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Gitarre, Posaune, Stimme: Rita Payés. Foto: Michael Scheiner

Gitarre, Posaune, Stimme: Rita Payés. Foto: Michael Scheiner

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Die Posaune von Barcelona

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Die Sängerin, Komponistin, Songwriterin und Posaunistin Rita Payés mit ihrem Trio im Theater Regensburg
Vorspann / Teaser

Mit einem Konzert der katalanischen Posaunistin, Komponistin und Sängerin Rita Payés eröffnete Mitte April das 18. Spanische Film- und Kulturfes­tival cinEScultura im Regensburger Stadttheater. Auf Payés war man aufmerksam geworden durch den Dokumentarfilm „A Film about Kids & Music“ aus dem Jahr 2013, der den Preis für den besten Spielfilm beim Austin Festival 2013 gewann und bei cinEscultura 2014 gezeigt wurde. Damals war Payés gerade 14 Jahre alt und galt als Wunderkind an der Posaune. Ein Jahrzehnt später kommt die damals noch kindliche Protagonistin des Films als reife Künstlerpersönlichkeit zusammen mit ihrem Trio und einem Strauß eigener Komposition ins Regensburger Stadttheater.


 

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Über die Jahre hat Payés, die inzwischen in zahlreichen Formationen und Besetzungen ge­spielt hat – darunter die WDR Big Band und die Pianistin Lucia Fumero –, die Musik für ihr eigenes Trio erarbeitet und auch an den Finessen ihres aktuellen Programms „De Camino al Camino“ gefeilt.

Das konstituierende Element ihrer Kompositionen ist die spanisch-katalanische Volksmusik, quasi ein Liederbuch der Canciones Espanolas Antiguas. Diese Tradition lässt Payés aber hinter sich, indem sie sich zwar des Vokabulars dieser iberischen Folklore bedient, sie aber zur Kunstmusik überhöht, wie man es etwa vom Kunstlied Schuberts kennt oder von Bearbeitungen klassischer Musik durch Ensembles wie Franui.

Ihre Partner auf der Bühne sind ihre Mutter Elisabeth Roma, eine Virtuosin auf der spanischen Konzertgitarre, und Pol Batlle an der elektrischen Gitarre, der fassettenreich spanische Gitarrentradition mit Rocksounds mischen kann.

Payés steuert alle Liedtexte und Gedichte bei, spielt auf ihrer Kühnl & Hoyer-Posaune ein klangfarbenreiches Blech: Auf ihrem Instrument stellt sie feinste Zwischentöne ihrer neokatalanischen Lieder dar, kann aber auch orchestral auftrumpfen. Überraschenderweise mischen sich Blechblasinstrument und Gitarren sehr gut.

Über allem die Altstimme der Payés mit spanisch-maurisch eingefärbten Glissandi, Melismen und Kirchentonleitern. Pol Batlle singt Altstimme im Duo mit Payés und ihre berückenden Linien über dem dunklen Grunde der spanischen Gitarren nahmen die Regensburger Zuhörer mit, die ihre Anteilnahme durch herzhaftes Mitsingen einiger Dreiklangsbrechungen im phrygischen Kirchenklang beweisen durften, fesselnd dirigiert von Rita Payés, die – so zierlich sie auf der großen Theaterbühne wirkt – immer zupackend und klar agiert.

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Gitarre, Posaune, Stimme: Rita Payés. Foto: Michael Scheiner

Gitarre, Posaune, Stimme: Rita Payés. Foto: Michael Scheiner

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Es gibt Hoffnung

Payés genoss die große Theaterbühne sichtlich und man glaubte ihr, die als Teil der Coronageneration ihre Karriere vor allem durch YouTube-Videos aufgebaut hatte, als sie sagte, hier in Regensburg im vollen Saal ihre Musik live aufführen zu dürfen, gebe ihr Hoffnung: „Eso hace esperanza“.

Zwei Zugaben forderte das Publikum nach 90 Minuten intensiver Klangreise und danach entließen Künstler und Veranstalter die Zuhörer in eine Festival-Premierenfeier unter der Schirmherrschaft von Sant Jordi, dessen Fest in Katalonien jeden 23. April mit großer Begeisterung gefeiert wird. Der Legende nach rettete Sant Jordi seine Prinzessin, indem er einen Drachen tötete, aus dessen Blut ein Rosenstrauch wuchs. Seit damals schenken die Kavaliere an diesem Datum den Damen eine Rose und die Damen den Herren ein Buch und tragen so zur Bildung ihrer Verehrer bei. Ein frühlingshafter Abend auf dem Vorplatz des Theaters bot die Kulisse für den gelungenen Auftakt des Spanischen Filmfestivals.

Das anschließende Balkonsingen des Regensburger Opernensembles war das Sahnehäubchen eines besonderen iberisch-bayerischen Kulturabends, der als Koproduktion von cin-EScultura, dem Jazzclub Regensburg und dem Theater Regensburg exemplarisch für bürgerschaftliches Engagement in der Weltkulturerbestadt stehen kann.

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