieg) aus seiner Sicht auf den Weg mitgab, war ein Radio, ein für die Zeit schon recht vornehmer Weltempfänger. Ob mein Vater mich damit beim Studieren auf meiner Bude halten wollte oder meine mögliche Einsamkeit in der Fremde schmälern, weiß ich nicht genau. Aber das Radio war ein willkommener, unterhaltsamer und vielfältige interessierter Begleiter. Manche Stunde habe ich mit ihm und der hinter ihm stehenden Welt verbracht.

Viele Nächte saß ich vor meinem kleinen Kasten und suchte die Frequenzen – insbesondere im Kurzwellenbereich – ab und versuchte einen Sender ausfindig zu machen. Zufällig oder auch sehr gezielt gesucht. Es gab (und gibt) zahlreiche Stationen, die in deutscher Sprache sendeten. Die waren schon sprachlich meine erste Wahl. So habe ich mich durch die Welt bewegt und gelernt, dass man Dinge von innen und außen betrachten kann und sie in ihrer Darstellung dadurch sehr unterschiedliche Gestalt bekamen. Was in Deutschland selbst eine Meldung war, wurde aus vielen tausend Kilometern Entfernung auch wahrgenommen – aber aus vielfältigen Gründen anders bewertet und dargestellt. Noch heute höre ich schon aus diesem Grund gern nicht-deutsche Sender – quasi für die geistige Reinheit.

Oder ich fand irgendwo zwischen atmosphärisch bedingten Geräuschen und Interferenzen einen Sender in einer fremden Sprache, die ich nicht verstehen konnte. Da war es immer wieder gut, Musik aus meinem Kulturkreis zu hören (ja, selbst in den abgelegensten Gegenden dieser Welt kannte man schon damals, Bach, Mozart und Mendelssohn). Und wenn dann meist zur halben oder vollen Stunde das Zeitzeichen und irgendeine Form von Senderkennung gesendet wurde, dann wusste man, mit wem man es zu tun hatte.

Aus all diesen Informationen verfertigte ich dann einen Empfangsbericht. Denn die Sender hatten und haben ein großes Interesse daran, zu erfahren, wo und in welcher Qualität sie empfangen werden können. Zwanzig Minuten sollte man dem Programm zugehört haben und einige Programmdetails angeben. Dazu die Frequenz und den Sender sowie einige einfache Bewertungen zu Signalstärke und Interferenzen. Diesen Bericht schickte man dann an den Sender und erhielt als Dankeschön eine sogenannte QSL-Karte (QSL-Card), eine Postkarte, mit einer wunderbaren „exotischen“ Briefmarke zurück. Diese hängte ich dann an meine Wand – und im Laufe der Jahre wurde sie immer voller und voller und bunter und bunter. Ein Stück weite Welt auf meiner kleinen Studentenbude.

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Die Abkürzung „QSL“ gehört zu den weltweit verwendeten sogenannten „Q-Codes“ (Q-Schlüssel), die von Funkdiensten verwendet werden, um Standard-Nachrichten möglichst kurz, klar und fehlerfrei zu übermitteln. Ursprünglich stammen diese Q-Codes aus der Morsetelegraphie, wo man durch diese verkürzten Codes ganze Sätze erheblich zeitsparender, fehlerunempfindlicher und weniger arbeitsintensiv übermitteln konnte. Die Codes sind für Frage und Antwort gleich. So bedeutet zum Beispiel QTR? (mit Fragezeichen – als Frage) „Welches ist die genaue Uhrzeit?“ Die Antwort heißt dann QTR 1700 „es ist genau 17 Uhr“.

Der Code QSL bedeutet „ich bestätige den Empfang“ – das ist das, was der Sender tut, wenn er eine Empfangsbestätigung von einem Hörer bekommt. Dabei sind die Karten in ihrer Gestaltung sehr vielfältig. Bei manchen Sendern ist die Sendeanlage, die Antenne oder das Funkhaus abgebildet. Andere QSL-Karten vermitteln ein Stück der heimischen Kultur – Trachten, Gebäude, Inszenierungen. Wieder andere versenden hoch künstlerisch gestaltete Karten. Die Vielfalt ist nahezu unüberschaubar.

Auch mir den neuen Übertragungstechniken (DAB und andere) sind die QSL-Karten noch immer bei einigen Sammlern eine heiß begehrte Ware. Allerdings haben sich die Zeiten ein wenig verändert – bei manchen Sendern muss man das Rückporto beilegen der man bekommt „nur“ noch eine E-Mail als Empfangsbescheinigung (die aber gelegentlich auch schön und bunt ausgestaltet sind). Manche Sender haben die QSL-Karten leider eingestellt, andere verschicken derzeit keine Karten (Radio Ukraine: „Unfortunately, we do not confirm receiption of reports from our listeners with a QSL-card during the period of martial law in Ukraine.“).

Mit dem Radio kann man sich die weite Welt nach Hause holen und man kann mit der Welt dadurch auch in Verbindung treten. Die Musik hilft einem beim Verfassen der Empfangsberichte, wenn man die Sprache des Senders nicht versteht. Besser noch: manchmal hört man Musik aus fremden Ländern, die einem die Tür zu anderen Menschen noch weiter öffnen – das ist wunderbar. Und für den Empfangsbericht muss man diese dann – weil man ja keine Titel weiß oder verstanden hat – versuchen, zu beschreiben. Das ist „echtes“ Musikhören!

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