Mit seinen nach dem Zweiten Weltkrieg formierten All Stars absolvierte Louis Armstrong als rastlos reisender Musikbotschafter viele strapaziöse Tourneen. Überall auf der Welt ebnete der wegweisende Trompeter und Sänger den Menschen den Weg zum Jazz, indem er sie mit der emotionalen Direktheit seiner Musik im Herzen berührte, so auch in der Schweiz, wovon das Album „Lausanne 1952“ zeugt. Das Repertoire bestand nur aus bewährten, beliebten Titeln – eine Routine, die den Plattensammler kaum überraschen dürfte, aber dem Konzertbesucher das Gefühl eines einzigartigen Erlebnisses bot. Selbst die Abfolge der Stücke veränderte sich kaum (man findet hier vielleicht zum 50. Mal „Indiana“ als zweites Stück eines Live-Albums), doch für das Publikum vor Ort war das ohne Belang, denn da zählte nur die Magie des Moments. Das Konzert aus Lausanne vom 8. November 1952 mit Trummy Young (Posaune), Bob McCracken (Klarinette), Marty Napoleon (Klavier), Arvell Shaw (Bass), Cozy Cole (Schlagzeug) und Velma Middleton (Gesang) schließt trotzdem eine Lücke in Armstrongs Diskografie, da bisher keine Aufnahmen aus diesem und den beiden folgenden Monaten erhältlich waren. (TCB)
Armstrong, Mingus und Pepper auf Tournee
Anderthalb Jahre vor seinem Tod, am 2. und 3. Juni 1977, gab der geniale Bassist Charles Mingus auf einer Südamerika-Tournee zwei Konzerte in Buenos Aires. Er trat mit seinem gewohnten Quintett mit den langjährigen Weggefährten Dannie Richmond (Schlagzeug), Jack Walrath (Trompete) sowie Ricky Ford (Tenorsaxophon) und Bob Neloms (Piano) auf. Seine ALS-Erkrankung, die ihn wenige Monate später zwang, sein Bassspiel völlig aufzugeben, war zwar noch nicht diagnostiziert, doch seine Beweglichkeit war bereits stark eingeschränkt und seine Gesundheit war so angegriffen, dass er zwischen den Konzerten mit einem Herzinfarkt in ein Krankenhaus eingeliefert werden musste. Wie nur einer Löwennatur wie ihm zuzutrauen, absolvierte er nicht nur diese Auftritte professionell, sondern auch die anschließende Europa-Tournee. „Mingus In Argentina“ ist die einzige offizielle Veröffentlichung dieser „Working Band“. Das Highlight ist hier eine packende Version von „Cumbia & Jazz Fusion“, das, fast ein kleines Wunder, von fünf Musikern realisiert wird; also ohne all die Holzbläser und Perkussionisten des gleichnamigen, damals aktuellen, mit drei Mal so vielen Musikern eingespielten Albums. (Resonance)
Art Pepper war ein großer Künstler, doch auch ein schwer traumatisierter Mensch. Sein Leben war eine Serie langer drogenbedingter Gefängnisaufenthalte mit Pausen, in denen er sich als glänzender Altsaxophonist erwies. Im Jahr 1979 erschien seine erschütternde Autobiografie. In den letzten Jahren hatte der Künstler, der 1982 im Alter von erst 56 Jahren starb, ein Comeback. Auf ausgedehnten Tourneen strömten Massen begeisterter Hörer, auch solche, die nur auf Grund seiner Lebensbeichte neugierig waren, in die Konzerte des gesundheitlich stark angegriffenen Musikers. Pepper gab bei jedem Auftritt buchstäblich alles, so auch in „An Afternoon In Norway“. Im erstmals veröffentlichten Konzert in Kongsberg am 29. Juni 1980 im Quartett mit Milcho Leviev (Klavier), Tony Dumas (Bass) und Carl Burnett (Schlagzeug) klingt vieles bitter und zerquält (wenn auch nicht so wie Tage zuvor in London), aber die Aufrichtigkeit seiner Musik, der alles Beschönigende fremd ist, wirkt befreiend. (Elemental)
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