Die Bayerische Kultur- und Bildungsministerin schlägt die Zusammenlegung der Unterrichtsfächer Kunst, Musik und Werken vor. Das scheint naheliegend angesichts der „Verfransung der Künste“, die Adorno schon in den 1960er-Jahren konstatierte. Doch der Ministerin geht es nicht um Mischformen wie Oper, Ballett, Tanz, Kino, Performance, Happening, Multimedia, Licht-Video-Klang-Raum-Installation. Ebenso wenig geht es ihr um eine neue Didaktik im Rahmen des – analog den MINT-Fächern – neuen KMW-Fachs. Die drei Fächer sollen schlicht von sechs auf zwei Wochenstunden zusammengestrichen werden, um Personal und Geld zu sparen.
Erst- und nochmalig
Live aufgeführte Musik ist nie bloß zum Hören, sondern auch für das Sehen. Die visuelle Gestik, Energetik, Körperlichkeit, Anstrengung oder Lockerheit bei instrumentaler oder vokaler Hervorbringung von Klang prägt auch die auditive Wahrnehmung. Das Auge hört mit. Manche Figuren, Phrasen oder artikulatorische Details erfasst man besser, wenn man ihre charakteristische Gestaltung auch sieht. Unter dem Motto „Sichtbare Musik“ feiert das Festival „Klangbrücken – Neue Musik für und aus Hannover“ vom 6. April bis 5. Mai sein zehnjähriges Bestehen. Neben mehreren „Interventionen“ an wechselnden Orten gibt es über den Monat verteilt 14 Konzerte in verschiedenen Spielstätten: Städtische Galerie KUBUS, Sprengel Museum, RAMPE, Kleiner Sendesaal NDR, Klecks-Theater, Martinskirche, Kommunales Kino, Eisfabrik und Kammermusiksaal der Hochschule für Musik, Theater und Medien. Neben Stücken aus den letzten Jahrzehnten gibt es etliche Uraufführungen von Johannes Schöllhorn, Katharina Roth, Benjamin Scheuer, Jamilia Jazylbekova, Thanos Sakellaridis, Mary Bellamy, Turgut Erçetin, Farhad Ilaghi Hosseini, Tom Bañados, Aaron Cassidy sowie allein von Damian Marhulets sowohl eine „chamber VR opera“ als auch eine „audiovisual VR performance“ und ein „interactive game-score“.
Das Theater Kiel präsentiert am 4. Mai erstmalig Ludger Vollmers neueste Oper „Buddenbrooks“ auf ein Libretto von Feridun Zaimoglu und Günter Senkel. Zwei Wochen früher bringt das Theater Heidelberg am 20. April vom selben Komponisten die musikalische Komödie „Zusammenstoß“ heraus. Premiere am Mainfrankentheater Würzburg hat am 6. April Christoph Ehrenfellners vieraktige Oper „Karl und Anna“ auf ein Libretto von Roland Schimmelpfennig. Und die SWR Festspiele Schwetzingen eröffnen am 26. April mit der Uraufführung von Lucia Roncettis Oper „Der Doppelgänger“ auf ein Libretto von Katja Petrowskaja nach Fjodor Dostojewski.
Das junge Kölner Festival für aktuelles Musiktheater startete 2022 unter dem Namen „Sparks“. Unter neuem Namen ORBIT sind nun vom 12. bis 15. April abermals neue Musiktheaterarbeiten zu erleben, aber keine einzige Uraufführung. Vor zwei Jahren fanden die Neuproduktionen allesamt keine Wiederaufführung, so dass alle Requisiten, Kulissen und Kostüme entsorgt werden mussten. Aus der dieses Mal geringer ausgefallenen Förderung durch Stadt Köln und Land NRW machen die künstlerischen Leiterinnen Christina C. Messner und Sandra Reitmayer die Tugend der Nachhaltigkeit. Andernorts bereits uraufgeführte Projekte gelangen nun zu vielleicht sogar optimierten Wiederaufführungen zu anderer Zeit, an anderem Ort, unter anderen Bedingungen, vor anderem Publikum. Aus dem Nocheinmal wird so erneut ein Erstmals der Stücke von Frauke Aulbert, Michael Maierhof, Steffen Pohl, Carlie Schoonees, Pedro Lima, Carlota Ramos, Oxana Omelchuk, Luísa Saraiva, Senem Gökçe Oğultekin, Hannes Seidl und Briefkastenfirma GbR, Sabrina Ma, Athena Lange und Leo Hofmann.
Weitere Uraufführungen:
- 12.4.: Francesco Filidei, Konzert für Viola und Orchester mit den drei Sätzen „Die Gärten von Vilnius“, „Tuttomondo“ und „What is a flower“, musica viva Herkulessaal München
- 14.4.: Markus Lehmann-Horn, Nicht Fallen für Blechbläserquintett, Gewandhaus Leipzig
- 18.4.: Chaya Czernowin, Moths of Hunger and Awe für Violine und Streichorchester, Prinzregententheater München
- 22.4.: Sven-Ingo Koch, Oboe. Violine. Cello, Studio Musikfabrik Köln
- 26.4.: Jörg Iwert, Konzert für Horn und Orchester, Staatstheater Mainz
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