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Zu alt fürs Kulturradio

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Das Kulturradio von Radio Berlin/Brandenburg (rbb) ist schon ein Knüller. Es dümpelt zwar nur um eine Quote von 0,9% Höreranteil, aber es ist aktiv. Es ist philosophisch. Es ist: zum Heulen. Die Intendantin freut sich über die Senkung des Alters des Durchschnittshörers auf 52,9 Jahre. Es lag schließlich mal bei etwa 60. Eine helle Freude. Aber das Kulturradio dümpelt bei konsequent 0,9%. Sie haben die älteren Hörer erfolgreich aus ihrem Programm vertrieben und der rbb freut sich darüber. Nicht mit Recht, aber mit Brecht. Ganz unbewusst zitiert die Intendantin Reim ihn in einer Rundfunkratssitzung: „Sie müssen sich schon ein anderes Volk suchen, wenn Ihnen das Volk, das Sie haben, nicht gefällt.“ Das meint sie nicht so, aber das macht sie so. Weg mit den Alten. Sollen die doch ihre Plattensammlung endlich mal aufbrauchen und ihre Thomas-Mann-Bände lesen. Es ist ja dies nichts Neues. Immer wieder hört man das Lamento über die Überalterung des Publikums: im Konzert, in der Oper, im Chor um die Ecke. Die sterben sowieso weg und sind ohnehin nur alt. Was soll man mit denen. Wir brauchen es bunt und laut, fetzig, knallig, jung eben. Egal, ob auch die Künstler alt sind. Keith Jarrett 60, Herbie Hancock 70, György Kurtàg 80 und Luigi Nono schon tot. Wer alt ist, braucht keine Kultur mehr, er ist Kultur. Aber Arbeiten soll man bald länger – nur ohne Kulturradio, nur ohne Arbeit. Eine tolle Idee. So philosophisch, so brechtisch, so frisch; geradezu so pränatal. Und so ablenkend. Von Programmqualität mag keiner mehr reden. Kein Wunder also, wenn nicht mehr, sondern nur Jüngere zuhören. Von denen gibt es dummerweise zu wenig.

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